KAPITEL 16

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Wieder einmal rannte ich davon, hinaus in die Freiheit und weg von diesem Irren Mann. Doch er war nicht verrückt, ganz im Gegenteil. Im Nachhinein verstand ich seine Taten und doch war es zuviel. Er tötete mein inneres selbst und wollte mir das nehmen, was mir am wichtigsten werden würde, und dass wollte ich auf keinen Fall zulassen. Ich stieß ihn von mir, sodass er genau gegen die Wand stürzte, stand auf und rannte los. Hinaus aus der kleinen Wohnung, die Treppen hinunter und die spärlich beleuchteten Straßen entlang. Normalerweise liebte ich diese Nächte, in denen es noch immer warm ist, man vielleicht eine hauchdünne Jacke brauchte, doch diese Nacht war es mir vollkommen egal und ich achtete nicht darauf wie warm und schön es noch immer ist. 'Lauf weg' waren die einzigen Gedanken die ich in meinem Kopf pflegte, alles andere war ausgelöscht. Und schon immer war es so, schon immer lief ich weg vor meinen Problemen, doch dieses Mal würde ich es nicht schaffen. "Bleib stehen!" schrie er als er nur noch 15 Meter von mir entfernt war. Doch ich dachte gar nicht daran, sondern lief weiter. Hinein in das kurze Waldstück, doch er zeigte kein Erbarmen und folgte mir. 'Nicht stehen bleiben. Immer weiter. Schneller. Dein Albtraum verfolgt dich.' sagte ich zu mir selbst und zog das Tempo an. Ich war sportlich, sehr sogar zu dieser Zeit. Ich war jung, naiv und dumm und hätte so viel mehr erreichen können. Doch ich gab mein Leben auf und wofür?! Dafür das ein Mann mir mitten in der Nacht auflauert und mich verfolgte, weil er ein Teil von mir besitzen wollte?! Obwohl er nicht einmal ein Recht darauf hatte.

Schnell erkannte ich die gepflegten Straßen des Viertels, die teuren Blumen auf jedem Grundstück. Die verzierten Häuser, das ruhige Leben und der Duft von Perfektion und Rosen. Und auch wenn mir die Angst ins Gesicht geschrieben war, war ich umso erleichterter, als ich das Haus meiner Kindheit erreichte. Natürlich hatte ich eine eigene Wohnung, eine Wohnung mit ihr. Doch lebte ich nur da drin wenn ich arbeiten musste, oder sie da war. Doch diese Nacht war sie nicht da und ich war gerade von der Arbeit gekommen, und jetzt stehe ich hier und suchte panisch und schnell den Schlüssel der in das Schloss der Eingangstür passte. Ich hörte die Schritte von ihm schneller herantreten und versuchte einen spitzen Schrei von mir zu geben als er mich packte und sich gegen meinen Körper presste. Doch mir half es nichts zu schreien, er packte meinen Kiefer und drückte ihn zusammen, umklammerte meinen Mund sodass ich stumm war. "Mach die Tür auf und halt endlich die Klappe Miststück. Wir reden jetzt." raunte er herrisch während er mich auch ein wenig beschützerisch umklammerte.

Erst langsam gingen wir in das Haus hinein und als er dachte, er könnte mir vertrauen, riss ich mich aus seiner Schlinge und rannte die Treppen nach oben. Ich sah nur einen Ausweg und der war mein Zimmer, so rannte ich hinein und stemmte mich gegen die Tür nachdem ich sie wieder geschlossen hatte. „Verdammtes Miststück. Denkst du wirklich ich gehe so einfach?! Nach all dem was war?! Denkst du deine kleine Hure kommt hier her und wird dir helfen? Sie ist doch genau so eine wie du, rennt vor Problemen weg. Sie liebt dich nicht, sie liebt den Sex und die Drogen die du ihr beschaffst. Aber sie will nicht dein Herz im Gegensatz zu mir! Du könntest es so einfach haben Thie.. Evelyn.." - „Nenn mich verdammt nochmal nicht Evelyn! Du hast kein Recht mich bei meinem Namen zu nennen! Du kennst Sie nicht also verschwinde! Das zwischen uns war einmalig, ein Fehler!" - „Ein Fehler also?! Weiß Jordan dass auch?! Das du es genossen hast mit mir zu schlafen?! Wie du gestöhnt hast als wir es getrieben haben?! Mach die Tür auf du Miststück!" schrie er und hämmerte gegen die Tür, letztendlich stemmte er sich auch gegen die Tür und ich konnte sie nicht mehr zuhalten. Er war ein erwachsener Mann und er hatte verdammt nochmal viel zu viel Kraft für mich. Ich war kraftlos, nachdem ich die ganze Zeit rannte, doch noch mehr raubten mir seine niederschmetternden Worte die Kraft. Jordan liebte mich, sie liebte mich wirklich und das wusste ich, dass einzige war, dass sie es noch nicht wusste, und leider zu spät mitbekommen würde.

Als er die Tür aufstieß, fiel ich zu Boden und sah zu ihm hinauf. Mein Atem war unkontrolliert schnell und mein Puls stieg um das Dreifache als ich in seine wutentbrannten dunklen Augen starrte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er schnaufte laut und deutlich. Grob und hastig zog er mich an meinen Armen hinauf und stieß mich gegen die Wand. Schnell presste er sich gegen mich und legte meine Hände über meinen Kopf, drückte zu sodass ich mich nicht wehren konnte, nicht fliehen konnte. „Sieh es endlich ein, dass du keine Wahl hast. Ich bin ein Teil von dir und das wird sich nicht mehr ändern! Oder soll ich dir das erst in deinen kleinen süßen Kopf vögeln?!" fragte er raunend und öffnete meine Hose. „Fass mich nicht an!" fauchte ich und versuchte mich zu wehren als er bereits den Reißverschluss meiner Hose hinunterzog und mit seiner Hand unter die Hose, doch über den Slip rutschte. Langsam rieb er seine Hand an meiner Mitte und grinste mich dreckig an. „Na gefällt dir das, erinnerst du dich wieder?!" fragte er fordernd und biss in meinen Hals. Erst jetzt bemerkte ich die Alkoholfahne und die geweiteten Pupillen. „Ich bring dich um wenn ich mit dir fertig bin." Schrie er beinahe und schmiss mich auf das Bett. Meine Angst stieg ins unermessliche, und ich konnte spüren, wie das Blut durch meinen Adern floss, es rauschte in meinem Kopf und ich hatte Angst, die Besinnung und das Bewusstsein zu verlieren, ihn vollkommen in die Arme zu fallen sodass er mit mir das anstellen konnte, was er wollte. Doch egal was ich nun tat, ich konnte mich nicht befreien. Seine Großen Pranken hielten meine dünnen Arme fest und er legte sein Gewicht auf meinen zierlichen Körper. Er war gutaussehend, gebräunt, seine dunklen Haare und seine stahlblauen Augen gaben ihm das gewisse Etwas, doch genau das, was andere wollten, wollte ich nicht. Ich wollte ihn nicht und das was zwischen uns war, war eine einmalige Sache. Ein Fehler den ich direkt danach bereute. Denn Jordan war die Frau, die ich liebte, die ich zu dem Zeitpunkt vergötterte auch wenn sie eine von den Frauen wie ich war - wir rannten weg, vor alles was uns Probleme bereitete oder uns in den Weg stellen konnte. Wir hielten nichts davon über Hürden zu springen, sondern suchten uns einfach einen neuen barrierefreien Weg aus und schlugen diesen ein, ganz egal wie absurd dieser war. Wir nahmen Drogen, um von der Realität Abschied zu nehmen, wenn auch nur für einige Stunden. Unsere Berufung war genauso absurd wie wir waren, doch wir hatten keine andere Möglichkeit. Nacht für Nacht tanzten wir, tanzten für die unzähligen Männer die uns dabei zusahen, wie wir Kleidungsstück um Kleidungsstück fallen ließen. Und uns gefiel es, gefiel wie wir angesehen wurden, wie wir vergöttert wurden für unseren noch jugendlichen makellosen Körper. Und die Musik, welche sich durch unseren Körper bahnte und jede einzelne Zelle vibrieren ließ, erhöhte unsere Leidenschaft für das was wir taten, auch wenn einige Männer uns nicht als Stripperinnen ansahen, sondern als Huren. Frauen, die für Geld ihre Unschuld gaben, ihren Körper verkauften nur um über die Runden zu kommen. Doch das waren wir nicht und er war der einzige, der dies von Anfang an verstand. Als er jeden Abend, jede Nacht an der Bar saß, Sekunde um Sekunde mir zusah, wie ich tanzte und als ich meine Hüllen fallen ließ, wegsah. „Du kannst so viel mehr sein als das was du bist." Waren seine ersten Worte, als ich mich kurzzeitig zur Bar begab und ein Wasser bestellte, nachdem ich meinen Tanz beendet hatte. Ich lächelte ihn an und sah in seine stahlblauen Augen. Sofort war er mir sympathisch, sofort fühlte ich mich in seiner Nähe verstanden und geborgen. Als wüsste er was in mir vorging, redete er mit mir über die sinnlosesten Dinge und auch wieder über die ernsten Dinge des Lebens. Er stellte sich vor, wie charmant er doch war, küsste meine Handfläche und er hoffte, dass wir uns nun öfters sehen werden. Und so bemerkte ich jeden Tag, beziehungsweise jede Nacht, wie er mich ansah. Es war nicht die Lust, die sich in seinen Augen wiederspiegelte, es war ein Blick des Verstehens, der Hochachtung für das was ich tat, auch wenn es völlig verrückt klang. „Es wäre mir eine Ehre, wenn ich dich nachhause fahren dürfte, es ist schon spät und ich will nicht, dass dir etwas zustößt." Sagte er besorgt und lächelte mich an. Er sagte diesen Satz 2 Wochen nachdem er mich das erste Mal ansprach. „Wenn es dich sonst nicht ruhig schlafen lässt, dann kannst du das tun." - „Okay, ich warte draußen..wie heißt du?" fragte er mich zum ersten Mal. „Evel...Theresa, nenn mich einfach Thie." Gab ich knapp und lächelte, bevor ich in den hinteren Raum ging und mich anzog. Die Nacht war anstrengend, einerseits musste ich heute eine ganze Stunde länger tanzen, da Jordan nicht zur Arbeit kam, andererseits hatte ich mich kurz davor auch mit Jordan gestritten, was wohl der Grund sein musste, dass sie nicht hier war. Schnell zog ich meine schwarz zerrissene Jeans an und mein grünes Sweatshirt bevor ich darüber meine schwarze Lederjacke zog, mich von allen verabschiedete und nach draußen schlenderte. Dort wartete er auch schon und sah mich verliebt Lächelnd an. „Können wir?" fragte ich ihn lächelnd während er angelehnt an sein protzig großes Auto stand. „Vorher muss ich noch das tun." Sagte er und legte seine Lippen auf meine. Er schmeckte nach Rum und Pfefferminz, eine Mischung, die ich nicht liebte, doch die mir für diese Nacht Geborgenheit und Liebe gab. „Lass uns zu mir." Lächelte ich nachdem er den Kuss beendet hatte und ich erneut meine Lippen auf seine legte. Doch jetzt, jetzt war er nicht mehr derjenige, der mir wie in dieser einen Nacht Liebe und Geborgenheit gab, jetzt war er ein Dämon, welches mich in den Abgrund riss. „Ich werde dir den Verstand wegvögeln, ob du es willst oder nicht." Schrie er mich an. Als er gerade versuchte, meine Bluse aufzureißen, löste ich mich aus seinem Griff und legte meine Hände um seinen Hals, so gut ich kannte drückte ich zu und nahm ihm die Luft zum Atmen. Doch hatte ich keine Chance zu entkommen. Er konnte sich befreien aus meinen Griff und tat genau das, was er sagte, auch wenn ich es nicht wollte. „Monster wie du sollten nicht existieren David!" schrie ich bevor er seine Vergewaltigung vollzog und meine Seele aus den Körper riss.

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now