KAPITEL 23

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"Hallo" sagte meine kleine Tochter zuckersüß als Catherine vor ihr hockte und beide sich anlächelten. Normalerweise, war Mariella immer schüchtern und traute sich kein Wort zu sagen wenn jemand fremdes sie mit mir zusammen abholte, doch bei Catherine war es irgendwie anders. Die beiden hatten sofort eine zarte Verbindung zueinander, obwohl sie sich gerade einmal 2 Minuten kannten. "Hallo Mariella. Ich bin Catherine, aber nenn mich Cathi, Mama macht das auch immer." sagte sie sanft und strich eine honigblonde Haarsträhne aus Mariellas Gesicht, was die Kleine zum Kichern brachte. Ich nahm Mariella an die Hand, und Catherine ging neben der Kleinen. Bis sie plötzlich eine warme kleine Hand an ihrer spürte. "Du musst mich auch festhalten Cathi, sonst passiert uns noch etwas." Nuschelte sie und Catherine umschloss lächelnd und nickend ihre Hand. Von dieser Geste und diesen Moment war ich so gerührt, dass ich lächelte und das Glänzen in meinen Augen stärker wurde. Schon jetzt waren wir wie eine kleine Familie, und diese Erkenntnis tat mir unheimlich gut. Ich vergaß all das Schreckliche dieser Welt. "Ich möchte dir heute jemanden vorstellen, natürlich nur wenn du nichts dagegen hast?" Fragte ich vorsichtig Catherine, die eigentlich nur Augen für Mariella hatte - und Mariella ging es gleich. Kurz überlegte sie, nickte dann und sah mich eindringlich an. "Es wäre mir ein Vergnügen." Innerlich grinste ich, denn ich wusste wem ich sie vorstellen würde, und ich wusste auch ganz genau, dass sie sich blendend verstehen würden. - "Oh mein Gott, du bist hier!" quietschte die junge Blondine und schloss mich in eine liebevolle Umarmung. Ich erwiderte ihre Geste und doch sah ich im Augenwinkel, wie überrascht Catherine war und doch sah ich auch ein Funken Eifersucht. "Olivé!" rief meine kleine Tochter, als sie endlich realisierte, vor welchem Haus wir stehen.

Und dort stand sie einfach. So jung und wunderschön. Ich hätte schwören können, dass sie niemals in ihrem Leben so schön war, wie sie es jetzt ist. Die junge Blondine strahlte eine Wärme und Güte aus, was sie in den Monaten zuvor, vor ihrem eigenem Happy-End nie getan hat. Ihre dunkle und zerrissene Kleidung tauschte sie gegen Figurbetonte und wirklich attraktive Kleidung, auch wenn noch immer die Farbe Schwarz dominierte, zierte an ihrer Haut auch helles Türkis und helles Rosa. Ihre Augen waren dezent geschminkt, die Wangen genauso rosig wie ihre Lippen - diese zierten aber ein unentwegtes und ehrlich, aufrichtiges Lächeln. So hatte sie eine Zeit lang nie gelächelt, damals dachte ich noch, sie hätte ihr Lächeln verlernt und würde es nie wieder tun. Doch nun tat sie es, und ganz allein nur wegen einer einzigen Frau. Ihre sonst so welligen Haare hatte sie glatt mit nur einzelnen Wellen über ihre Schultern fallen lassen. Und sie trug zum ersten Mal ihre Brille - welche sie älter und reifer wirken ließ, wobei ich mir sicher war, dass sie beides in den letzten Monaten geworden ist. „Hallo Olivé" sagte ich und lächelte sie an. Sie lächelte mich ebenso an und nahm mich in ihren Arm. Und doch musste ich mir eingestehen, dass ich ihren Duft und ihre Wärme immer lieben werde, und immer ein kleines Stück vermissen werde. „Kommt rein! Audrey sitzt schon auf der Terrasse, und der Kaffee wartet auch bereits." Sagte sie freudig und lud uns hinein. Kurz zeigte sie uns den Weg, nahm unsere Jacken ab und folgte uns. Zum ersten Mal sah ich Olivés große und einzige Liebe, ihre Lehrerin, in einer natürlichen Umgebung. Ohne irgendetwas offizielles, ohne Einschränkungen oder formalen Dingen. Heute sah ich Audrey wie sie lacht und lebt, auch wenn sie wohl immer formell gekleidet ist. „Hallo Evelyn." Sagte sie lächelnd und umarmte mich sanft. Auch wenn ich Audrey nicht allzu sehr kannte, ging es nicht an mir vorbei, dass sie unendlich dankbar dafür war, dass ich zumindest einen kleinen Teil dazu beitrug, dass sie Olivé ihre Frau nennen durfte, nach all den quälenden Monaten beiderseits. „Hallo, ich bin Catherine." Sagte Catherine sanft, als sie sich bei Audrey und Olivé vorstellte, die mittlerweile nebeneinander standen während Audrey ihren Arm um Olivés Hüfte schlang. Auch die beiden stellten sich freundlich vor bevor sich alle setzten und genüsslich und locker an ihren Kaffee nippten. „Wie ist es euch denn die letzten Monate ergangen?" fragte ich und Audrey sah mich lächelnd an. „Olivé wurde an der Uni angenommen und studiert nun Kriminologie, sie bekam sogar ein Stipendium weil sie so hervorragende Noten hat. Und so wie ich es mitbekomme, liebt sie es." - „Aber nicht so sehr wie ich dich liebe." Fügte Olivé hinzu und man konnte das Glänzen in Audreys Augen sehen. „Um mal von unseren beruflichen Weg abzusehen, es ist uns gut ergangen. Wir haben viel geredet, über das was passiert ist. Ich hatte mich sogar entschieden einen ambulanten Entzug zu machen, um endgültig und auch sicher vom Heroin clean zu sein. Ich habe gelernt, dass man auch abhängig sein kann, von Dingen, die legal sind. Wie die Liebe zum Leben, die Liebe zum Lachen und natürlich die Liebe zu Audrey. Aber natürlich blieb es nicht unbemerkt, dass ich und Audrey ein Paar sind. Und natürlich mussten wir uns noch vor unserer alten Schule verantworten, aber es ist alles gut gegangen. Viele Lehrer, gerade Miss Brown, waren davon mehr als abgeneigt, regelrecht angeekelt, aber auch das hat uns nicht trennen lassen, es hat uns zwar Narben gegeben, aber auch die werden verblassen. Irgendwann, nachdem auch Audrey bemerkt hatte, dass es nichts mehr gibt, weswegen man sich verstecken müsste und der Fakt das ich wirklich clean war, veranlasste sie dazu auf mein Angebot einzugehen und zu mir zu ziehen. Und seitdem merkte ich erst wie...anstrengend Audrey doch sein kann." Sagte sie lachend nachdem Audrey spielerisch empört ihren Mund öffnete und Olivé sanft in die Seite stupste. „Nein, sie ist nicht anstrengend, keines Falls. Jeder Tag ist mit ihr ein neues Abenteuer, jeder Kuss fühlt sich an wie der erste, jedes verliebte Lächeln wie eine Liebeserklärung. Und.." - sie fing an zu flüstern - „der Sex ist immer noch wahnsinnig atemberaubend." Fügte sie hinzu ehe Audrey mit hochrotem Kopf ihre Frau ansah. „Oh Olivé!! Das wollen die beiden bestimmt nicht wissen" peinlich berührt hielt sie sich ihre Hand vor den Augen und wir brachen in schallendes Gelächter aus. Ich war froh darüber, mit ihnen so locker und gut reden zu können. Mittlerweile sind sie mir sehr ans Herz gewachsen. Aber ich war noch erleichterter, dass Mariella im Haus spielte und von all dem hier draußen nichts mitbekam. „So, nun wollen wir eure Lovestory hören." Sagte Olivé und betonte das Wort 'Lovestory' so provozierend, dass ich grinsen musste. „Wie kommst du darauf, dass Catherine und Ich ein Paar sind?" fragte ich lachend und streckte die Zunge heraus. Audrey die mich bereits mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, ergriff das Wort bevor Olivé überhaupt eine passende Antwort bereit hatte. „Du sitzt sehr nah an sie, somit genießt du unbewusst ihre Nähe, eure Augen glänzen so stark, als wärt ihr ineinander verliebt. Als ihr beide auf die Terrasse gekommen seid, stand Catherine direkt neben dir, in einer instinktiven Beschützerhaltung und ihre Augen verrieten dass du ihr gehörst. Und außerdem kann ich genau beobachten, wie ihr beide gerade Händchen haltet." - In dem Moment sahen wir, Catherine und Ich, uns erschrocken an, bevor wir genauso erschrocken Audrey ansahen, die bereits schmunzelte. „Der Tisch ist aus Glas, man kann durchsehen." Fügte Olivé hinzu und wieder brachen wir in schallendes Gelächter aus. „Außerdem hatte Mariella auch mit Catherine Händchen gehalten und das macht Mariella nicht bei beliebigen Personen." Gab Olivé noch dazu. „Okay.. dann werde ich mal erzählen, wie es war, damit ich auch etwas Produktives zu diesem Gespräch beifüge." Sagte Catherine lächelnd und ich erwiderte ihr Lächeln liebevoll. „Eigentlich, kannten wir uns schon einige Jahre, zumindest unbewusst. Ich bin die Inhaberin und Chefin vom Hawking Verlag, somit also Evelyns Chefin. Ihr Buch, welches sie im Moment für meinen Verlag schreibt, fesselte mich seit der ersten Seite. Und wie jeder Autor in meinen Verlag, hat auch Evelyn eine Frist, um ein neues Kapitel zu meinem Verlag zu schicken. Und Evelyn hielt diese Frist nicht ein, oder schickte ein unfertiges Kapitel zum Verlag. Ich dachte mir, als professionelle Verlegerin sollte ich persönlich mit meiner Autorin über diese Probleme reden, und so vereinbarten wir am darauffolgenden Tag ein Treffen. Und als ich Evelyn das erste Mal gesehen habe wusste ich, dass ich sie unbedingt näher kennenlernen musste. Und durch die ein oder anderen Treffen, oder Meetings, kam es denn dazu das wir uns näher kennenlernten, uns irgendwie verführten und wiederrum auch nicht, uns anschrien und dann um uns doch ineinander zu verlieben." Mit ihrer sanften und auch rauchigen Stimme beendete sie ihren Monolog und sah mich dominant und liebevoll an. „Fuck...Catherine Hawking? Die Catherine Hawking die mit diesem Arschloch George Hawking verheiratet ist? Tut mir leid für den Ausdruck, falls es der Wahrheit entspricht." Stotterte Olivé mit aufgerissenen Augen. In meinem Hals sammelte sich bereits ein großer Klos und bevor Catherine etwas sagen konnte, ergriff ich die Flucht nach innen in die Küche während Olivé mir schnell folgte. „Scheiße." Sagte Olivé nur und ich nickte, während sich Tränen den Weg auf meinen Wangen bahnten. „Du weißt, dass dieser Mann alle verdammten Geheimnisse jeder Person in dieser Gegend entlüften kann?!" - „Ja verdammt, und er kennt auch meines. Und er weiß, was ich für Catherine fühle, und er wird ihr davon erzählen, wenn ich mich nicht von ihr entferne. Und das sagte er mir bereits bevor Catherine und ich eine Affäre begonnen haben, ich wusste all das schon bevor sie sich auch auf mich eingelassen hat. Und ich konnte das nicht verhindern und ich wollte es auch nicht verhindern. Olivé verdammt sie gibt mir endlich das Gefühl jemand zu sein, endlich mal wo hin zu gehören. Sie gibt mir das Gefühl geliebt zu werden und lieben zu können. Und wenn ihr beschissener Ehemann herausfindet, dass Catherine sich ebenso in mich verliert hat, weißt du was dann passiert?!" fragte ich unter Tränen. „Dann verlier ich meinen Job, meine Tochter, Catherine, ich verliere mein Leben und mich selbst!" schrie ich schon beinahe aufgelöst und Olivé nahm mich in den Arm und küsste meinen Scheitel. Erst nachdem Olivé und Ich uns getrennt hatten, erzählte ich ihr die Wahrheit, ich erzählte ihr meine Vergangenheit weil ich hoffte, es würde mir danach besser gehen. Und es ging mir auch besser, aber das schreckliche Gefühl und die schrecklichen Albträume kamen wieder, und sie wurden von Tag zu Tag schlimmer. Und als das bekannte summende Geräusch ertönte, und ich meine neue ungelesene Nachricht öffnete, las ich das, was mich gefroren ließ. >Ich habe dich gewarnt, doch du wolltest nicht zuhören. Du wirst sie nie wieder sehen und jetzt mache ich dir dein Leben zur Hölle. Hörst du das, Theresa? Deine Uhr läuft ab. Tick Tack Tick Tack!<

Let me be your poem [girlxgirl]Where stories live. Discover now