장 2

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"Gehst du jetzt Nachhause?", fragte ich ihn neugierig und behielt das Lächeln in meinem Gesicht. Tae schien sich zu zwingen etwas sympathischer aufzutreten, aber es klappte nicht so recht. Er kniff ein wenig die Augen zu grinste leicht, aber wirklich nur ganz leicht.
Daraufhin nickte er.
Irgendwie war er das Gegenteil von mir, so auf den ersten Blick, doch gleichzeitig war er genau so wie ich.
Aber wieso war er denn so? Er hatte zwar ein freundliches Gesicht, das er auch locker hätte einsetzen und präsentieren können. Doch andererseits kam es mir auch vor, als wäre es bloß eine Maske.
Irgendwie wollte ich wissen, ob ich recht hatte. Und ob er auch andere Masken trug, geschweige denn, wer unter der Maske war.
Vielleicht irrte ich mich auch total, und er war einfach von Natur aus so. Aber alleine, dass er sich zu einem Lächeln eher "zwang", wurde diese Masken-Theorie doch irgendwie bestätigt, oder nicht? Warum sonst sollte er sich zwingen Jemand zu sein, der er nicht war?
"Wollen wir vielleicht zusammen laufen?", fragte ich so freundlich wie ich konnte um nett zu wirken.
"Na gut." kam als eher interessenlose Antwort.

So waren wir nun dabei nebeneinander unseren Heimweg anzutreten. Doch die größte Zeit über schwiegen wir bloß.
Ein, zwei mal kamen Fragen, oder Bemerkungen über unseren Weg meinerseits und lockere und eher kurze Antworten seinerseits.
Es war ein angenehmer Nachhauseweg, doch viel von ihm erfahren habe ich nicht.
Aber das wird sich bestimmt noch ändern, ja.
An einer Kreuzung lief ich weiter, doch bemerkte, dass Tae nicht mehr mit lief.
Ich drehte mich um und schaute ihn neugierig an. Er stand dort an der Kreuzung und schien auf mich zu warten. Ein fragender Blick zierte mein Gesicht und er verstand sofort. "Ich muss da lang.", meinte er entschuldigend und zeigte vorsichtig in die andere Richtung. Ich lächelte, er war niedlich. Ich lief wieder zurück um mich zu verabschieden.
"Also dann...", setzte ich an, "...dann bis Morgen. Hat Spaß gemacht, vielleicht können wir morgen wieder zusammen Nachhause laufen." Ich hielt eine Hand hin, zur Verabschiedung, doch er lächelte bloß leicht, nickte und winkte. Dann lief er in seine Richtung.
Ich schaute ihm kurz nach. Ein komischer Junge war er, so verschlossen und Eigen, dachte ich.
Aber keineswegs unsympathisch, so einen Eindruck hat er ganz und gar nicht hinterlassen.

Als ich Zuhause ankam, wusste ich nicht sonderlich viel mit dem Tag anzufangen.
Filme-schauen und Aufräumen hat die Zeit zum Glück etwas schneller vergehen lassen. Es wurde dunkel und ich beschloss noch einmal baden zu gehen.
Ich ließ beinahe heißes Wasser ein und mischte jegliche Seifen und Duschgele meiner Mutter hinzu. Sie machte Seife, Shampoo und all dies selber. Sie hatte einen eigenen kleinen Laden, war aber nicht weiter erwähnenswert.
Ich legte mich rein und bekam sofort Gänsehaut, nachdem das heiße aber angenehme Wasser meinen Körper umhüllte.
Ich entspannte mich vollkommen und dachte einfach mal an nichts.
Doch dann kam mir dieses leicht lächelnde und verschlossene Gesicht von Tae vor die Augen.
Ich lächelte ebenfalls vor mich hin, mit geschlossenen Augen, und vertrieb mir weiterhin die Zeit beim Baden.

Sonderlich viel tat ich auch nach dem Baden nicht. Kurz: Ich habe mich frisch angezogen, eine Kleinigkeit gegessen und mich danach sofort ins Bett gelegt und geschlafen.
Doch jetzt befand ich mich wieder hier auf meinem Platz und beobachtete die anderen, wie sie in den großen Saal kamen. Einige begrüßte sich, andere begrüßten mich.
Ein weiterer Tag in der Uni würde beginnen.
Doch irgendwie schien Tae nicht aufzutauchen.

Nach der Vorlesung lief ich vor zum Lehrer. Neugierig und freundlich fragte ich ihn: "Entschuldigung, wissen Sie vielleicht, was mit Tae . . . mit Kim Taehyung ist? Er schien heute noch nicht da gewesen zu sein."
"Ahh! Gut, dass Sie mich daran erinnern.", fing er an. "Herr Kim hat Fieber und konnte deshalb nicht kommen. Ich wollte nochmal nachfragen, ob Jemand ihm die Unterlagen vorbei bringen kann. Könnten Sie das vielleicht machen, Herr Jeon?"
Was? Ich zu ihm nachhause gehen? War das für ihn okay?
Im Grunde genommen würde ich bloß die Notizen und Unterlagen vorbei bringen, mehr nicht.
Ich würde diese bestimmt den Eltern übergeben und er würde nichts mitbekommen. Perfekt!
Eifrig nickte ich und lächelte offen. "Gerne."
Herr Fujio gab mir die Adresse und ich machte mich etwas nervös auf dem Weg zu ihm.
Ich war mir sicher, dass ein Elternteil aufmachen würde. Was sollte Tae sonst ausserhalb seines Bettes suchen während er krank war?

Als ich nach etwa 25 Min vor der richtigen Tür stand, atmete ich kurz durch.
Ich nahm erst den Umschlag aus meiner Tasche, damit ich den Eltern nicht noch mehr Zeit verschwenden würde mit dem rauskramen.
Ich drückte auf die Klingel und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum. Wie sollte ich mich vorstellen? Sollte ich mich überhaupt vorstellen? Würde ein "Hallo, die sind für Ihren Sohn Tae." reichen? Oder doch lieber "Hallo, ich bin Jungkook, ein Freu..." waren wir denn überhaupt Freunde? Oder nur Klassenkameraden?

Die Tür wurde ganz langsam geöffnet und ich wollte mich sofort fröhlich vorstellen, so nervös und unsicher ich auch war.
Doch die Tür wurde von Jemand ganz anderem geöffnet, als ich dachte...

V wie Violett {wird noch überarbeitet}Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum