장 4

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Mit aufgerissenen Augen schaute ich ihn an. Er hielt mich für seine Mutter und er schien im Schlaf gedacht zu haben, dass er zu ihr spricht.
Ich nahm vorsichtig das nasse Tüchlein von seinem Kopf um sicher zu gehen, dass seine Augen wirklich geschlossen waren.

Ja, waren sie.
Er schlief also tatsächlich.
Ich beschloss das eben erstmal beiseite zu schieben und etwas Tee für ihn zu kochen. Zu dem war es hier auch, wie bereits gesagt, relativ unordentlich.
Ein wenig mehr Ordnung würde nicht schaden. Oder einfach Gesellschaft für einen armen, kleinen, kranken Jungen. Ich übertrieb zwar, denn eigentlich war ich der kleine und arme Junge von uns beiden, aber ich hatte das Bedürfnis für ihn da sein zu müssen. Ich verstand es selber nicht.

Und so war ich dabei, während das Teewasser kochte, etwas Ordnung zu schaffen. Müll wurde weggeworfen, Staub wurde gewischt und Klamotten wurden zum Wäschekorb gebracht.
Es verging ungefähr eine weitere Stunde während ich aufräumte, da es doch ziemlich viel zu tun gab. Ich hatte das Wasser für den Tee total vergessen, weshalb ich den Kocher wieder einstellen musste. Nebenbei murmelte ich vor mich hin, da ich mich darüber ärgerte.

Als das Wasser erneut fertig war und ich etwas den Esstisch decken wollte, bemerkte ich, dass Tae auf seinem Futon saß.
Er blickte sich verwirrt um und als letztes landete sein Blick bei mir.
Während ich das Tablett mit den 2 Tassen und der Kanne hielt, lächelte ich ihn schüchtern an.
Einige Schritte lief ich auf ihn zu und stellte das Tablett neben ihm auf dem Esstisch ab.
Er fuhr sich durch die Haare und schien, als würde er erstmal auf die Situation klar kommen wollen. War bestimmt komisch einen fremden Jungen einfach so in seiner Wohnung aufzufinden. Und plötzlich war es ordentlich Zuhause.

"Geht es dir besser?", fragte ich und schenkte ihm ein warmes Lächeln und setzte mich an den kleinen Holztisch.
Er krabbelte vorsichtig rüber und nickte bloß stumm.
"Wirklich?", war meine erneute Frage, aus Sicherheit. Schien für mich nämlich nicht so.
Diesmal reagiert er nicht, sondern nahm eine Tasse und schlürfte vorsichtig. Seine Augen waren recht zusammengekniffen und er schien noch etwas abwesend.

"Du bist an der Tür etwas zusammen gebrochen. Ich hab dich reingetragen und wollte eigentlich wieder gehen... aber ich hab gesehen, dass niemand da war und da musste ich mich einfach um dich kümmern.", fing ich mit der Erklärung für das Ganze an.
"Danke. Ist nett von dir.", antwortete er leise mit dem Blick auf die Tasse gerichtet.
Peinliche Stille kehrte ein. Ich nahm die andere Tasse und schlürfte ebenfalls daran.
Sollte ich ihn wegen seinen Eltern ansprechen?
Oder sollte ich ihn auf das, was er eben sagte, ansprechen?
Sollte ich überhaupt irgendwas sagen, oder lieber einfach gehen?

"Wo sind denn deine Eltern? Wieso bist du alleine während du so krank bist?", rutschte es aus mir heraus und peinlich berührt riss ich meine Augen auf und formte meine Hände zu Fäusten.
Er blickte mir ins Gesicht und sah gegen meinen Erwartungen relativ freundlich aus. Für seine Verhältnisse, zumindest.
"Meine Mutter arbeitet den ganzen Tag über. Sie hat keine Zeit.", erzählte er und malte mit dem Finger Muster auf seiner Tasse.

Also hatte seine Mutter keine Zeit für ihn. Aber was war mit seinem Vater?
"Sie weiß auch nicht, dass ich krank bin. Ist aber besser so.", führte er seine Antwort fort. "Wieso?",
"Weil sie sich unnötig sorgen würde. Ich kriege das auch alleine hin. Sie hat schon genug für mich getan."
Ich nickte bloß und nahm einen weiteren Schluck. Er war wirklich anders.

V wie Violett {wird noch überarbeitet}Where stories live. Discover now