Kapitel 28. - Bald schon bringe ich dich um.

16.7K 782 8
                                    

Kapitel 28:
*Harry's POV.*

Es war der Vierte Tag und es war spät abends, die Anderen schliefen schon längst. Und ich? Ich saß unten, auf irgendeinem Stuhl, trank eine Flasche Bier nach der Anderen. 
Wieso ich das tat? Weil ich es nicht mehr aushalte. Der nüchterne Gedanke an Amelie, wie sie weinend auf ihrem Bett sitzt, nur weil ich dummes Arschloch abgehauen bin... Er quält mich. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Wegen mir weint sie, wegen mir ist sie traurig. Ich bin an allem schuld. Wenn ich bei ihr geblieben wäre, wäre sie glücklich gewesen.
Aber welches Mädchen möchte so ein Leben? Ein Leben voller Sorgen, der ständigen Angst, dass man verfolgt wird.

Ich kann nur hoffen, dass sie verstanden hat, wieso ich das tat. Sie hat etwas besseres verdient, als mich. Sie hat Jemanden verdient, der ihr Liebe schenkt und sie hält wenn sie traurig ist. Der ihr beim schlafen zusieht und sie behutsam streichelt. Der sie umarmt, wenn sie es am meisten braucht. Und der ihr jeden Tag auf's neue sagt, wie sehr er sie liebt, und wie glücklich sie ihn macht.
Amelie ist ein bezauberndes, junges Mädchen. Sie hätte defintiv eine große Auswahl an jungen Männer, die sie gerne hätten. Aber ihre Art, niemanden an sich ranzulassen, solang sie ihn nicht kennt, macht sie unglaublich ... Unwiderstehlich?

Ich ging erneut zum Kühlschrank, Flasche Sechs folgte. Oder war es die Siebte? Mir war es egal, hauptsache ich habe eine. Ich nahm mir den Flaschenöffner und mit einem hohen Ton sprang der Deckel vom Flaschenhals ab. Ohne zu zögern nahm ich den ersten, großen Schluck. 
So langsam spürte ich, dass sich der Alkohol in meinem Blut durch Taumeln und unscharfes sehen, bemerkbar macht.

Plötzlich wurde ich sauer. Keine Ahnung woher das auf einmal kam, vielleicht lag es an dem Alkohol, aber ich war wütend auf mich selbst. Was habe ich eigentlich gemacht?!
Ich schlug auf den Küchentresen, zwei oder drei mal. Ich weiß es nicht, ich bekam es nicht richtig mit. 

Sie weint...
Ich sah gebannt auf meine Flasche Bier.

Sie ist traurig ...
Ich ging auf den Tresen zu, auf dem sie stand.

Und schuld bist du!
Ich schlug auf die Flasche, ein grelles Geräusch erklang, und schon lagen Scherben vor Mir.

Ich atmete wild, meine Brust hob und sank sich hektisch. Ich zitterte am ganzen Körper, ich hatte Wut im Bauch, die fleht, dass ich sie endlich rauslasse. Alles in diesem Haus könnte ich gerade kurz und klein schlagen. Ich könnte Max und seine Handlanger kurz und klein schlagen. 

Ich muss raus hier.

Ich eilte zur Tür, ohne mein Handy und ohne eine Jacke mitzunehmen, ging ich einfach raus. Mir war egal, ob sich die Anderen Sorgen machten, oder nicht. Mir war ebenso egal, was mit mir passiert. Ich bin zu nichts zu gebrauchen, ein einfacher Nichtsnutz.

Ich kannte mich hier nicht aus, noch nie zuvor war ich hier gewesen. Ich würde mich mit Sicherheit verlaufen, aber der Alkohol in meinem Blut blendete diesen Gedanken aus. Vielleicht war es keine gute Idee, getrunken zu haben.
Hastig und ziellos ging ich die vielen, breiten Straßen Doncasters entlang. Keine Ahnung, wo ich inzwischen war. Überall standen schicke Häuser, hübsche Vorgärten lagen vor ihnen. Schnöselgegend, ich will gar nicht wissen, wie es von Innen aussieht.

Die Laternen am Straßenrand gewehrten mir Einblick in die Dunkelheit. Die Straße, in der ich mich befand, war ziemlich lang, weiter hinten war alles dunkel. Wie ein schwarzes Loch.

Sollte ich weitergehen oder doch lieber zurückkehren? Ich versuchte krampfhaft, mich zu konzentrieren um das richtige zu tun. Aber in meinem Zustand war das gar nicht mal so einfach.
Ich trat gegen einen Kieselstein, der vor meinen Füßen lag, und somit kickte er weg, direkt gegen irgendeine Hauswand.
Ich wusste ja nicht mals, wonach ich suche oder wohin ich wollte. Ich war ziellos.

"Na, wen haben wir denn da?"

Das kann nur eins bedeuten. Die Stimme konnte ich eindeutig nur einem zuordnen. Für mich war sie unverwechselbar.

"Max", stellte ich trocken fest als ich mich umdrehte, "Wieso überrascht es mich nicht, dich hier anzutreffen?", ich grinste frech. Ich war unbewaffnet, wusste aber, dass er mich leiden sehen wollte. Daher würde er jetzt noch nichts machen, oder mich angreifen. Das wäre ihm Rache zu wenig. Alle, Niall, Liam, Louis, Zayn und vorallem Amelie, sollten sehen, dass ich leide. Jeder sollte den Eindruck haben, dass ich gegen Max keine Chance hätte und er weiß, wie er mir wehtun kann.
Aber da hatte er sich ordentlich geschnitten, das würde er früher oder später auch noch rausfinden.

Er antwortete nicht, gab lediglich ein dreckiges Grinsen von sich. Wie gerne ich dem jetzt eine reinhauen würde. Ich hasse ihn wie die Pest - nein noch vielmehr! Er ist die Pest.

Er kam näher, ich blieb wie angewurzelt stehen. Sein Gesicht war nahe am meinem, zwei Erzrivalen sahen sich direkt in die Augen, in denen in allen Vieren die Lust aufblitzt, seinem Gegenüber eine zu geben.
Meine Hand baltte sich zu einer Faust. Ich biss mir, zur Unterstützung meiner Selbstkontrolle, auf meine Zähne. Dadurch spannte sich mein Kieferknochen an, und ich war mich sicher, dass man den deutlich sehen konnte.
Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen.

"Ich habe euch endlich gefunden. Und ich verspreche dir, es war nicht unsere letzten Begegnung. Wir sehen uns wieder, und dann gehört sie Mir"; er zwinkerte, trat dann weg.

"Sehr bald schon wird es dich nicht mehr geben, und sie ist meins", flüsterte er noch in die Dunkelheit, bevor er verschwand.

Eine Sekunde des Verlusts über meine Selbstbeherrschung hätte gereicht, und ich hätte so lange auf ihn eingeschlagen, bis er tot vor mir liegt. 
Stattdessen beherrschte ich mich, sah ihn immer noch an, wie er davon geht bis ihn die Dunkelheit verschluckte.

Versprochen. Bald schon bringe ich dich um, dachte ich mir als ich zurück ging und den Weg wiederfand, auf dem ich hierher gelangt bin.


Unwiderstehlich. » harry stylesWhere stories live. Discover now