9. Ein nächtliches Gespräch

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Viele helle Sterne erschienen am dunklen fast schon schwarzen Himmel und eine kühle Brise füllte die Luft. Auf dem Steinboden außerhalb der Arena schritt Astrid zur Brücke, die Wikinger zum Bauwerk kommen ließ. Ungefähr in der Mitte des Holzgegenstandes hielt die junge Frau an und blickte zu ihrer rechten in den Sternenhimmel. Mehrere Gefühle plazierten sich in ihr. Die Kriegerin war froh, nicht alleine zu sein, sondern gute Freunde und einen tollen festen Freund an ihrer Seite zu haben. Doch auf der anderen Seite fühlte sie sich so leer. Ohne ihre Eltern war es einfach nicht dasselbe. Klar würde Astrid irgendwann, vielleicht schon in den nächsten Tagen, über diesen Tod hinweg kommen, doch im Moment war die junge Dame noch traurig darüber - Traurig und niedergeschlagen. ,,Astrid? Was machst du da?", ertönte auf einmal eine Stimme hinter ihr. Nein, es war nicht Hicks. Die Stimme entpuppte sich als die von Eret. Der Mann vollführte noch einige Schritte, mit denen er schließlich bei der Blonden ankam. ,,Ich...keine Ahnung...Ich brauche frische Luft.", antwortete die Wikingerin auf seine gestellte Frage. Eret lachte kurz und berichtete: ,,Die hast du in der Arena allerdings auch." Kurz ließ er seine letzten Lacher spielen, ehe er weiter redete: ,,Also jetzt mal ehrlich. Was machst du hier?" ,,Ich konnte nicht schlafen." ,,Wegen deinen Eltern?", forschte der Schwarzhaarige nach. ,,Weswegen denn sonst?", machte Astrid die Gegenfrage und starrte weiterhin gedankenverloren in den Himmel. Kurz herrschte eine Stille. Kein Wort entwich ihren Mündern. Doch dann brach die Kriegerin diese Stimmung und bohrte nach: ,,Und du?" ,,Du hast mich aufgeweckt. Da ich dich gesehen habe, wie du raus gegangen bist, bin ich dir nach.", gab Eret als Antwort. Kaum merkbar nickte Astrid. Wieder entfachte sich eine Stille. Es vergingen ein paar Sekunden, bevor der Wikinger ausrichtete: ,,Weißt du...Früher, als Drago mein Dorf mit seinem Alpha überfallen und befohlen hat, wir sollen seiner Armee beitreten, waren meine Eltern schon ziemlich alt und krank. Genauso wie auch andere aus unserem Dorf konnten sie bei der Armee einfach nicht mitmachen. Ich habe versucht mit Drago zu handeln. Ich würde in seine Drachenarmee gehen, meine Eltern aber würden in Ruhe gelassen werden. Ich habe es zwar geschafft, doch als bereits alle auf den Schiffen standen und die Kranken auf der Insel, da zerstörte Drago einfach alles, gnadenlos. Sein grauer Alphadrache machte aus unserer Insel einfach einen gewaltigen Eisblock. Und diesen zertrampelte er danach..." Man merkte, wie schwer es dem Mann tat, das alles zu erzählen, da er zwischendurch immer schluckte. Die Blondine sah ihn geschockt an, mit einer Priese Traurigkeit. Eret späte ebenfalls zu ihr, dann wandte er seinen Blick aber wieder ab. ,,Das...tut mir leid...", brachte Astrid heraus. ,,Dass du bei ihrem Tod zuschauen musstest, obwohl du davor noch mit Drago geredet hast und auch dass deine Eltern zu der Zeit sehr krank waren." Der Krieger seufzte. ,,Danke. Aber es ist auch schrecklich, da wirklich jeder dabei zusehen musste. Nicht nur meine Eltern sind gestorben, sondern auch die von vielen meiner Freunde." ,,Das ist wirklich schrecklich.", wisperte die junge Frau und sah ihren Freund bemitleidend an. Der Wikinger kniff kurz seine Augen zusammen, ehe er das Thema wechselte: ,,Aber jetzt mal zu dir..." Astrid sah leicht überrascht auf. ,,Was liegt dir am Herzen?" Nun war die Wikingerin verwirrt. ,,Wie meinst du das?" ,,Na dir fehlt irgendetwas. Ich sehe das doch." ,,Meine Eltern sind gestorben, das liegt mir am Herzen." Eret blickte sie nun eindringlich ein. ,,Nein, es ist etwas anderes. Nicht nur der Fakt, dass sie tot sind.", versicherte der Schwarzhaarige. Die blonde Kriegerin blieb kurze Zeit still. Sie sah zu Boden und überlegte. Schließlich hob sie ihren Kopf wieder an, schluckte kurz und erklärte: ,,Ich weiß auch nicht...Ich fühle mich so schuldig." ,,Wie denn das?", fragte Eret irritiert. ,,Naja...in der Nacht, in der meine Eltern umgebracht wurden, war ich ebenso im Haus. Ich verstehe nicht, wie ich das nicht mitbekommen konnte. Ich bin mir sicher, ich hätte Mutter und Vater vor diesem Mörder retten können. Ich habe doch auch für solche Angriffe oft trainiert." ,,Und ich verstehe nicht, warum du dich beklagst, Astrid. Niemand hätte das gehört. Du warst in einem tiefen Schlaf, du hättest so oder so nichts mitbekommen. Dafür musst du dir nicht die Schuld geben." ,,Hmm...vielleicht hast du ja recht.", gab die Wikingerin zu. Eret wollte gerade an einen Satz ansetzen, als hinter ihnen eine Stimme erklang: ,,Hey, was macht ihr denn hier?" Diesmal war es Hicks. Dies hörte man auch von seiner Protese. Verblüfft bewegte sich das Oberhaupt zu ihnen. Astrid und der Schwarzhaarige sahen sich kurz in die Augen, ehe die Dame antwortete: ,,Ich konnte nicht schlafen." Eret fuhr fort: ,,Und ich habe sie gesehen und bin ihr nachgegangen." ,,Okay.", kam das Wort kurz und knapp aus Hicks' Mund. ,,Aber wollt ihr nicht wieder schlafen geh-" Auf einmal wurde der Wikinger unterbrochen. ,,Hey, was macht ihr da?", durchlöcherte Rotzbakke, der gemeinsam mit Fischbein gerade aus der Arena kam. ,,Das könnte ich euch auch fragen.", sagte Astrid und beobachtete mit Eret und Hicks, wie ihre zwei Freunde auf sie zukamen. ,,Kurz gesagt: Hicks, du solltest deine Protese mal wieder ölen.", erklärte Fischbein. Kurz lachte der Braunhaarige falsch und kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf. ,,Und jetzt zu euch.", sprach Rotzbakke skeptisch. Seufzend berichtete Hicks: ,,Astrid konnte nicht schlafen, Eret sah sie, als sie rausgegangen ist und ist ihr gefolgt und ich bin bald darauf aufgewacht, da ich gemerkt habe, dass mein Polster plötzlich gefehlt hat." Seine Freundin kicherte kurz und Hicks sah sie grinsend an. Dann wandte sich der Mann wieder zu Rotzbakke, der kurz davor war, etwas zu sagen, und beriet: ,,Aber ich würde jetzt einfach wieder versuchen zu schlafen, also kommt." Er schappte sich Astrids Hand und ging mit ihr wieder zurück in die Arena. Rotzbakke, Fischbein und Eret folgten dem Paar. Schon von weitem konnte man die schlafenden Drachen erkennen, die wirklich tief und fest in ihren Tierträumen steckten. An den am Boden liegenden Decken angekommen, sah Astrid kurz zu Raffnuss und Taffnuss. ,,Wow...Also ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet die Zwillinge weiterschlafen." Alle stimmten in ihr leises Gelächter ein.

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Where stories live. Discover now