35. Fassungslos

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Er hielt sie in seinen Armen. Sie schrie aus Schmerz. Er schrie ihren Namen. Sie spannte ihre ganzen Muskeln an. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich. Er drückte sie an sich. Versuchte, ihr beizustehen, ihr zumindest mit mentaler Unterstützung zu helfen. Doch es brachte nichts. Rein garnichts. Das, was geschah, konnte nicht mehr vermieden werden. Es war bereits gekommen. Und das, was als nächstes kommen würde, war unumgänglich. Der Tod.

Astrid nahm nichts mehr wahr. Sie kniff ihre Augen zusammen, sah nichts. Spüren konnte sie nur Schmerzen. Nichts anderes. Nur unendliche Schmerzen. Es brannte. Es tat weh. Es tat sehr weh. Als würden ihr alle 200 Knochen gleichzeitig rausgerissen werden. Als würde eine starke Kraft an allen Seiten von ihr ziehen und sie auseinanderreißen wollen. Als würde ihr ganzer Körper Stück für Stück auseinandergenommen werden.Die Wikingerin hatte so etwas noch nie gefühlt. Noch nie hatte sie diese schreckliche Erfahrung gemacht. Eine einfache Fleischwunde war nichts dagegen. Nichts. Innerlich flehte Astrid, dass es endlich aufhören sollte. Macht, dass es aufhört!
Die ganzen Berkianer sammelten sich um das Szenario. Noch nie hatten sie etwas deratiges zu Gesicht bekommen. Angsterfüllt, schockiert, panisch, entgeistert, fassungslos, sprachlos, geschockt beobachteten sie, wie Astrid gegen die starken Schmerzen ankämpfte. Zumindest wollte sie dies. Aber es klappte nicht. Die Schmerzen fielen auf sie herab. Wie eine Lawine von den schwersten und größten Steinen. So fühlte es sich an. Als würden Steine ihren Körper zerquetschen. Nur, dass es nicht kurz dauerte und sie dann tot war, sondern, dass die Schmerzen sie durchgehend erfüllten. Ohne Pause.
Valka stieß entsetzt hervor: ,,Wir müssen sie sofort hinlegen!“ Der Gedanke der ganzen Leute war klar: Als würde das was bringen.
Trotzdem kamen Pütz und Mulch angelaufen. Mit einer großen Holzplatte, die sie Trage nannten, in den Händen, eilten sie zu Hilfe. Vorsichtig wurde die zappelnde Astrid Hicks Armen entnommen und auf die Trage gelegt. Noch immer zu fassungslos, um zu reagieren, stand Hicks auf und sah hilflos zu, wie Pütz und Mulch so schnell wie möglich mit der Trage zur Hütte der Haddocks rannten. Der Großteil der Berkianer folgte ihnen. Sobald die Drachen auch etwas davon mitbekommen hatten, schlossen sie sich der Schar schon an. Unter ihnen befand sich Sturmpfeil, wessen verletztes und besorgtes Krächzen jedem in die Ohren sprang. Ohnezahn wollte ihr nachgehen, doch er blieb bei seinem Reiter. Der Anblick seiner kranken Freundin geisterte Hicks noch immer in seinen Gedanken hinterher.
Die Aufzeichnungen. Die Informationen über die Seuche der Götter waren falsch. Der zweite Schritt hätte sechs Tage dauern müssen! Der dritte Schritt kam drei Tage zu früh! Wie hatte Hicks sich nur so auf diese Aufzeichnungen verlassen können? 
Hicks' Freunde liefen ebenfalls los und folgten der Menge. Rotzbakke drehte sich noch einmal um und brüllte: ,,Na los, Hicks! Komm schon!“ Nicht rührend flüsterte der Braunhaarige mit einer zitternden Stimme zu sich: ,,Wir müssen das Gegengift finden.“ Rotzbakke blieb stehen. Da er die Worte seines Kumpels nicht verstanden hatte, fragte er nach: ,,Was?“ Etwas lauter und entschlossener verkündete das Stammesoberhaupt: ,,Wir müssen sofort das Gegengift holen!“ ,,Aber Hicks! Diese Beere liegt auf einer Insel, die mindestens 3 Stunden von hier entfernt ist! Wir würden das niemals schaffen!“
Nein. Von so etwas würde Hicks sich nicht unterkriegen lassen. Niemals. Er würde Astrid nicht dem Tod überlassen. Auch wenn er am Ende dem Tod selbst einen erbitterten Kampf liefern müsste. Er würde den Tod nicht gewinnen lassen. Ganz sicher nicht. Mit einem düsteren Unterton in der Stimme antwortete Hicks: ,,Ihr vielleicht nicht.“ Schon stürmte der junge Erwachsene an Rotzbakke vorbei und rief seinen Drachen herbei: ,,Ohnezahn!“ Sofort trat der Nachtschatten neben seinen Freund und sprintete aus der Halle heraus. Im Freien angekommen sah Hicks, wie die Menge der Berkianer ihren Weg zu seinem Haus machten, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Klippe zu. Kurz bevor er keinen Boden mehr unter seinen Füßen spürte, sprang er auf seinen Drachen. Schon schossen sie in die Höhe. Sie hatten eine Geschwindigkeit drauf, die sie nur selten annahmen. ,,Los, Ohnezahn! Schneller!“ Zum Glück hatte sich das Bild von der Karte mit der Petiviinsel, wo sich das Gegengift, eine Beere, befand, genau in seinem Kopf festgesetzt. Er sah die Karte genau vor sich. Sie mussten an der Insel der Berserker vorbei, dann einen weiten Weg über den Ozean mit ein paar kleinen Inseln zwischendurch fliegen und dann wären sie auf der Petiviinsel angelangt. Das Problem: Im Durchschnitt würde man ungefähr sechs Stunden für den Hin- und Rückflug zusammen brauchen. Aber Hicks hatte nur eine Stunde Zeit.

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Tut mir leid, dass so lange nichts mehr gekommen ist. Diesmal habe ich wirklich lange gebraucht. Das Problem ist, dass ich aus dem Schreiben meiner Geschichte recht rausgekommen bin. Aber ich möchte diese Geschichte natürlich unbedingt fertigschreiben. Dazu kommt aber noch die Schule, also werde ich leider immer etwas länger brauchen, um ein Kapitel zu schreiben und zu veröffentlichen. Ich gebe mir aber trotzdem viel Mühe und hoffe, dass ihr dafür Verständnis habt. Dankeschön.

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum