48. Blut und Gewinner

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Selbstbewusst sprach Kruor zu Astrid: ,,Dass du es geschafft hast, meine Wachen zu besiegen, überrascht mich zwar etwas, aber jetzt ist Schluss mit diesem Kinderkram. Jetzt wirst du gegen mich kämpfen."

Astrids Miene verdunkelte sich wieder und sie verfestigte ihren Griff um ihre Axt. Von dem Kampf mit den Wachen musste sie immer noch schwer atmen. Sie war bereits erschöpft, Kruor hatte noch all seine Kräfte.
Aber nicht einmal ein kleines Stück ihrer Entschlossenheit bröckelte davon ab. Astrid würde Kruor bekämpfen, ihn zu Boden schlagen und ihn töten. Sie würde siegen und ihre Rache für den Tod ihrer Eltern bekommen! Am liebsten hätte die Blondine Kruor dieses hässliche Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Sie wollte nicht, dass er sich siegessicher fühlte. Er sollte lernen, Angst zu haben.
Astrid umklammerte ihre Axt mit einer Hand, fixierte Kruor ganz genau. Auch er bereitete sich physisch als auch psychisch auf den Kampf vor. Dann sagte die Berkianerin als Antwort auf Kruors Kampfansage: ,,Du hast Recht, Kruor. Lass uns mit diesem Kinderkram aufhören. Jetzt wird dir gezeigt werden, was es heißt, zu verlieren. Wenn du denkst, dass ich auch nur in irgendeiner Sekunde nachgebe, dann hast du dich getäuscht. Ich werde den Tod meiner Eltern rächen und dich töten!" ,,Dann lass uns endlich kämpfen", kam es von Kruor.
Astrid erhaschte noch einen Blick hinter Kruor. Hicks sah so aus, als hätte er Todesangst. Dann wandte die Kriegerin sich wieder ihrem Feind zu und schrie; ,,Ich werde dich töten...weil ich eine Hofferson bin. Ich bin Astrid Hofferson!" ,,Und dein Name interessiert mich nicht!"
Und dann stürzten die Feinde aufeinander. Ein gewaltiges Klirren ertönte, als ihre Waffen aufeinander schlugen. In dem Moment bemerkte Astrid erst so richtig, wie lang und perfekt geschliffen Kruors Schwert war. ,,Gefällt es dir?", fragte Kruor. ,,Denn mit diesem Schwert wirst du erstochen werden!" Der letzte Satz verwandelte sich in einen Schrei und er schlug auf Astrid ein. ,,Nur in deinen Träumen!", konterte Astrid und startete den nächsten Versuch, Kruor zu treffen.
Doch er beherrschte alles perfekt. Angriff, Verteidigung, das Umgehen mit dem Schwert, die Bewegungen dazu. Er war tatsächlich um das tausendfache besser als seine Wachen. Er bewegte sich elegant, aber auch gefährlich und angriffslustig. Sein Schwert und er schienen beste Freunde zu sein.
Astrid gab viel Kraft auf, um Kruor standzuhalten. Gerade waren ihre Waffen aufeinander geschlagen und die drückten beide dagegen. Kruor grinste siegessicher und Astrid versuchte angestrengt, ihr Atmen unter Kontrolle zu bringen. Sie hasste Kruor gleich noch mehr dafür, dass er so unterfordert aussah. Aber sie wusste, dass er sich doch auch anstrengen musste. Man merkte, Astrid war von dem Kampf mit den Wachen wirklich schon viel Kraft geraubt worden.
Am Ende gewann Kruor und Astrid fiel mit dem Rücken auf den Boden. Kruor holte schon für den nächsten Schlag aus, aber Astrid ließ sich nicht unterkriegen. Sie schlug ihm mit ihrem Fuß auf sein Bein, sodass er nach vorne kippte. Sie rollte sich zwischen seinen Beinen auf und kam in die Hocke, während er zu Boden fiel. Diesmal war sie diejenige, die aufstand und auf ihn einschlug, aber er war schnell genug, um auszuweichen. Wieder standen beide auf ihren Beinen und ließen ihre Waffen aufeinanderprellen. ,,Du willst wohl nicht aufgeben, was?", brachte Kruor während des Duells hervor. ,,Niemals!", schrie Astrid. ,,Du wirst schon noch sehen...Du wirst am Boden liegen!" Kruor versuchte es mit einem seitlichen Schlag, den Astrid gerade noch mit viel Mühe abwehren konnte. Auch ihre Versuche, ihren Gegenüber mit der Klinge zu schneiden, scheiterten.
Hicks bekam alles ganz genau mit. Er merkte auch, dass Astrid immer erschöpfter wurde. Und das machte ihm Angst. Bis jetzt hatte die Drachenreiterin sich noch gut halten können, doch man sah, dass die Schläge von Kruor immer knapper wurden. Sie verfehlten Astrid nur noch um ein paar Zentimeter. Hicks fühlte sich miserabel. Er würde am liebsten sofort aufstehen und seiner Freundin helfen, doch zwei Gründe sprachen dagegen. Erstens: Die Fesseln waren viel zu stark, er konnte sich nicht befreien. Zweitens: Astrid und Kruor würden niemals zulassen, dass er sich in den Kampf einmischte. Generell hatte er doch sowieso keine Chance gegen zwei perfekt ausgebildete Krieger, die, schon seit sie Kleinkinder waren, gekämpft hatten.
Mühselig schlug Astrid Kruors Schwert weg und atmete laut ein. ,,Erschöpft?" Kruor musste wieder einmal grinsen. Astrid setzte zum nächsten Schlag an. ,,Konzentriere dich lieber auf den Kampf, sonst liegst du noch blutend am Boden und ich stehe triumphierend vor dir!", kam es von Astrid. Sie konnte es nicht abstreiten, dass sie verdammt erschöpft war und ihre ganzen Muskeln wehtaten. Kruor schlug ein paar Mal auf ihren Oberkörper und ihren Kopf ein. Nie hätte Astrid gedacht, dass das seine Strategie war.
,,Mir gefällt das Ganze umgekehrt besser!" Und dann nahm sein Schwert auf einmal einen ganz anderen Weg und schnitt in Astrids linkes Bein. Man hörte einen lauten Aufschrei und dann einen Knall. Astrid fiel zu Boden, überstürzt von dem plötzlichen Treffer. Sie schlug seitlich auf dem Boden auf und ließ ihre Axt fallen. Als die Blonde an sich herunter sah, wurde sie nur von der Farbe Rot auf ihrem Oberschenkel begrüßt.
Während Kruor triumphierend seine Waffe senkte und auf Astrid herunter sah, fuhr eine Welle von Schock durch Hicks wie ein Blitz. Mit kräftiger Stimme schrie er: ,,Astrid! NEIN!" Automatisch stürzte er nach vorne. Doch er kam nicht weit. Kruor hielt ihm zuerst mit einem ,,Oh, Nein, das tust du nicht!" sein langes Schwert vor die Kehle. Dann packte er ihn am Kragen und warf ihn wieder zu Boden.
Astrid bekam davon nicht einmal richtig etwas mit. Ihre Konzentration lag nur auf ihrer scharfen Wunde. Es war ein riesiger Schnitt, das Blut hörte gar nicht auf, zu fließen. Kruor hatte den perfekten Moment abgewartet und dann an genau der richtigen Stelle zugeschlagen. Und Astrid war zu langsam, zu schwach gewesen, um dem Angriff auszuweichen. Sie war zu schwach gewesen...
Erst dann nahm sie die Geräusche neben sich wahr. Sie blickte mit dem Kopf am harten Boden nach vorne und erblickte ein schreckliches Szenario. Kruor hatte Hicks am Kragen gepackt und hielt sein Schwert an seine Kehle. Der Berkianer tat alles, um frei zu kommen, doch es half nichts. Kruor war zu stark. Der Bösewicht starrte Astrid intensiv an und sprach dann: ,,Astrid Hofferson, ich habe dich zu Boden geschlagen. Mit dieser Wunde hast du keine Chance. Du hast verloren." Diese Worte verpassten Astrid einen kräftigen Stich. Sie hatte tatsächlich versagt. Es war hart, sich das einzuprägen. Astrid hatte gegen Kruor verloren.
Kruor fuhr fort: ,,Und nun nehme ich mir das, was ich will: Rache. Ich habe viel zu lange auf diesen Moment gewartet. Aber jetzt ist er endlich gekommen! Astrid, ich fürchte dein kleiner Freund muss sich vom Leben verabschieden. Habt ihr noch irgendwelche Worte, die ihr loswerden wollt?"
Von Hicks kam nur ein Ächzen, während er zappelte, um sich zu befreien. Sein größtes Bedürfnis in diesem Moment war, Astrid beizustehen und ihr mit der Wunde zu helfen. Er musste zu Astrid! Aber er konnte es nicht.
Die Blonde kniff ihre Augen fest zusammen. Sie konnte nicht aufgeben! Warum sonst trug sie den Namen Hofferson? Mit all ihrer Kraft stützte sie sich am Boden mit den Hände ab und hievte sich hoch. Sie kam ins Knien, ihre Hände blieben vor ihr am Boden. Man konnte deutlich erkennen, wie sie zitterte. ,,Es ist sicher noch nicht...vorbei..." Doch nach diesen Worten kippte sie wieder um. Ihre Muskeln waren zu überanstrengt. Alles tat weh. Dazu noch die riesige Wunde auf ihrem Oberschenkel, wegen der sie vermutlich verbluten würde. Kurz gesagt: Es gab keinen Ausweg. Astrid hatte versagt. Sie hatte gegen ihren Feind verloren. Sie könnte sich niemals für den Tod ihrer Eltern rächen. Es war alles vorbei.
,,Das war's? Eine schwache Kampfansage? Na, schön. Habt ihr sonst keine Worte mehr? Nein? Okay, dann werde ich mal..." Er holte mit seinem Schwert auf. ,,Warte!", rief Astrid, so gut sie eben konnte. Selbst ihre Stimme versagte. Sie versuchte ein zweites Mal, sich aufzuhieven. Sie kam in dieselbe Pose: Hände und Unterschenkel am Boden. Astrid schaute auf und merkte, dass Kruor langsam immer genervter wurde. Sein Gesichtsausdruck sagte alles aus.
Astrid aber kümmerte sich nicht mehr länger um ihn. Stattdessen blickte sie zu Hicks und es entstand ein direkter Augenkontakt. So viele Worte haben sie sich stumm vermutlich noch nie gesagt. Astrid fühlte beinahe, wie viel Angst er hatte. Wie viele Sorgen er sich machte. So selbstlos wie immer, machte er sich aber Sorgen um Astrid, nicht einmal um sich selbst. Astrid wurde wieder einmal bewusst, wie sehr sie ihn dafür liebte. Genau. Sie liebte ihn. Und jetzt sollte sie ihn einfach im Stich und ihn sterben lassen? Das konnte sie einfach nicht tun. Astrid brachte das nicht übers Herz. Sie konnte nicht aufgeben! Sie durfte nicht aufgeben! Sie musste es für Hicks tun! Sie musste es für ihre Eltern tun! Für ihre Freunde! Und für sich selbst und ihre Ehre!
Mit neuer Energie wandte Astrid sich wieder Kruor zu. Zwischen tiefen Atemzügen äußerte sie: ,,Ich hab doch noch etwas, dass ich sagen möchte." ,,Meinetwegen. Sag schon!" Kruor war wirklich sehr genervt. Er horchte Astrid zu, während er Hicks immer noch am Kragen hielt und mit seinem Schwert vor seiner Kehle drohte. ,,Eigentlich geht es nicht an Hicks. Es geht an dich, Kruor." Kruor zog eine Augenbraue hoch. ,,Ich höre?" Astrid kniff ihre Augen zusammen und atmete nochmal aus. Dann blickte sie Kruor wieder direkt in die Augen und sagte: ,,Ich gebe es zu, du hast mich zu Boden gebracht. Aber das bedeutet nicht, dass du gewonnen hast." Sie schluckte und bereitete sich auf das, was kommen würde, vor. ,,Du magst zwar jetzt sehr gering von mir denken, aber das hast du sowieso schon vorher getan. Aber es lässt sich nicht bestreiten, dass ich eine Kriegerin bin. Als Hofferson wird man als starke Kriegerin großgezog-" ,,Oh, Loki, jetzt spiel nicht so lange darauf rum und komm zum Punkt!", rief Kruor und gab damit endgültig bekannt, dass seine Geduld nicht mehr existierte. Astrid musste sich das Lächeln verkneifen und setzte mit einer ernsten Miene fort: ,,Ich bin eine Hofferson, eine Kriegerin. Und als Kriegerin weiß man, dass man für einen Kampf niemals nur eine Waffe parat haben sollte."
Bevor Kruor den Sinn dieser Worte verstehen konnte, hatte Astrid schon an ihren Schuh gegriffen. Sie zog den versteckten Dolch heraus und warf ihn schon in der nächsten Sekunde nach vorne. Sie hatte früher schon zu oft trainiert, Dolche zu werfen, um jetzt daneben zu schießen. Der Dolch traf Kruor genau auf der Hand. Es entstand ein tiefer Schnitt und Kruor zog instinktiv die Hand zurück, wodurch sein Schwert vor Hicks zu Boden fiel. Diesen Moment nutzte Astrid aus.
Mit ihrer neu gefundenen Kraft packte sie ihre Axt, stieß sich vom Boden ab und rannte auf Kruor zu. Kruor hatte keine Chance, sein Schwert lag genau hinter Astrid. Sie holte aus und traf Kruor am Arm. Er war viel zu geschockt, um zu reagieren. ,,Das...Das ist unmöglich! Wie kannst du aufstehen?!", schrie Kruor überfordert und versuchte Astrids Schlägen auszuweichen. Astrid stand beschützerisch vor Hicks. ,,Hast du mir nicht zugehört? Ich bin eine Hofferson!"
Und das war der Moment, in dem Astrid verstand, was es wirklich bedeutete, eine Hofferson zu sein. Während seinen Versuchen, auszuweichen, taumelte Kruor nach hinten. Während er sich bemühte, sich wieder zu sammeln, sprach Astrid ruhiger als vorher: ,,Und als Hofferson wirst du durch die Menschen, die du liebst, stärker. Wenn eine Hofferson erst einmal jemanden liebt und diese Person beschützen will, dann sollte man sich ihr nicht in den Weg stellen." Sie blickte lächelnd zu Hicks. Dann wandte sie sich wieder Kruor zu. ,,Und es zählt auch für die Toten. Durch meine Liebe zu meinen Eltern ist meine Rachelust so groß. Und das macht mich stärker. Also Kruor, bereite dich jetzt auf deinen Tod vor! Diesmal endgültig!"
Es war verdammt schwierig und anstrengend mit einem schwerverletzten Bein zu kämpfen. Vor allem als Kruor wieder sein Schwert in die Hände bekommen hatte und sich verteidigen und angreifen konnte, wurde es äußerst schwierig. Aber jeder Versuch von Kruor, zu Hicks zu gelangen und ihn zu treffen, scheiterte. Astrid beschützte Hicks mit ihren Leben. Sie ließ nicht zu, dass Kruor ihm zu nahe kam. Und vor allem ließ sie nicht zu, dass Kruor gewann. Diesmal war sich Astrid sicher. Zu 100 Prozent. Ganz sicher - Sie würde dieses Mal siegen. Kruor wäre derjenige, der um Gnade betteln musste. Würde Astrid ihm welche schenken? Niemals. Das, was er getan hatte, war unverzeihlich.
Astrid drängte Kruor nach vorne, schlug immer und immer wieder auf ihn ein. Ihr Feind musste sich bemühen, ihre Attacken abzuwehren. Astrid war zwar mehr als nur erschöpft, aber sie kämpfte weiter. Für all ihre Geliebten. Und Stück für Stück nahm sie auch Kruor seine Energie.
Der Braunhaarige schrie: ,,Ich verstehe es nicht! Wieso kannst du noch immer kämpfen, nachdem ich dir mein verdammtes Schwert in dein Bein gerammt habe?! Das geht nicht! Es ist nicht möglich!" Astrid konterte: ,,Ach, ja? Dann hast du wohl keine Ahnung, was alles möglich ist."
Kruors nächster Angriffsschrei half ihm überhaupt nichts. Astrid wich dem Schlag aus und verpasste Kruor einen Schnitt in der Seite. Der Bösewicht schrie. Astrid nutzte den Moment gleich und holte noch einmal aus. ,,Jetzt ist es vorbei!", schrie die Kriegerin, als ihr Schwert nach vorne schnellte und Kruor am Bauch traf.
Zuerst ertönte ein Schrei, dann ein Knarren von Holz, als Kruor zu Boden ging. Er ließ sein Schwert fallen und keuchte angestrengt, während er entgeistert an seine Wunde griff. ,,So viel Blut...", murmelte er. ,,Ich habe noch nie in einem Kampf so viel Blut verloren. Wie ist das möglich? Wie konntest du einfach so aufstehen und weiterkämpfen?" Astrid musste zugeben, dass sie echt am Ende war und sich am liebsten setzen wollte. Aber trotzdem blieb sie stark und stellte sich vor den am Boden knieenden Kruor. ,,Ich hab es schon einmal gesagt. Ich würde alles tun, damit du mir nicht noch eine Person nimmst. Und durch diesen Willen bekomme ich meine Kraft." Kruor ächzte und ließ sich nach hinten plumpsen. Man merkte ihm an, wie sehr ihm diese Wunden wehtaten. Und man merkte ihm auch an, dass er wusste, wer der Gewinner war. Astrid umklammerte ihre Axt wieder fester und schritt nach vorne. Ihr Blick war eiskalt. ,,Kruor For...Wie auch immer...Ich habe dich nun schlussendlich besiegt. Und es ist mir egal, ob du es nun zugibst oder nicht. Du hast meine Eltern ermordet. Ich will nichts mehr als Rache. Also mach dich jetzt auf einen grausamen Tod bereit." Astrids Wut flammte wieder auf. All ihre Gefühle kamen zum Vorschein. Die Blondine erinnerte sich wieder an den riesigen innerlichen Schmerz, den sie gefühlt hatte, als sie ihre Eltern, tot am Boden liegend, aufgefunden hatte. Und sie erinnerte sich auch an den physischen Schmerz, den sie hatte ertragen müssen, als sie krank gewesen war. Kruor hatte so viel getan. Ihr so viel Unheil zugefügt. Astrid konnte gar nicht anders. Sie musste sich rächen. Sie würde sich jetzt, in diesem Augenblick rächen! Sie würde ihn umbringen!
Astrid holte ganz langsam ihre Waffe aus. Kruor kroch sofort rückwärts. Er benutzte dafür nur die eine Hand, die andere war immer noch auf die Wunde gepresst. Nervös stammelte er: ,,Halt, warte...nicht..." Aber Astrid folgte ihm. Nur mit dem einen Gedanken: Sie würde Kruor töten.
Es kam zu dem Moment, in dem Kruor realisierte, dass es keinen Zweck hatte, auszuweichen. Es war unumgänglich. So stand Astrid nun vor ihm. Kruor bereitete sich mit Furcht psychisch auf seinen Tod vor. Astrid holte aus. Die Klinge stürzte nach unten, geradewegs in die Richtung von Kruors Kopf. Kruor sah noch einmal in die Augen von Astrid. Er sah reine Wut und Entschlossenheit. Wissend, dass dies nun sein Ende war, kniff er seine Augen zusammen und wartete. Und wartete. Und wartete.
Es vergingen mehrere Sekunden. Kruor hatte das Gefühl, dass er schon längst hätte getroffen werden sollen. Deshalb öffnete er seine Augen, um herauszufinden, was los war. Er wurde sofort von dem Anblick einer scharfen Klinge begrüßt. Diese hätte nun eigentlich in seinem Kopf stecken müssen. Aber sie tat es nicht.
Kruor blickte Astrid ins Gesicht. Sie hatte ihre Augen zusammengekniffen, so als würde sie mit sich kämpfen. Dann gingen ihre Lider nach oben und sie erwiderte den Blick von Kruor. ,,Es hat keinen Sinn...", vernahm Kruor aus ihrem Mund. Die Kriegerin ließ ihre Hand sinken und lockerte ihre Pose. Kruor beobachtete, wie Astrid sich normal hinstellte, ihre Axt zwar trotzdem in der Hand, aber außerhalb der gefährlichen Reichweite. Er atmete aus und fragte dann: ,,Was meinst du? Warum tötest du mich nicht?" Astrid wiederholte ihre Aussage: ,,Es hat keinen Sinn..." Sie schaute zu Hicks und dann wieder zu Kruor. ,,Was bringt es, wenn ich dich töte? Genau. Garnichts. Vielleicht würde ich mich für den Moment gut fühlen, aber es würde nicht lange halten. Es würde sich besser anfühlen, zu wissen, dass du noch lebst, mit der Erkenntnis, dass du verloren hast. Du würdest dich immer schlecht fühlen, wenn du daran denkst, dass du verloren hast. Und das ist alles, was ich jetzt will." Ihre Gesichtszüge lockerten sich und sie besaß nun ein eher ruhigere Miene. ,,Das ist meine Rache."
Kruor besaß nun einen fassungslosen Gesichtsausdruck. Astrid nahm nun wieder einen etwas festeren Ton an und sprach: ,,Ich lasse dich gehen, Kruor. Das ist deine einzige Chance. Also verschwinde. Du willst hier nie wieder gesehen werden. Solltest du es wagen, je wieder nach Berk zu kommen, dann schwöre ich, werde ich dich endgültig töten." Nochmal wiederholte sie in einer leiseren Tonlage: ,,Verschwinde."
Dann wandte sie sich von ihm ab und drehte sich zu Hicks. Ihre Augen trafen sich und sie mussten beide erleichtert und glücklich lächeln. Astrid vollführte nun ein paar Schritte nach vorne, um zu Hicks zu kommen. Man merkte schon am ersten Schritt, dass sie humpelte und es ihrem Bein nicht gut ging. Immerhin gab es sogar eine Wahrscheinlichkeit, dass sie verblutete. Aber diese wurde gerade außer Acht gelassen. Astrid wollte nur noch zu Hicks. Hicks wollte Astrid nur noch in den Arm nehmen und sich mit ihr darüber freuen, es endlich geschafft zu haben. Genau. Sie hatten es geschafft. Kruor war besiegt. Hicks war auch froh und gewissermaßen stolz darauf, dass Astrid doch noch Vernunft gehabt hatte und Kruor nicht getötet hatte.
Doch ganz plötzlich wich das Lächeln aus Hicks Gesicht und er schrie panisch: ,,Astrid, pass auf!" Wie aus dem Nichts war Kruor zu seiner Waffe gekommen und holte nun mit einem lauten Schrei zu einem Schlag aus, der Astrid ein für alle Male vernichten sollte.

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Where stories live. Discover now