19. Eine unerwartete Überschrift

1K 44 6
                                    

Das war eines von Hicks' Gefühlen: Sorge. Ein anderes: Schock - Der pure Schock. So viel musste der Mann nun verarbeiten. Astrid Hofferson, seine eigene feste Freundin, wurde von einem skrupellosen Mörder, der alles tun würde, um sie auszuschalten, vergiftet. Noch dazu mit einem Gift, das vermutlich noch äußerst schlimme Sachen auslösen würde. Außerdem konnte dem Wikinger der Anblick der schwachen, blassen und kränklichen Blondine, die sonst immer eine starke, selbstbewusste und willensstarke Kriegerin war, nicht aus seinem Kopf gehen. Normalerweise fand sein schlaues Gehirn sofort eine Lösung und er befand sich dann gleich wieder auf dem Weg zum Optimismus. Doch diesmal war es einfach zu viel - Zu viel zum Verarbeiten. Zuerst dieser Anblick, dann noch die Geschichte mit dem Mörder. Und als wäre dies nicht genug, füllte die Erkenntnis, dass Astrid vergiftet war, das Glas zum Ausrasten. Genauer gesagt ging es schon über. Nur versuchte Hicks innerlich auszurasten, denn wenn er es außen zeigen würde, dann würde er der Wikingerin nur noch schlimmere Schuldgefühle zufügen.
Ein lauter, erschöpft wirkender Seuzfer entglitt dem Mund des Oberhauptes. Der Braunhaarige löste sich aus der Umarmung, allerdings streiften seine Hände zu ihren Oberarmen und umklammerten diese behutsam. Astrids Haut fühlte sich kalt und rau an - Zu rau. Wieder erhaschte er einen Blick des Gesichts der Blonden. Man könnte dies wirklich als Folter bezeichnen - Für beide. Sowohl für Astrid körperlich, als auch für Hicks seelisch. Es verpasste ihm jedes Mal innerlich einen stechenden Schmerz, sobald der 20-Jährige das Aussehen der Wikingerin begutachtete. Der Mann holte noch einmal ganz tief Luft und presste dann mit einer immer noch sehr fassungslos wirkenden Stimme hervor: ,,Okay...Wir...Wir müssen herausfinden, was für eine Krankheit dieses Gift auslöst. Wir sollten zu Gothi gehen. Sie...Sie hat bestimmt irgendwelche Aufzeichnungen und da steht auch sicher etwas über ein Gegengift drinnen.“ Um ihre Stimme zu schonen, da es in der Kehle etwas wehtat, einen Ton von sich zu geben, nickte die junge Frau nur langsam. Hicks wollte ihr gerade einen Kuss geben und lehnte sich auch nach vorne, als die junge Erwachsene ihre Hand an seine Brust legte und ihn so wegschob. Verwirrt lauschte der Wikinger der Erklärung der Blonden: ,,Nicht...Es - Es könnte ansteckend sein.“ Die Frau hatte versucht, möglichst wenig zu sagen, trotzdem verfolgten sie Schwierigkeiten, diesen Satz erfolgreich auszusprechen. Verständnisvoll nickte das Stammesoberhaupt. ,,Stimmt, du hast recht.“ Kurz darauf versuchte die Kriegerin aufzustehen, was ihr auch gelang. Doch man merkte, wie wackelig und unsicher sie unterwegs war. Während die Kriegerin einige Schritte durchführte und ihre Beine nachgeben zu schienen, verließ Hicks nicht ihre Seite und hielt seine angespannten Arme sicherheitshalber vor sich, falls die junge Dame umfallen würde. Man sah Astrid an, dass ihr das Gehen schwerfiel. Genauer gesagt tat sie sich bei so ziemlich allen Bewegungen nicht wirklich leicht. Bei der Treppe angekommen, blieben die Zwei kurz stehen. Ein Grummeln war zu hören, kurz bevor Ohnezahn sich direkt vor die Stufen stellte und zu seinem Reiter und dessen Freundin nach oben blickte. Beim Anblick der benommenen Drachenreiterin erkannte er sofort das Problem. Außerdem hatte er das Gespräch von unten etwas mitbekommen, also wusste er, was mit der Blondine los war. Treu rührte der Drache sich nicht von der Stelle, als Astrid vorsichtig hinunterkletterte, da sie unabsichtlich fallen könnte. Dann wäre sie wenigstens leicht gelandet. Gefolgt von Hicks erreichte sie aber zum Glück den Boden. Gemeinsam wollten sie sich zur Tür begeben, als die blonde Frau plötzlich doch die Haltung verlor und den Boden ansteuerte. Hicks hätte sich sofort auf sie gestürzt, um sie vorm Fallen zu bewahren, doch Ohnezahn nahm ihm seinen Plan weg und stellte sich zwischen den mit dunklen Holz bedeckten Boden und Astrid. Erleichtert atmete das Oberhaupt aus und tätschelte den Nachtschatten dankbar, nachdem sich die Blonde wieder richtig auf ihre Beine gehievt und den Alphadrachen mit einem ,,Danke, Kumpel.“ gedankt hatte. Schließlich traten die Drei aus der Hütte. ,,Okay, wir dürfen keine all zu große Aufmerksamkeit erregen. Setz' dich einfach normal hinter mich, schau' dass dich niemand richtig sieht und halte dich gut fest, ja?“, schlug Hicks vor, worauf seine feste Freundin ihm mit einem ,,Okay.“ antwortete. So setzten die Wikinger sich auf Ohnezahn, welcher sofort das kleine Heim der Ältesten im Dorf ansteuerte. Während sie für kurze Zeit durch die Lüfte glitten, merkte der junge Erwachsene, wie Astrid schwer ausatmete, ihren Kopf dabei geschwächt auf seinem Rücken anlehnte und ihren Griff kurz verfestigte, dann aber wieder lockerer wurde. Dadurch verzog sich auch Hicks' Gesicht zu einer traurigen und bedrückten Miene.
Angekommen ließ die Blondine noch einen lauten Atemzug von sich hören, ehe sie von Ohnezahn abstieg und mit ihrem Freund zur Tür der schmalen Stube schritt. Der Braunhaarige klopfte an, worauf nach ein paar Sekunden die Tür schön geöffnet wurde und Gothi zum Vorschein kam. Es klebten drei grüne schreckliche Schrecken an ihr, dessen grellen Augen die Besucher fixierten. Sobald die Frau Astrid erspähte, weiteten sich ihre Augen. ,,Ähm...Könnten wir reinkommen? Es ist etwas ernstes.“, fragte der Wikinger höflich, wurde beim letzten Satz allerdings etwas trocken. Verständnisvoll nickte die alte Dame, verscheuchte die Drachen, welche friedlich davonfliegen, ging ein paar Schritte zur Seite und gewährte ihnen somit Eintritt. Ohnezahn versuchte sich zwar durch die schmale Tür durchzuquetschen, gab es aber nach der Zeit auf, da drinnen sowieso kein Platz für ihn war. Astrid schenkte Hicks kurz einen unsicheren Blick, während Gothi etwas genervt wartete. Auf das Nicken des Stammesoberhauptes wandte sich die Blonde wieder der Ältesten zu und begann das nötigste zusammenfassend zu erzählen. Sie erwähnte nur kurz das Treffen mit dem Mörder und erklärte ihr dann ihr Verhalten und die Schmerzen, welche Kopfschmerzen, Halsweh, leichte Bauchschmerzen und anderes miteinschlossen. Für eine längere Zeit stand Gothi dem Paar nur überlegend gegenüber und grübelte in ihren Gedanken nach einer Krankheit, die diese Symptome beinhielt. Bald umfasste sie ihren Stock fester, streute etwas Sand auf den Boden und schrieb dann darin etwas auf. ,,Wie hat die Flüssigkeit ausgesehen oder geschmeckt?“, las Hicks leise vor. ,,Naja...Ehrlich gesagt habe ich mich nur auf den Mörder meiner Eltern konzentriert, also habe ich keine Ahnung, was für eine Farbe es hatte. Aber eigentlich schmeckte es nach normalem Wein, vielleicht nur ein bisschen anders. Ich kann mich aber echt nicht mehr genau erinnern.“, gab die Blondine ehrlich zu. ,,Vermutlich hat dieser Typ Wein dazugefüllt, damit diese Mischung nicht allzu eigenartig schmeckt.“, stellte der anwesende Braunhaarige die Theorie auf. ,,Ja.“, bestätigte Astrid seine Aussage mit ihrer jetzigen kränklichen Stimme. Auf einmal hob Gothi ihre Hand und zählte irgendetwas mit ihren Finger auf. Vermutlich, was für eigenartige Symptome Astrid hatte.
1.Eigenartige Phasen
2.Eine sehr schwache und tiefe Stimme
3.Eine raue und blasse Haut
4.Sie kann sich nicht viel bewegen, ohne dass etwas schmerzt
Allerdings machte Gothi diese Aufzählung viel genauer und hob noch ein paar weitere Finger. Dabei blickte sie immer wieder zu Astrid hinauf und inspizierte ihr Aussehen und ihr Verhalten sehr genau. Bald wandte sich die Heilerin von den jungen Erwachsenen ab und drehte sich zu einem Schrank, in dem sämtliche Aufzeichnungen aufbewahrt wurden. Doch anstatt eine von dem oberen Teil des Regals herauszufischen, beugte sich Gothi weiter hinunter und öffnete eine ziemlich alt wirkende, verstaubte Lade. Vermutlich war diese schon für sehr lange Zeit nicht angerührt worden. In dieser Lade befanden sich genau drei zusammengerollte Karten. Diese sahen ebenfalls nicht so aus, als wären sie oft benutzt worden. Gothi nahm eines der Papiere heraus und überreichte es Astrid. Diese faltete das Blatt Pergament neugierig, als auch vorsichtig mit ihren zitternden Fingern auf. Hicks und Astrid schraken beide zurück, als sie die Überschrift entzifferten.
,,Die Seuche der Götter?!“

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Where stories live. Discover now