43. Trottel

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Hicks fühlte sich ziemlich unbehaglich, als er merkte, dass jedes einzelne Augenpaar auf ihm lag. Das ganze Dorf stand vor ihm, wartend auf seine Erklärung, warum sie hergerufen worden waren. Überall um ihn, hinter der Menge und auf den Dächern der Häuser waren Drachen, die ebenfalls neugierig auf eine Erklärung warteten. ,,Ich entschuldige mich dafür, euch alle aus euren Betten geholt zu haben. Ich möchte euch zuerst einmal beruhigen, denn es handelt sich um keinen schlimmen Notfall." Man hörte viele erleichterte Seufzer. Es war immerhin nicht normal, so spät noch geholt zu werden. Die Meisten dachten, etwas Schlimmes wäre passiert - Abgesehen von Astrids ,,Tod".
,,Aber was ist dann der Grund?", kam ein Schrei aus der Menge. Diese stand vor den Stufen der Großen Halle. Hicks stand auf einer der oberen Stufen, damit jeder ihn sah. Das ganze Volk begann, sich aufzuregen, und jeder fragte, was los war. Hicks stöhnte auf. Diese Leute konnten nie Ruhe geben. ,,Ruhe! Es wird alles erklärt werden, also habt endlich mal Geduld!" Mit einem weniger aggressiven Ton fuhr das Oberhaupt fort: ,,Wir alle trauern noch um den Tod von Astrid Hofferson. Ihre letzte Ehre hat ja erst vorher stattgefunden, als sitzt der Schmerz noch tief. Aber ich kann euch oder den Personen, die trauern, diesen Schmerz nehmen." Hicks erkannte verwirrte Gesichter vor sich. Er sprach weiter: ,,Denn Astrid ist nicht gestorben!"
Geschockte Laute ertönten. Sie wurden noch viel mehr und auch lauter, als sie die Person, um die es ging mit ihren eigenen Augen sahen. Astrid, die bis jetzt in der Großen Halle geblieben war, kam hervor und stieg die Stufen vor dem Gebäude hinunter. Die Menge tobte. Es entkamen auch fassungslose Schreie. Vor ihnen, neben Hicks, stand eine Tote. Das Stammesoberhaupt legte seine Hand auf Astrids Schulter und erklärte: ,,Die Astrid, die ihr alle hier seht, ist keine Tote! Es ist eine lebendige Astrid Hofferson. Ich weiß, es erscheint allen unmöglich. Das tat es auch anfangs bei mir. Aber es gibt dafür eine Erklärung. Wenn ihr jetzt Ruhe gibt, dann könnt ihr euch diese auch anhören." Ab da begann Astrid zu erzählen und die Dorfbewohner fühlten ihre Anwesenheit. Sie fühlten, dass Astrid lebte. Die Blondine erzählte nicht jedes Detail, nicht so genau, wie sie es Hicks erzählt hatte. Es war ein komisches Gefühl, dass alle Blicke auf sie gerichtet waren. So als wär sie ein neu entdeckter Drache. Oder Nein...Eher ein neuer Alphadrache, ein Überwilder. Aber das Gefühl, wieder zu Hause zu sein, war zu groß. Nervosität passte nicht mehr dazu.
,,Und so bin ich hierhergekommen." Mit diesem Satz beendete Astrid ihre Geschichte. Die Berkianer redeten alle durcheinander, redeten über alles, was sie nun gehört hatten. ,,Ruhe. Ruhe! Seid still!" Diesmal schaffte Hicks es nicht, sie wieder ruhig zu bekommen. Sie waren einfach zu aufgewühlt, um sie zum Schweigen zu bringen. Zumindest für Hicks. ,,Klappe!" Mit dem gewaltigen Schrei von Astrid verstummte das ganze Volk. ,,Das darf nicht wahr sein...", murmelte Hicks. Astrid musste sich das Lachen verkneifen. Mit seiner lauteren Stimme verkündete Hicks: ,,Ihr seht, Astrid ist am Leben. Und ihr wisst jetzt auch, wie dies möglich sein kann. Was sagt ihr? So etwas muss doch gefeiert werden!" Und schon riefen und pfiffen alle Berkianer auf einmal. Jeder in der Menge hob seinen Arm in die Höhe und jubelte.
Es dauerte nicht lange, bis alle Einwohner Berks sich auf den Weg in die Große Halle machten. Hicks wartete neben der Schlange von Menschen, bis alle in der Halle verschwunden waren. Astrid blieb bei ihm. ,,Astrid!", rief auf einmal jemand hinter ihnen. Kaum hatten die Zwei sich umgedreht, erspähen sie schon Hicks' Mutter Valka. Sie blieb mit einem Lächeln vor den Beiden stehen. ,,Du bist wirklich am Leben. Ich freue mich so sehr." Sie nahm Astrid in den Arm. Als sie sich lösten, fiel Valka Astrids Kette auf. Die Frau erkannte sie sofort aus den alten Zeiten. ,,Du hast also wirklich die Kette deiner Mutter bekommen. Wie kann das nur möglich sein?" ,,Ich habe keine Ahnung.", gab Astrid die Antwort. Damit beließen sie es auch. ,,Dann wollen wir mal den Abend genießen und alle gemeinsam deine Rückkehr feiern!" Valka legte ihre Hand kurz auf Astrids Schulter, nahm sie dann wieder runter und ging voran. Hicks und Astrid schauten zuerst ihr nach, dann sahen sie sich von der Seite aus gegenseitig an. ,,Na, los. Lass uns feiern.", meinte Hicks und nahm ihre Hand. ,,Ja.", kam die einfache Antwort. Die 20-Jährige verschränkte ihre Finger mit Hicks'. Als er nach vorne schaute und Astrid einen Blick von ihm erspähte, erkannte sie einen bestimmen Ausdruck in seinen Augen. Man könnte es wie ein glückliches Funkeln bezeichnen.

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt