40. Durch alle schweren Zeiten

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,,Ich habe geglaubt, dass du tot bist. Aber jetzt bist du da. Oh Thor, Astrid, ich bin so glücklich...so glücklich“ Astrid lächelte wieder, drückte Hicks mit der einen Hand näher an sich und griff mit der anderen nach der Kette, die ihre Mutter ihr in Walhalla gegeben hatte. ,,Ja, ich bin wieder da.“

Nach einer langen Zeit löste sich Hicks, verwirrt von Astrids Bewegung. Astrids Blick fing Tränen an Hicks' Wangen auf, während er schluchzend fragte: ,,Was ist das?“ Er deutete auf die Kette, die Astrid mit ihrer Hand umklammert hatte. Somit wurde ihre Umarmung gelöst. Bevor Astrid etwas sagen konnte, fasste Hicks sich überfordert an die Stirn und stammelte: ,,Warte...W-Wie kommst du sowieso erst hierher? Wie hast du überlebt? Du bist doch gestorben, ich habe dich sterben sehen. Bist du wirklich hier? Steht tatsächlich eine lebendige Astrid vor mir? Habe ich mich dich gerade nur eingebildet? Oh, Thor, Astrid, ich muss dich wieder umarmen.“ Mit diesen Sätzen, die Hicks mit einem verwirrten und fassungslosen Ton ausgesprochen hatte, umarmte er seine Freundin. Nachdem Astrid wieder seinen Griff um ihre Taille spürte, musste sie kurz auflachen, da es süß war, mitanzusehen, wie überfordert Hicks mit der ganzen Sache war. Es lag auch daran, dass Astrid einfach gerade so überglücklich war, dass sie nur noch lächeln konnte. Sie legte ihre Arme um ihren Freund und murmelte: ,,Ich seh schon. Du bist wirklich durcheinander.“ Auf einmal fühlte Hicks, wie er runtergezogen wurde und merkte, als er die Augen öffnete, dass Astrid sich auf den Boden sinken ließ. Er ließ sich mitziehen und kam neben Astrid im weichen Sand zum Sitzen. Ohnezahn gesellte sich hinter die Beiden, wodurch Astrid und er sich gleich begrüßen konnten. Sturmpfeil nahm neben ihrer Reiterin Platz, legte ihren Kopf im Sand ab und sah zu Astrid auf. Hicks verstärkte seinen Griff an Astrids Taille kurz, lehnte sich etwas weiter vor und flüsterte: ,,Erzähl mir alles.“ Als Astrid nickte und er sich vergewissern konnte, dass sie zu erzählen begann, glitt seine eine Hand zu ihrem Oberschenkel, die andere blieb an ihrem Rücken. Gerade legte er seinen Kopf auf ihre Schulter, als Astrid anfing, alles zu erklären.
,,Beim großen Odin, wo fange ich nur an?“ Kurze Pause zum Nachdenken. ,,Ich schätze, Ich beginne von der Stelle, als mein letztes Stück Leben in deinem Zimmer verloren gegangen ist. Es war zuerst sehr komisch, da ich auf einmal keinen Schmerz mehr fühlte. Eine Zeit lang fühlte ich überhaupt nichts, ich wusste auch nicht wo ich war. Für einen Moment habe ich sogar vergessen, was passiert ist. Als ich meine Augen öffnete sah ich nur Weiß. Es war ein sehr komischer Ort. Eben genauso wie man sich Walhalla vorstellt.“ ,,D-Du warst in-“, wollte Hicks stammeln herausbringen, doch Astrid unterbrach ihn: ,,Keine Unterbrechungen. Du bist doch derjenige, der die gesamte Geschichte hören will. Jedes Wort, dass ich jetzt sagen werde, wird der Wahrheit entsprechen.“ Es folgte ein Nicken von Hicks. Der junge Mann entspannte sich wieder etwas und hörte weiterhin aufmerksam zu. Er genoss es, wie Astrid mit ihrer einen Hand durch seine Haare fuhr. Einmal malte sie ein paar Kreise, dann fuhr sie einfach geradewegs durch oder sie zupfte nur kurz an seinen Haarspitzen. Mit der anderen Hand kraulte Astrid ihren Drachen, dem dies ebenfalls gefiel.
,,Wie gesagt, der Ort, an dem ich mich befand, war Walhalla. Dies machten mir vor allem zwei bestimmte Personen klar. Anfangs konnte ich es gar nicht richtig glauben, aber ich habe tatsächlich meine Eltern getroffen. Sie haben mir erklärt, wo ich mich befinde und haben auch gesagt, was passiert ist. Zu diesem Zeitpunkt habe ich richtig realisiert, dass ich tot bin. Es war ein schrecklicher Gedanke.“ Astrid vernahm von Hicks, der bis jetzt gehorsam stumm zugehört hatte, ein leises, fast schon höhnisch klingendes Flüstern: ,,Ein schrecklicher Gedanke, also?“ Sie wusste genau, was er damit meinte. Astrid selbst hatte es ja nicht richtig miterlebt, wie sie gestorben ist. Für ihre Mitmenschen muss es so furchtbar gewesen sein. Für sie war es kein schrecklicher Gedanke. Für sie war es eine unglaublich schreckliche Tatsache gewesen.
Astrid erzählte, ohne auf Hicks' leisen Kommentar einzugehen, weiter: ,,Danach haben meine Eltern mich zu einer riesigen Halle geführt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie die ausgesehen hat. Ich glaube, sie ging ins Unendliche. Jedenfalls habe ich dort meine ganze Familie wiedergesehen, beziehungsweise manche, mir nicht bekannten Familienmitglieder, kennen gelernt. Es war wirklich toll, alle Verwandten um sich zu haben, aber es gab mir auch ein eigenartiges Gefühl. Vermutlich lag es daran, dass ich mich da oben amüsiert habe, während ihr unten so viel Schmerz erleiden musstet. Draußen, vor dem Eingang der Halle, haben mich meine Eltern dann gefragt, ob ich lieber bei meiner Familie oder auf Berk bei euch sein würde. Ich habe überlegt und während ich das tat, erschien auf einmal ein Bild vor mir. Es zeigte meine letzte Ehre. Es zeigte, wie ihr alle um mich trauert und mich zu dem Schiff trägt. Es war...schlimm, euch so zu sehen. Im Endeffekt habe ich mich dann für euch entschieden. Ich dachte, dass dies allerdings sowieso nichts gebracht hätte, doch dann sagten meine Eltern auf einmal, dass ich wieder nach Berk zurückkehren würde. Du fragst dich, wieso?“ Astrid pausierte ihre Erklärung und schaute Hicks in die Augen, als er seinen Kopf von ihrer Schulter nahm. Hicks' Blick sagte aus, wie ahnungslos er war. Seine feste Freundin konnte sich das aufgeregte Lächeln nicht mehr verkneifen. ,,Du Dummkopf...Du hast das Gegengift, diese Beere, rechtzeitig gebracht. Du hast es geschafft, mich von dieser Krankheit zu retten.“ ,,Aber wie...?“, kam fragend und verwirrt von Hicks zurück. ,,Du hast das Gegengift rechtzeitig gebracht. Das Einzige, was wir nur nicht wussten, ist, dass diese Beere eine Stunde braucht, um zu wirken. Deshalb war ich eine Stunde tot. Weil ich die Beere kurz vor meinem Tod bekommen habe.“ Hicks' Gesicht strahlte einfach nur Fassungslosigkeit aus. Während er versuchte, das Ganze in seinen Kopf zu kriegen, redete Astrid weiter: ,,Das heißt - Wie meine Eltern kurz bevor ich gegangen bin, gesagt haben: Gemeinsam mit euch, meinen Freunden, kann ich alles schaffen. Wir alle gemeinsam, Rotzbakke, Fischbein, ja, sogar die Zwillinge, alle Drachen, du und ich, können alle Gefahren und Probleme, die auf uns zukommen werden, besiegen. Zusammen.“ Hicks fasste sich und vervollständigte Astrids Rede: ,,Gemeinsam schaffen wir es durch alle schweren Zeiten.“ Für lange Zeit blieb dieser Blickkontakt bestanden. Dann wollte Hicks wissen: ,,Und was ist jetzt das hier?“ Er tippte auf den runden goldenen Anhänger vorne an Astrids Kette. ,,So etwas nennt man Kette.“ Nach einer kurzen Pause sprach Astrid Klartext: ,,Meine Mutter hat sie mir oben in Walhalla gegeben.“ ,,Ich hinterfrage lieber mal nicht, wie das möglich ist.“ ,,Ich bitte dich...Vor dir sitzt eine Person, die in Walhalla gewesen ist.“ Beide mussten kurz auflachen.
Nachdem Hicks es für ein paar Minuten geschafft hatte, nicht zu weinen oder derartiges, zerbrach seine Mauer wieder. Das Lachen der vorigen Sätze verwandelte sich in ein Schluchzen. Er setzte sich auf seine Knie und schling seine Arme um Astrids Hals. ,,Du bist wirklich hier, Astrid...“, schluchzte er. Die Blondine verkniff sich einen Kommentar darüber, dass er das schon zuvor gesagt hatte, und drückte ihn an sich. ,,Und ich werde auch nie wieder gehen.“

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Where stories live. Discover now