49. Alles vorbei

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,,Astrid, pass auf!"
Das war alles, was nötig war, um Astrids Systeme einzuschalten. Sie duckte sich zuerst und sprang aus Reflex zur Seite, sodass das Schwert von Kruor sie verfehlte. Dann schlug sie mit ihrem Fuß auf Kruors Beine, wodurch dieser zusammenbrach. Diesmal schubste sie sein Schwert weg, als es zu Boden fiel. Nun war es außer Kruors Reichweite.
Wütend blickte die Blondine Kruor an und sagte: ,,Ich sage es nur noch einmal, Kruor: Verschwinde! Wenn du mich versuchst, zu töten, wird es nur zu einem Verlust kommen: Deinem."
Damit beließ Astrid es auch. Sie wandte sich schlussendlich von Kruor ab und marschierte vorbei an den am Boden liegenden und vor Schmerz stöhnenden Wachen zu Hicks. Ohne Worte nahm sie ihm am Oberarm, zog ihn hoch und führte ihn vom Schiff. Davor aber drehte sie sich nochmal zu den am Boden kauernden Kruor um. Er schenkte ihr einen gewissen Blick. Er wirkte ängstlich und gedemütigt. Aber tatsächlich erkannte Astrid auch Respekt. ,,Auf Wiedersehen, Kruor."
Astrid und Hicks blieben noch lange am Strand stehen und beobachteten Kruors Schiff, das langsam seinen Weg in die Weiten des Meeres nahm. Irgendwann ergriff Hicks das Wort: ,,Ähm, Astrid...Könntest du mich jetzt bitte von diesen Fesseln erlösen?" ,,Oh." Astrid hatte sie ganz vergessen. Sie ging hinter Hicks und begann, den Knoten zu lösen.
Hicks sah wieder nach vorne auf das Schiff, das in der Ferne immer kleiner wurde. ,,Das war's dann wohl." ,,Ja", murmelte Astrid. Sie zog am Seil und es fiel zu Boden. ,,Danke", kam von Hicks. Astrid gesellte sich wieder neben ihn. Kaum hatte sie dies getan, wurde sie schon von einer festen Umarmung überrascht. Hicks schlang seine Arme um ihren Hals und drückte sie an sich. In diesem Moment erkannte Astrid wieder, wie erschöpft und ausgelaugt sie war. Entkräftet legte sie ihre Arme um ihren Freund. ,,Du hast es geschafft", flüsterte er. Astrid blieb still, weshalb Hicks fortsetzte: ,,Ich bin so stolz auf dich. Und auch auf mich selbst. Du weißt schon...weil ich so eine tolle, wunderschöne, tapfere und starke Freundin habe." Astrid konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Sie versteckte ihr Gesicht an Hicks Schulter und versuchte, genervt zu klingen. ,,Schleim nicht so." ,,Du grinst, oder?" Astrid gab erst nach ein paar Sekunden eine Antwort. ,,Ja." Hicks musste kurz lachen. Dann verstummte er und drückte Astrid ganz leicht von sich weg, sodass er ihr ins Gesicht schauen konnte. Die Umarmung blieb. Dann redete der Braunhaarige weiter: ,,Ich bin aber auch stolz darauf, dass du ihn nicht getötet hast. Das war die beste Entscheidung, die du hättest treffen können." ,,Hm...", war das einzige, was Astrids Mund verließ.
Ihr Bein tat höllisch weh. Daran hatte sich nichts geändert. Die Wunde war tief, der Schmerz war groß. Hicks merkte gleich, dass Astrid sich nicht mehr länger halten konnte.
,,Warte, setzen wir uns lieber" Er zog Astrid mit sich nach unten und sie setzten sich nebeneinander in den Sand. ,,Geht's dir gut? Nein, halt, diese Frage ist sinnlos. Geht's halbwegs?" ,,Ja, ist schon okay. Ich bin einfach erschöpft.", meinte Astrid und lehnte an seiner Schulter. Der Drachenreiter legte seinen Arm um sie.
Diese Aussage ließ Hicks überhaupt nicht runterkommen. Diese Wunde machte ihm einfach nur Angst. Aber er versuchte ruhig zu bleiben. Er wartete aber innerlich fiebrig darauf, dass Ohnezahn und Sturmpfeil kommen würden. Sie waren sicher schon auf der Suche nach ihren Reitern. Hicks hätte zwar den Drachenlaut machen können, aber er hatte Vertrauen darin, dass die beiden Drachen sie so oder so sehr schnell finden würden.
Es herrschte kurze Stille, bis Hicks diese brach. ,,Wir sind genauso am Strand gesessen, nachdem du von Wallhalla zurückgekehrt bist. Weißt du noch?" ,,Nein ich hab's vergessen. Immerhin war das vor ein paar Tagen.", entgegnete Astrid. Hicks bemerkte natürlich den Sarkasmus in ihrer Stimme. Er ließ sich davon nicht beirren. ,,Ich bin so glücklich gewesen, als du wiedergekommen bist. So glücklich war ich vermutlich noch nie." ,,Warum sagst du mir das jetzt?" ,,Naja...Jetzt, nachdem du Kruor besiegt hast, bin ich...Ich bin einfach glücklich, dass es jetzt vorbei ist und ich mir keine Sorgen mehr machen muss. Zumindest muss ich mir keine Sorgen mehr machen, sobald diese Wunde endlich versorgt ist.“ ,,Wo wir gerade bei der Wunde sind...“, murmelte Astrid und riss sich ein Stück ihrer Hose runter, um es anschließend um ihre Verletzung zu wickeln. Dann lehnte sie sich wieder zurück und seufzte. ,,Ja...Jetzt haben wir es endlich geschafft.“ ,,Was heißt wir?“, sagte Hicks und legte nun auch seinen zweiten Arm um seine feste Freundin. ,,Du hast es geschafft.“ Astrid schaute von seiner Schulter zu ihm auf. ,,Das hätte ich aber niemals ohne deine Hilfe geschafft.“ ,,Hilfe? Ich? Ich bin gefesselt am Boden gesessen.“, äußerte Hicks. ,,Du weißt, was ich meine.“, entgegnete Astrid und musste kurz lachen.
Als die beiden wieder leise wurden, vernahmen sie auf einmal ein Geräusch. Sie erkannten es sofort. ,,Sturmpfeil!“, rief Astrid glücklich, als ihr Drache aus dem vor ihnen liegenden Wald rannte. Die Kriegerin rappelte sich auf und kam ihr entgegen. Überstürzt schrie Hicks ihr hinterher: ,,Hey, hey, warte, Astrid. Warte, ich helfe dir...“ Aber die Angesprochene lehnte schon an ihrem Drachen und umarmte diesen. Hicks seufzte und ging zu Ohnezahn. Er legte seine Hand auf Ohnezahns Kopf und sagte: ,,Ich wusste, dass ihr uns findet. Danke.“ Der Nachtschatten gurrte fröhlich. Hicks wandte sich wieder Astrid zu. ,,Beeilen wir uns! Du musst so schnell wie möglich zur Heilerin.“ Astrid stieg mit Schwierigkeiten, die sie allerdings nicht zeigte, auf Sturmpfeil und bemerkte: ,,Hey, Sturmpfeil. Hicks zweifelt an unserer Geschwindigkeit. Wollen wir ihm zeigen, was wir drauf haben?“ Sturmpfeil krächzte zustimmend. ,,Na, dann los!“ Und schon hoben die Zwei ab und flogen davon.
Hicks schüttelte seinen Kopf. Astrid war wirklich unverbesserlich. Auf ihrem Oberschenkel klaffte eine riesige Wunde und sie sollte keine Energie mehr haben. Und was tat sie? Sie war einfach sie selbst. Flog mit Sturmpfeil durch die Lüfte, als würde sie vor Energie nur so strotzen.
Vermutlich war es aber auch nur, weil sie so glücklich war. Darüber, dass sie Kruor besiegt hatte und nun alles hinter ihnen lag. Astrid musste nicht mehr so sehr um ihre Eltern trauern. Sie war nicht mehr krank. Und sie hatte ihren größten Feind besiegt. Astrid hatte bewiesen, dass sie eine Hofferson war. Die allerstärkste Hofferson. Und Hicks liebte sie. Er liebte sowohl ihre physische Stärke als auch ihre psychische Stärke. Astrid besaß viele gute Eigenschaften. Natürlich hatte Astrid wie jeder Mensch auch Schwächen. Aber in Hicks' Augen erschien sie ihm einfach nur perfekt.
Mag sein, dass Hicks der schwächere in der Beziehung war. Aber diese Erkenntnis hatte keine Bedeutung. Er wusste, dass er für immer an Astrids Seite stehen würde. Und sie an seiner.
Jetzt in diesem Moment flammten Hicks' Gefühle für Astrid wieder auf und all dies wurde ihm so richtig klar. Er lächelte und stieg auf Ohnezahn. ,,Dann wollen wir den beiden Mal zeigen, was Geschwindigkeit ist. Los geht's!“ Ohnezahn erhob sich vom Boden und folgte Sturmpfeil und Astrid auf dem Weg zurück nach Berk.

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Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Where stories live. Discover now