11. Eine "Bedingung"

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Müde erwachte Astrid aus ihren Träumen. Diesmal waren es leider wieder Alpträume. Die Frau blickte neben sich und merkte, dass sie sich alleine in Hicks' Bett befand. Die junge Erwachsene setzte sich auf und rieb sich ihre Augen mit dem Handrücken. Kurz wurde ihre Sicht dadurch leicht verschwommen. Doch trotzdem entdeckte die junge Dame eine kleine Figur auf dem Tisch im Raum. Anfangs war diese ebenfalls sehr unscharf, bis Astrid kurz zwinkerte und ihre Augen danach wieder öffnete. Dann erkannte sie diesen Gegenstand. Fragend stand die Wikingerin auf und schritt leise zu dem Holzmöbelstück. Angekommen, nahm sie das kleine Blatt Pergament in ihre Hände und entfaltete es. Es stand nicht viel oben, eigentlich fast garnichts. Doch trotzdem machte es die Frau leicht unsicher. Zumindest wusste sie anfangs nicht, was sie nun tun sollte oder was nur geschehen würde, wenn sie diese Bedingung ausführte. Bedingung konnte man es ja nur in einer gewissen Art und Weise nennen.

Nacht
Strand

Das einzige, was man auf diesem Papier entziffern konnte. Nichts anderes war darauf abgedruckt. Astrid ließ sich diese zwei Wörter nochmal im Kopf durchgehen. Anscheinend wollte dieser Jemand, der dies geschrieben hatte, dass die Blondine in der Nacht zum Strand kam. Sollte sie es tun? Immerhin war dieser Schreiber bestimmt auch der Mörder ihrer Eltern und wollte die Kriegerin ebenfalls tot sehen. Aber auf der anderen Seite konnte die junge Dame dann endlich ihre Rache an dem Verbrecher nehmen. Sie konnte den Tod ihres Elternpaares heimzahlen. Wenn die Wikingerin ihre Axt mit sich trug, konnte nichts schief gehen. Es war eine große Chance, also warum nicht? Die 20-Jährige steckte zu sehr in ihren Gedanken, denn sie hörte auch nicht die Schritte, die die Streppe hinauf stiegen. Erst als eine bekannte Stimme fragte: ,,Hey Astrid, was machst du?", erwachte die Frau aus ihrer Trance. So schnell wie möglich vergrub sie den Zettel in ihren Händen hinter ihrem Rücken und drehte sich um. ,,Ich? Garnichts.", gab die Blonde schnell bei und sah ihren Freund unschuldig an. Dieser allerdings besaß einen ziemlich fragenden, verwirrten und auch skeptischen Blick auf seinem Gesicht. ,,Kann es sein, dass du etwas verheimlichst?" ,,Nein. Wie kommst du drauf?", antwortete Astrid und versuchte möglichst glaubwürdig zu klingen, was auch ziemlich gut klappte. ,,Na schön. Wenn du meinst.", erkannte sich der Mann für geschlagen. Er fasste sich kurz den Boden zu Blick, ehe er sich wieder ein kleines Lächeln aufsetzte und empfiel: ,,Kommst du dann runter? Ich habe schon ein Essen vorbereitet." ,,Jaja, ich komme gleich." Beide lächelten sich kurz an. Dann drehte sich Hicks um und schritt die Treppe hinunter. Die Blondine schnaufte kurz erleichtert durch. Das war knapp. Vielleicht war es nicht das richtige, über diese Botschaften, die Astrid bekam, niemandem etwas zu erzählen, doch die Frau wollte niemanden mit hineinziehen. Es war besser es geheim zu halten. Niemand würde etwas davon erfahren. Ja, nicht einmal Hicks.
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Lachend raste die blonde Wikingerin durch die Lüfte, nachdem sie Hicks zur Seite gedrängt hatte. Dieser beschwerte sich zwar kurz, musste dann aber auch grinsen und versuchte, seine feste Freundin aufzuholen. Die Zwei machten ein Wettrennen auf ihren Drachen und gerade flogen sie über den klaren blauen Ozean. Inzwischen trat der späte Nachmittag an und man merkte schon, wie sich die Gegend etwas verfinsterte. Da der Braunhaarige kurz davor war, an Astrid vorbeizuflitzen, gab die Frau ihrer Nadderdame ein Zeichen, worauf Sturmpfeil ein paar Stacheln nach hinten schoss. ,,Woah, pass doch auf!", rief das Oberhaupt, vermied mit Ohnezahn die plötzlichen Stacheln, indem er geschickt auswich, und blieb dadurch etwas weiter zurück. Der Kriegerin entwich nur ein Lachen, mit welchem sie Hicks auch etwas ansteckte.
Das Rennen zog sich noch etwas in die Länge und es wurde immer finsterer. Inzwischen kam es schon zu einem atemberaubenden Sonnenuntergang. Das Paar hatte beschlossen, auf einer Insel zu landen, was sie auch taten. Nun saßen die Beiden an einen Stein gelehnt und starrten in den gefärbten Horizont, während Ohnezahn und Sturmpfeil hinter ihnen spielten. Hicks hatte einen Arm um Astrids Schultern gelegt, wodurch er sie automatisch zu sich zog. Im Moment genossen sie diese Stille und den Anblick des Himmels in vollen Zügen. ,,Hey, ich habe noch garnicht gefragt. Wie eigentlich geht's dir?Also mit deinen Eltern...", fragte das Stammesoberhaupt leise und strich der Wikingerin durch ihr Haar. ,,Mir geht's gut. Immerhin seid ihr ja alle da und unterstützt mich. Alles ist okay.", wisperte die Blonde als Antwort und lächelte milde. Die Zwei drehten die Köpfe zueinander und blickten sich in die Augen. ,,Da bin ich aber froh. Ich hätte es nicht ausgehalten, dich die ganze Zeit niedergeschlagen zu sehen." Die Beiden lächelten sich an, ehe sie sich nach vorne lehnten und sich einen leidenschaftlichen Kuss gaben. Erst jetzt bemerkten die Wikinger, wie lange sie nichtmehr so einen schönen, gefühlsvollen Kuss gehabt haben. Und daher erschien dieser auch als einzigartig und besonders. Nach einiger Zeit löste das Paar sich, blieb aber noch mit den Kopf nah zu dem jeweils anderen. ,,Ich denke wir sollten zurück nach Berk fliegen.", flüsterte der junge Mann der Schönheit vor ihm zu und lächelte milde. Die junge Dame nickte und gab dabei einen zustimmenden Ton von sich.
Diesen Vorschlag vollführten Hicks und Astrid auch. Zusammen machten sie sich auf ihren Drachen auf den Heimweg zu ihrer Insel. Als sie dort angekommen waren, war die Nacht schon angebrochen und Sterne bedeckten den dunklen Himmel. Die jungen Erwachsenen wanderten zum Haus des Oberhaupts. Alle Einwohner von Berk schliefen bereits oder befanden sich einfach in ihren Hütten, genauso wie die Drachen. Sturmpfeil stolzierte in ihren Stall, während Ohnezahn mit seinem Reiter und dessen Freundin in seine Hütte spazierte und sich dann auf seine Steinplatte legte. Nun zogen sich die Berkianer ihre störenden Keidungsstücke aus und kuschelten sich ins Bett. Mit einem ,,Gute Nacht." von Hicks, wessen Geliebte es erwiderte, küsste er ihre Wange und drückte sich an sie. Dann schlossen sich die Augen der Zwei und sie schliefen ein. Zumindest tat es einer von ihnen.
Es war genau Mitternacht. Der Mond stand hoch oben am Himmel und beleuchtete gemeinsam mit den Sternen leicht die Gegend. Die Frau hatte ihre Augen die ganze Zeit müde aufgerissen und starrte an die Wand, oder zumindest in die Richtung der Treppe. Ihr Freund hatte sich von hinten an sie gekuschelt und seine Hände um ihren Bauch geschlungen. Noch dazu vergrub sich sein Kopf in ihrem Hals. Leise und vorsichtig versuchte die Wikingerin seine Hände von ihrem Körper wegzubekommen, was ihr schlussendlich auch gelang. Allerdings dauerte dies auch seine Zeit. Langsam rutschte die junge Dame von der Bettkante und wandte sich somit von dem gesamten Körperkontakt mit dem Braunhaarigen ab. Sorgfältig zog die Blonde sich ihren Rock und ihre Schulterschützer an und trat so stumm wie möglich auf das Holz am Boden, welches leicht knarrte. Erleichtert erreichte Astrid die Stufen und stieg ins Erdgeschoss herab. Das Oberhaupt von Berk bekam zum Glück nichts von allem mit. So leise wie möglich schloss die Blondine hinter sich die Türe und atmete die kalte Brise der frischen Luft ein. Sie zog den Zettel, den sie am Morgen in ihre Rocktasche getan hatte, aus diesem hinaus und lies ihn schnell durch. Noch einmal holte die Frau einen tiefen Atemzug, ehe sie zum Strand schritt. Je näher sie ihm kam, desto höher und schneller wurde ihr Herzschlag. Durch den grünen und dunklen Wald hindurch, stapfte Astrid ein paar Schritte durch den Sand. Als die Kriegerin dann nach vorne spähte, nahm sie das kleinere Schiff wahr, welches an diesem Strand ankerte.

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Onde as histórias ganham vida. Descobre agora