Kapitel 30

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Nina White P. o. V.

Piep, Piep, Piep... Verdammt, was ist das? Durchgehend piept etwas neben meinem Kopf, was mir extrem auf die Nerven geht. Es will einfach nicht aufhören! Grummelnd versuche ich meine Augen zu öffnen, doch sie fühlen sich an, als hätte sie jemand mit Panzerband zugeklebt! Ich habe irgendwann bei meinem dreizehnten Versuchen aufgehört zu zählen, doch nach gefühlten tausend Versuchen, meine schweren Augen zu öffnen, klappte es endlich und mein Blick fällt direkt auf schwarze Haare, welche perfekt nach oben gestylt wurden. Zayn. Wie, als wenn ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wurde, muss ich automatisch lächeln, als ich erkenne, dass er mit den Beinen über der Bettkannte und dem Kopf auf meinem Bauch, eingeschlafen ist. Seine linke Hand liegt in meiner rechten Hand. Vorsichtig versuche ich an mein Handy zu kommen, welches auf meinem Nachttisch links neben dem Krankenbett liegt. Als ich es dann endlich zwischen meinen Fingern habe, öffne ich die Kamera und mache erst ein Foto nur von Zayn, wo er schläft und schließlich noch eines, wo ich mit drauf bin und ihm einen Kuss auf den Haaransatz gebe. Auch, wenn ich gerade echt beschissen aussehe, nehme ich das letzte Bild direkt als Hintergrundbild meines Handys, ehe ich es zufrieden weglege und mit meiner Hand langsam und zärtlich durch seine perfekten Haare fahre. Sie sind so weich *-* Als er seine Augen verschlafen öffnet ziehe ich meine Hand langsam wieder zurück, während er nur verwirrt blinzelt. Als er mich sieht, werden seine Augen groß, bevor er etwas nach oben rutscht und mich kurz darauf in seine trainierten Arme zieht. Etwas überrumpelt erwidere ich seine herzliche Umarmung und ziehe seinen unglaublichen Duft tief ein.

Nach viel zu kurzer Zeit lösen wir uns wieder voneinander und der Junge aus Bradford setzt sich wieder richtig auf die Bettkante, um mich besser ansehen zu können. Seine linke Hand hat wieder die meine gefunden und hält sie nun fest, als sei ich sein Rettungsanker. Nach einiger Zeit des Schweigens meint Zayn schließlich sanft: "Das war zu viel für einen Tag oder?" Ich wende meinen Blick ab und gucke stattdessen aus dem großen Fenster auf meiner linken Seite. Leise antworte ich ihm nach kurzer Zeit. "Ja, ich habe an die Zeit gedacht, wo wir noch gemeinsam in unserem Musikzimmer Stunden gesungen haben, wo ich ihn gefragt habe, ob er mich huckepack nehmen kann. Wie er mit mir auf dem Rücken durch die Wohnung gerannt ist und wir die letzten Treppenstufen heruntergefallen sind, weil er die vorletzte Stufe übersehen hat. Ich war glücklich und hatte meinen Bruder, welcher mir sagte, dass er mich lieben würde. Doch jetzt bin ich in seinen Augen eine Fremde, gut singende Sängerin. Mehr nicht! Es war so schön, endlich wieder mit ihm singen zu können. Doch es ist auch gleichzeitig wie ein wahrgewordener Albtraum.

Zayn Malik P. o. V.

Ich verstehe es immer noch nicht. Sie hat noch nie geweint, egal, was passiert ist, ob sie eine schwere Wunde hat oder sie über ihre Vergangenheit spricht. Bei Verletzungen verzog sie nur sehr selten das Gesicht, doch wenn sie über ihren Bruder spricht, und wie es damals mal war, hat sie Tränen in den Augen. Weinen tut sie nie. Egal, wie schmerzhaft es auch ist. Auch jetzt hat sie verdächtig nasse Augen, lässt jedoch keine Tränen hinaus. "Hope, wein! Lass es raus, bitte!" sage ich verzweifelt, doch dann werden ihre Augen von jetzt auf gleich matt und glasig. Ich sehe nichts als Leere in ihnen und das macht mir verflucht dolle Angst!

"Er hat recht Hope! Sie müssen es rauslassen, Jahre lang haben sie es in sich hineingefressen! Sie zerstören sich selber." kommt es auf einmal von Doktor Breu, welcher plötzlich hinter mir steht. Ihr Kopf fliegt wieder zu uns, ihre Augen werden wieder trocken und Ausdruckslos, ihre Stimme ist schneidend kalt.

"So viel dazu, du würdest es niemandem sagen, Malik!" Seufzend sehe ich sie an. "Ich konnte es nicht mit ansehen, Hope! Ich habe Angst um dich verdammt!"

"Du hättest dich nie in meine Angelegenheiten einmischen dürfen Zayn. Ich habe es dir von Anfang an gesagt! Du hättest von nichts wissen dürfen!" Das ist jetzt nicht ihr ernst, oder?

Wir schweigen einige Zeit. Hope hat dem Arzt mehr als klar gemacht, dass er sich gefälligst nicht in ihre Angelegenheiten einmischen solle und hat ihn hinausgeschickt. Irgendwann hat sie sich hingesetzt, hat alle Kabel und Schläuche von ihrem Körper gerissen und ist aufgestanden, um mit vernünftigen Anziehsachen, welche ich ihr geholt habe, ins Badezimmer zu verschwinden. Als sie jedoch nach 20 Minuten immer noch nicht wieder da ist, stehe ich auf und öffne die Tür zu dem angrenzenden Raum. Doch was ich da vorfinde, ist alles andere als beruhigend!

Der Raum ist Leer und an dem Spiegel hängt nur ein einsamer Zettel, wo mein Name in geschwungener Schrift draufsteht. Mit zitternden Händen nehme ich diesen in die Hand, setze mich wieder auf ihr Bett und lese ihn widerwillig durch.

Lieber Zayn,

Wenn du diesen Brief findest, hast du sicherlich schon festgestellt, dass ich nicht mehr da bin! Ich kann es dir nicht selber sagen, da ich dir dann nicht mehr in die Augen blicken könnte. In Sachen Abschiednehmen war ich noch nie sonderlich gut und es fiel mir schon immer unheimlich schwer und bei dir wäre es schon fast schlimmer, als bei Liam. Ich würde mich in deinen wundervollen Augen verlieren und könnte es dir nicht sagen. Ich bin in dieser Hinsicht ein Feigling!

Bitte versuch nicht mich zu finden und vergiss mich! Es ist das beste. Du kannst meinen Kumpel Ben fragen, er ist auch in der Gang, er kennt mich und Liam schon so lange und weiß, dass, wenn ich nicht gefunden werden will, es zwecklos ist, nach mir zu suchen. Ich brauche Abstand, von Liam, von dir, von London! Die Tatsache, dass Liam mich nicht erkennt, mich für eine Fremde hält, zerreißt mich innerlich. Es brennt sich durch mein Fleisch, zerschmettert meine Knochen und zerstört mein Herz mit jeder Sekunde mehr. Ich kann das nicht mehr!

Ich bitte dich, diesen Brief NIE meinem Bruder oder wem anders zu zeigen, wenn du es unbedingt willst, zeige ihn Dr. Breu, aber niemand anderem! Ich vertraue dir Zayn.

Das unsere Eltern sich seit Anfang 2013 nicht mehr gemeldet haben, hatte seinen Grund. Sie sind mit ihrem Auto frontal in einen LKW gefahren, die Geschwindigkeit war zu hoch, als das sie hätten bremsen können. Sie starben sofort!

Liam seit 2010 weg und mich allein gelassen, Eltern Tod und nur falsche Freunde durch meinen berühmten Bruder.

Ich kann nicht mehr Zayn! Bitte vergiss unsere Zeit und vor allem mich! Vielleicht werden wir uns irgendwann wiedersehen, doch dann wirst du mich vermutlich nicht wiedererkennen. Ich bin gebrochen! Ich weiß, ich darf es eigentlich nicht, aber ich habe Gefühle für dich! Egal was ich gemacht habe, ich konnte es nicht abstreiten, weshalb mir der Abschied so unendlich schwerfällt! Ich liebe dich Zayn, ich habe es damals schon, tue es jetzt und werde es auch immer tun! Bitte vergib mir! Ich kann dich nicht weiter in Gefahr bringen.

In Liebe, deine Hope

Eine Maske, ein Name und alles ist anders...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt