Kapitel 91

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John P. o. V.

Ich saß gerade mit Zayn und zu meiner Verwunderung auch allen anderen Mitgliedern dieser Gang im Gemeinschaftsraum und scheine nicht der einzige zu sein, welcher sich über dieses Zusammentreffen wundert. Ich meine, es war schon klar, dass Dragon innerhalb der nächsten Tage alle zusammenrufen würde, doch ich dachte gewiss nicht daran, dass dies schon so bald geschehen wird. Zumal sie ja so einige Stichverletzungen und auch eine Schusswunde davongetragen hat. Noch nie habe ich Dragonlight so dermaßen schwach gesehen. Erst recht habe ich noch nie gesehen, dass sie wegen zu starken Schmerzen oder auch Blutverlust in den Armen anderer zusammenbricht und sich nicht mehr halten kann. Ich war einerseits geschockt, doch anderer Seite auch etwas erleichtert, da ich nun endlich weiß, dass sie auch nur ein gewöhnlicher Mensch ist, und auch nicht gegen alles standhalten kann. Jeder hat seine Grenzen im Leben!

Ich fasse es nicht! Dragonlight höchst persönlich kommt durch die Tür in den Gemeinschaftsraum, als sei nie etwas geschehen. Klar, ich kenne ihre Einstellung, doch mindestens hier hätte ich erwartet, dass sie vielleicht gestützt wird, oder man ihr wenigstens etwas ansieht, WAS sie alles erlebt hat. Wie sie gelitten hat. Doch nichts, nicht mal ein Humpeln ist auch nur annähernd zu deuten!

Nicht nur ich scheine so entsetzt und überrascht über ihr Auftreten zu sein. Auch die anderen anwesenden im Raum heben alle ihren Kopf und gucken zu unserer, naja, etwas "demolierten" Anführerin, welche irgendwie fremd und aber auch so vertraut aussieht. Doch auch wenn alle sie, und sie alle anguckt, fällt mir auf, dass Zayn sie sehr intensiv anstarrt, was Dragon jedoch nur kalt erwidert. Ein Korb, würde ich mal sagen!

"Also, wie ihr alle scheinbar unschwer erkennen könnt, habe ich mich dazu entschieden, meine Tarnung mehr oder weniger aufzugeben. Ich werde jedoch weiterhin keine Gnade weilen lassen, oder euch anders behandeln, nur weil ich anders aussehe! Und nur, dass das klar ist; ich bin immer noch Dragonlight! Nur weil ihr jetzt meine echten Haare kennt heißt es nicht, dass ich mich direkt auf dem Silbernen Tablet serviere. Ich bin ja nicht dumm! Aber genug dazu. Ich habe euch zusammengerufen, da ich euch etwas zu sagen habe. Zum einen ist es mein Dank an euch alle. Ihr habt mich gerettet, habt nicht aufgegeben und hättet vermutlich auch euer Leben für meines Gegeben. Auch habt ihr den Verrat von Alex überstanden und euch nicht abschrecken lassen, was ich auch sehr schätze! Alex ist wie ihr sicher schon wisst, Tod. Zwar nicht auf dem Weg, welchen er verdient hätte, aber er ist Tod und wird uns gewiss nicht mehr in Schwierigkeiten bringen. Genau so wenig wie Ethan!

Ich mag es vielleicht nicht allzu oft sagen, aber ich bin mehr als nur stolz! Stolz, euch meine Gang nennen zu dürfen, und auch euch meine zweite Familie nennen zu können. Ich danke euch!"

Ich bin baff! Noch nie hatte Dragonlight solch nette und mehr oder weniger gefühlvollen Worte in den Mund genommen, oder gar sich so "rührend" bei uns bedankt. Noch nie. Bis jetzt! Jedoch schätze ich, dass wir uns da mal nicht dran gewöhnen sollten!

"Nun, ich muss auch zugeben, dass ich Körperlich nicht voll Einsatz bereit bin, was heißt, dass ich drei gebrochene Rippen habe, mein linkes Bein verstaucht oder vermutlich auch gebrochen ist, und mein Rücken ordentlich was abbekommen hat. Ein weiterer Grund, weshalb ich momentan gerne aufs harte Kämpfen verzichten würde. Ich möchte meinen Rücken nämlich nicht noch mehr belasten und es riskieren, dass er mir bricht. Die Stichwunden will ich jetzt nicht alle aufzählen, denn davon habe ich mehr als genug, jedoch solltet ihr vielleicht noch wissen, dass ich nicht mehr abhauen werde.

Ich tat es eigentlich für mich selbst, doch es war eine scheiß Idee, ich kann es einfach nicht anders sagen. Letzten Endes fand ich nämlich nicht die Antwort, welche ich suchte, sondern habe mit Alanzo Katz und Maus gespielt. Die Antwort wäre all die Zeit direkt vor mir gewesen. Ich habe die Augen einfach nicht geöffnet, und auch dies tut mir leid." Okay, das ist ziemlich creepy! Als sie ihre Verletzungen erwähnte, hat Malik sie wie ein Einhorn angeguckt und wäre vermutlich am liebsten aufgestanden und hätte keine Ahnung was genau gemacht, hätte ich ihn nicht zurückgehalten. In sich gehen dieser Typ! Scheinbar hatten Mike und ich den selben Gedanken, denn keine Sekunde später steht er auch schon von seinem Platz auf dem Sessel auf und geht zu unserer Anführerin nach vorne, ehe auch er mit seiner vorausgesehenen Predigt beginnt:

"Wow. Du wirst uns ja noch zum echten Girly Dragon! Okay, genug der Schnulze und vorwürfe! Ich denke, ich spreche im Namen der ganzen Mafia, wenn ich sage, dass diese Rettungsaktion selbstverständlich war, und du dich vor uns nicht zu rechtfertigen hast. Denn dafür gibt es keinen Grund! Du hast diese Gang gegründet, hast ihr mit der Zeit einen wahren Namen erschaffen. Du bist und bleibst unsere Anführerin und wir würden uns alle für dich opfern! Du selbst hast dich unzählige Male zwischen die Kugel und deine Verbündeten gestellt, weshalb du dich erst recht nicht rechtfertigen musst. Sei wie du bist, und kümmere dich erstmal um dich und deine Probleme, ehe du auf uns zurückkommst!"

Sie scheint ziemlich geschockt über seine Wortwahl zu sein, aber scheint auch verwirrt wegen des letzten Satzes, wie ich schätze, zu sein. Da sie nicht draufzukommen scheint, verdreht Mike die Augen und dreht sie an den Schultern zu Zayn und mir. Auch ich stehe rasch von meinem Platz auf, ziehe Zayn mit mir und schiebe ihn bestimmend hinter der jungen Lady in schwarz her. Er protestiert erst gar nicht, sondern folgt Mike, Dragonlight und mehr oder weniger mir wortlos. Erst als wir in ihrem Büro angekommen sind, lassen wir beiden von ihnen ab, sagen noch, dass sie sich endlich aussprechen sollen, ehe wir die Tür hinter uns ins Schloss fallen lassen und wieder zu den anderen in den Gemeinschaftsraum gehen. Hoffentlich bleiben die beiden ganz!

Dragonlight P. o. V.

Verdattert stehe ich mitten in meinem eigenen Büro, weiß nicht was ich machen soll, werde jedoch schon augenblicklich in eine Bärenumarmung gezogen, welche ich in vollen Zügen weiß zu genießen, nachdem ich Zayns Geruch in der Nase bekommen habe. Unverwechselbar sage ich nur! Das Zeitgefühl habe ich schon längst in der Vergangenheit gelassen, doch als Zayn dann schließlich beginnt, mir Fragen zu stellen, wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.

"Wie konntest du mir das nur antuen Hope?!" Der Vorwurf aber auch seine Angst, sorge und Liebe ist mehr als nur deutlich aus seiner Stimme zu hören, was es mir nicht vereinfacht, ihm zu antworten. Stattdessen lasse ich meinen Tränen vermutlich zum ersten Mal richtig freien Lauf, und fange an zu erzählen. Von meiner Flucht, Alanzo, dem unfreiwilligen Stopp in Sydney, der Hochzeit, aber auch von dem Kampf hier bis hin zu dem Punkt, an dem sie mich und Liam voll mit Blut und vollkommen entkräftet in dem verlassenen Hotel gefunden und mehr oder weniger gerettet haben. Auch habe ich ihm von Jin erzählt, was er letzten Endes auch verstand, mir aber nichts dazu sagte, sondern mit einfach wortlos und nur mit einem Nicken einen Brief gab, ehe er mir einen gehauchten Kuss auf die Lippen gab und aus meinem Büro ging, um mir Zeit zum Realisieren und lesen zu geben.

Eine Maske, ein Name und alles ist anders...Onde histórias criam vida. Descubra agora