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• E T H A N •

Stumm laufen mir Tränen vor Trauer und Verzweiflung aus den Augen. Die qualvollen Schreie der beiden Männer, die mich verflogen, quälen mich zusätzlich.

Ich bleibe vor der hölzernen Tür von Ians Tante stehen und klopfe. Mit dem Blick zu Boden gesenkt, versuche ich die Tränen zu stoppen, welche ich zusätzlich noch mit meinem Ärmel wegwische.

»Ich komme«, ertönt eine weibliche Stimme und ein paar Augenblicke später wird die Tür geöffnet.
Verwundert blickt sie in mein Gesicht. Ich muss schrecklich aussehen. »Oh, hallo Ethan. Dich habe ich ja lange nicht mehr gesehen. Sag, wie geht es dir und deiner Familie?«, begrüßt sie mich wie gewohnt freundlich und klopft mir kurz gegen die Schulter, bevor sie mich leicht in das Haus drückt.

»Uns geht es sehr gut, danke. Wie geht es euch?«, gebe ich zurück. Sie seufzt kurz. »An sich geht es uns sehr gut, doch mache ich mir etwas Sorgen um Ian. Er ist seit gestern so komisch. Weißt du, was mit ihm los ist?«, fragt sie und lächelt mich hoffnungsvoll an. »Also eigentlich bin ich hergekommen, weil ich mit ihm reden wollte. Vielleicht sagt er mir ja etwas«, lächle ich leicht zurück. »Er ist in seinem Zimmer. Willst du zum Essen bleiben?«, antwortet sie. »Nein, danke. Meiner Mutter meinte, sie will etwas kochen«, lehne ich freundlich ab.

Das stimmt zwar nicht, aber ich glaube kaum, dass Ian mich beim Abendessen dabei haben will.

Vor seiner Zimmertür bleibe ich stehen und klopfe leise an. »Ich will alleine sein«, ertönt hinter der Tür. Trotzdem öffne ich sie und trete langsam ein, während ich die Tür hinter mir bereits wieder schließe.

»Ich habe doch gesagt, dass ich alleine sein will«, mault Ian und dreht sich dann erst auf die andere Seite. Als er mich erblickt weiten sich seine Augen und er setzt sich in seinem Bett auf, die Decke fest um seinen Körper gewickelt.

Ich schreite auf ihn zu und lasse mich auf der Bettkante nieder. Er meidet weitere Blicke in mein Gesicht und schaut zu Boden.

»Was machst du hier?«, fragt er mit brüchiger Stimme. »Ian bitte. Du weißt doch, wie sehr ich dich liebe. Bitte stoße mich nicht von dir wegen so einem lächerlichen Gesetz«, beginne ich flüsternd. »Bitte hör auf«, murmelt er und dreht sich etwas von mir weg. »Wie meinst du das?«, frage ich verwirrt. »Ich muss darüber nachdenken. Ich muss über uns nachdenken, Ethan. Bitte gib mir Zeit«, antwortet er.

Vorsichtig lege ich meine zittrigen Hände an seine Wangen und drehe seinen Kopf zu mir. Schüchtern lege ich meine Lippen auf seine und warte vergebens auf eine Erwiderung von ihm. Verletzt löse ich mich von ihm und erhebe mich von seinem Bett.

»Wie du willst. Bis dann«, murmle ich mit gebrochener Stimme, während sich Tränen in meinen Augenwinkeln sammeln. Ohne ein weiteres Wort stürme ich aus seinem Zimmer und aus dem Haus.

Traurig laufe ich durch den Wald, bis ich eine nahegelegene Wiese erreiche, auf die ich mich niederlasse. Erschöpft schließe ich die Augen, bevor ich sie wieder öffne und mein Blick direkt auf das große Schloss fällt.

Wie kann man nur so grausam sein? Menschen wegen ihrer Liebe zueinander zu verurteilen und grauenvoll zu quälen und hinzurichten. Der König sollte am eigenen Leibe erfahren, wie es sich anfühlt so behandelt zu werden.

Mein Hass auf diesen Mann wird von Tag zu Tag mehr. Genau so der auf seine ganze Familie. Wieso unternimmt niemand etwas gegen ihn? Die Königin und seine restliche Familie laufen ihm nach wie Hunde. Gefühlt ohne eigenen Willen.

Ich rolle mich auf der Seite zusammen und schließe die Augen. Weitere Gedanken durchströmen meinen Kopf, doch schlafe ich tatsächlich innerhalb ein paar Minuten ein.

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt