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• E T H A N •

»Er ist im Krieg für Ihren Vater gefallen, als ich noch ganz klein war. Und mein Stiefvater ist letztes Jahr der Pest erlegen. Wir sind ganz alleine und kämpfen ums Überleben«, meine ich und wende mich danach komplett von ihm ab, um meine feuchten Augen zu verbergen.

Langsam schreite ich durch das Zimmer und stelle mich an ein Fenster, durch welches ich hinunter in den dunklen Hof blicke. Vereinzelt und schemenhaft sieht man einige Angestellte des Schlosses vorbeilaufen. Manche von ihnen haben Körbe in der Hand.

Noch immer herrscht Stille. Niemand sagt mehr etwas.

Traurig schließe ich meine Augen einen Moment und senke betrübt den Kopf, bis auf einmal Schritte ertönen.

»Ich-«, beginnt Prinz Daniel, doch stoppt wieder. Wie, als würde er mit sich selbst kämpfen müssen.
»Es tut mir leid«, meint er schließlich.

»Sicher«, erwidere ich schnaufend. »Ich brauche kein Mitleid. Und erst recht nicht von dir«, den letzten Satz murmle ich eher in mich hinein.

»Würdest du mir mal die echte Welt zeigen?«, fragt er. Sichtlich überrascht drehe ich mich um und erschrecke beinahe, da er so nah vor mir steht. Will der Prinz wirklich, dass ich ihm die Stadt zeige? Die Stadt, in der Tod und Armut zum Alltag gehören?

Ich denke nach. Mein Stiefvater erzählte mir von Städten in denen es vor Leben blühte. Alle Bewohner schienen glücklich. Ringsherum blühten Blumenwiesen und die Felder waren besetzt mit wichtiger Nahrung. Er schwärmte beinahe davon. Er meinte immer, dass er so gerne mit uns dorthin gegangen wäre. Doch der Weg ist zu weit und zu gefährlich. Wir müssten durch dunkle Wälder, in denen es vor Raubtieren und Banditen wimmelt. Über Berge und durch Täler. Wir hätten also definitiv nicht die richtige Ausrüstung dafür. Und erst recht nicht die dafür nötigen Kenntnisse im Kampf selbst. Er hätte nicht uns alle beschützen können.
Zusätzlich hätten wir alles was wir nicht hätten tragen können hier lassen müssen. Doch hier sind Erinnerungen an meinen Vater.

»Und wie stellen Sie sich das vor? Wollen Sie einfach in die Stadt marschieren?«, hinterfrage ich ungläubig und werde immer wieder von seinen Augen in einen Bann gezogen. Muss mich verwarnen ihn nicht zu sehr anzustarren.
»Ich würde mich verkleiden. Ich würde es wirklich gerne mit meinen eigenen Augen sehen«, erwidert er und klingt dabei fest überzeugt.

»Wie Ihr wollt. Wann soll es losgehen?«.
»So bald wie möglich«, beschließt er und tritt wieder ein Stück nach hinten.
»Du kannst mir Kleidung besorgen, die dort getragen wird. Dann können wir sofort los«, meint er und läuft zu seinem Stuhl, auf den er sich fallen lässt.

»Du kannst nun wieder schlafen gehen«, grinst er leicht und winkt mit seiner Hand in Richtung der Tür.
Ich grinse ebenfalls leicht und merke, wie mir die Röte in die Wangen steigt.

Ich laufe auf die Tür zu und öffne diese. »Gute Nacht«, hauche ich bevor ich durch die Tür trete und diese wieder hinter mir schließe. Dumpf höre ich ein „Gute Nacht" durch diese.

Wieder in Gedanken versunken betrete ich mein Zimmer und lege mich auf das Bett. Ich decke mich zu und schließe die Augen, in der Hoffnung, schnell einzuschlafen.

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWhere stories live. Discover now