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• D A N I E L •

"Wow, also...ich glaube, die nächste Zeit wird auf jeden Fall noch interessant bleiben."

Ethan schaut mich ausdruckslos an, wendet dann seinen Blick ab und läuft durch den Saal. "Es ist merkwürdig, durch die Gänge des königlichen Schlosses zu laufen. Ich hätte mir niemals erträumen können, einmal in meinem Leben hier zu sein."

Grinsend mustere ich ihn und nicke. "Und wie fühlst du dich? Ist doch ein gutes Gefühl, hier zu sei-" "Da ich nicht freiwillig hier bin, kann ich Ihnen nicht zustimmen, Eure Hoheit. Ehrlich gesagt wäre ich viel lieber bei meiner Familie als hier, um Ihnen den Hintern abzuwischen."

Wie bitte? Das hat er doch jetzt nicht wirklich gesagt oder?!

"Ethan, ich verbiete dir so einen Ton!" "Aber warum denn? Sie wollten, dass wir uns auf der Ebene der Wahrheit begegnen, können sie aber nicht ertragen?", er geht zum Fenster und schaut raus, "das ist irgendwie typisch für Ihresgleichen." "Meinesgleichen?" Er nickt ohne mich anzuschauen. "Was tun Sie denn schon? Bisher habe ich Sie immer nur hinter dem König, Ihrem Vater, stehen sehen. Aber etwas wirklich selbst in die Hand genommen, haben Sie wohl noch nie was."

Seine Worte treffen mich ehrlich gesagt sehr. Nie hat sich jemand getraut so mit mir zu reden. Und das werde ich auch nicht zulassen. Besonders nicht, wenn es so ein kleiner Diener versucht.

"Dir ist schon bewusst, mit wem du hier gerade sprichst oder? Hast du schonmal etwas von Respekt gegenüber der Königsfamilie gehört?!", fahre ich ihn an, erhöhe zum Ende unbewusst meine Lautstärke.

Doch mein Gegenüber lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. "Wissen Sie, wir sind in demselben Alter. Da könnte eigentlich der Gedanke aufkommen, dass Sie ein Vorbild sein könnten-," er wendet sich wieder mir zu, "Nur hält mich eine Tatsache dabei ab. Sie stellen sich vor mich und wollen mir verdeutlichen, dass Sie über mir stehen. Aber ein mächtiger Prinz würde sich niemals hinter seinem Vater verstecken. Ich werde niemals unter Ihnen stehen und wissen Sie auch warum?"

Erst jetzt fällt mir auf, dass er mindestens ein Kopf größer ist als ich. Und ich bin kein Zwerg, das ist also wirklich schon...beeindruckend.

Ich versuche seinen Blick standzuhalten, werde mir aber bewusst, wie nahe er mir auf einmal ist.

"Weil Sie genauso Angst vor Ihrem Vater haben, wie das Volk. Sie sind in dieser Hinsicht auf einer Ebene mit den armen, leidenden, kranken Bürgern-", er beugt sich nach unten, sodass ich seinen heißen Atem auf meine Wange spüre, "wie fühlt sich das an, Eure Hoheit?"

Ethan mustert mein Gesicht und beginnt zu grinsen. Es sieht beinahe schon boshaft aus. "Wie fühlt es sich an, ein Nichts zu sein?", haucht er. Ich schüttle benommen den Kopf und trete zurück. "GENUG JETZT!", rufe ich aus und sehe ihn wütend an. "Was denkst du dir eigentlich, so mit mir zu sprechen? Ich bin dein Prinz, du hast gefälligst Respekt vor mir zu haben!"

Wir liefern uns ein Blickduell, den keiner von uns verlieren will. Schließlich atmet mein Gegenüber tief durch. "Hören Sie-" "Nein, du hast wohl eindeutig genug für heute gesagt! Ich will kein Wort mehr von dir hören. Wenn ich dich nur einmal sprechen sehe, wirst du es bereuen!", ich grinse, "Denk nur mal an deine arme Familie. Willst du sie etwa am Boden sehen? In einer Gasse zusammengekauert. Am Verhungern?"

Er schluckt und plötzlich weichen alle arroganten Züge aus seinem Gesicht. Beinahe niedergeschlagen schüttelt er den Kopf und blickt auf den Boden.

So will ich meine Dienstschaft sehen. Unterwürfig sollen sie vor mir stehen und mich respektieren. Nein...bei ihm ist es anders. Ethan Hanson soll sich fürchten, wenn er an mich denkt!

Zwar hatte ich erst mit ihm Mitleid, dass es ihn getroffen hat, aber jetzt ist alles vorbei. Wenn dieser Junge Krieg will, kann er ihn haben.

Ich werde ihn schon zurechtweisen.

"Ich will ein Bad nehmen. Geh in mein Badezimmer und lass das Wasser ein.", befehle ich ihm mit kalter Stimme und sehe ihm zu, wie er an mir vorbeigeht. "Und ich hoffe für dich, dass es die perfekte Temperatur ist!", rufe ich ihm hinterher. Ethan dreht sich nochmal zu mir um und nickt.

Zufrieden laufe ich zum Bücherregal und suche mir eine Lektüre zum Baden aus. Ich lese einfach unfassbar gerne, während ich ein Bad nehme. Das entspannt und nach diesem Vorfall gerade brauche ich das jetzt unbedingt.

"Eure Hoheit?", höre ich Ethan sagen. Ich drehe mich überrascht zur Tür, hätte nicht gedacht, dass er noch dasteht. "Was willst du noch?" "Es tut mir leid, was ich zu Ihnen gesagt habe." "Sollte es auch. Ich nehme deine Entschuldigung an. Denk aber nicht einmal annähernd daran, dass ich es vergesse, was du mir gerade an den Kopf geworfen hast."

©Aria1Spencer

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWhere stories live. Discover now