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• D A N I E L •

Ethan, was ist nur mit dir geschehen? Sieh dich nur an, du bist so blass. Man könnte denken, vor mir liege ein Toter...

Tränen wandern über mein Gesicht, während meine Hände seine finden. Sein Körper ist kalt. "Ethan, ich flehe dich an. Komm zu mir zurück", ich hauche einen Kuss auf seine weiche Haut, "Du darfst mich nicht alleine lassen."

Vor ein paar Tagen war noch alles gut. Wir haben herumgealbert. Er wirkte glücklich. Und jetzt liegt er in seiner dunklen Kammer, die, wie mir es scheint, noch kleiner geworden ist. Hier wird er doch niemals schnell gesund.

Winzige Schweißtropfen bilden sich auf seiner Stirn, die ich augenblicklich mit einem Tuch wegtupfe.

"Ich liebe dich, Ethan Hanson", ich beuge mich zu ihm hinunter, um seine blassen Lippen zu küssen, und schließe dann die Augen, "Und ich werde ab diesem Zeitpunkt immer an deiner Seite sein. Es tut mir so leid, dass ich nie etwas unternommen habe. Ob es gegen meinen Vater war oder die Prinzessin. Ich schwöre mit meinem Leben, dass ich dich immer beschützen werde, mein Liebling", sage ich mit leiser Stimme und unterdrücke einen Schluchzer.

Als die Tür leise knarrend aufgeht, wende ich mich nicht um. Meine Augen liegen weiterhin auf diesen einen Jungen. "Wie geht es ihm?" Sanfte Schritte nähern sich dem Bett. "Daniel, du hast Verpflichtungen. Du kannst dich nicht den ganzen Tag hier drin verstecken. Davon wird der Knecht auch nicht schneller genesen."

Nun steht Merle direkt hinter mir. Wut packt mich, sodass ich aufstehe und mich ihr zuwende. "Du hast kein Recht, dieses Zimmer zu betreten!", zische ich, "Und erst recht liegt es nicht in deinen Aufgaben, mich zu belehren, Weib. Seit du hier aufgetaucht bist, liegt Unheil auf uns. Du bist der Teufel in Menschengestalt!"

Sie schaut kurz zu Ethan, bevor sie lächelnd einen Schritt auf mich zugeht. "Deine Gefühlsflut in allen Ehren, es ist rührend, wie nahe dir das Leben dieses Dieners ist. Aber es ist unpassend. Er ist nun vollkommen nutzlos, also...warum sollten wir Mühe und Zeit noch an ihn vergeuden? Schick ihn zurück in das Elend, woher e..." Ein Geräusch hallt an den grauen Wänden wider.

Sie schreckt zurück und fasst sich geschockt an die Wange. Nur mit Mühe widerstehe ich der Versuchung, sie nochmal zu ohrfeigen. Meine Hand zittert, nicht aber wegen dem festen Schlag.

"D-du...Wie kannst du es nur wagen?!" In ihrer Stimme ist jeglicher Spott verschwunden. Vor mir steht ein verletzliches junges Mädchen. Nun bin ich es, der auf den anderen zugeht. "Wenn du dich noch einmal in Ethans oder meiner Nähe traust, zehre ich dich eigenhändig in den Kerker. Und da wirst du verrotten!" Ihre Augen weiten sich. "Das würdest du nicht tun. E-es würde...unsere Länder würden somit im Krieg sein!" "Offenbar hast du es immer noch nicht begriffen. Ich würde für ihn alles aufgeben. Selbst wenn mich meine Familie verstoßen würde. Alles würde ich ertragen, solange Ethan an meiner Seite ist."

Mit diesen Worten wende ich mich von ihr ab und setze mich wieder an das Bett. Greife nach seiner Hand und bete. Nicht zu Gott, sondern zu all den guten Kreaturen, die es gibt - ob lebend auf der Erde oder im Himmel. Man muss meine Gebete anhören, damit Ethan seine Augen wieder öffnet.

Nur leicht bekomme ich mit, dass sich die Tür schließt. Doch meine Anspannung bleibt. Wir sind noch immer nicht alleine. Ich habe eine Vorahnung, wer nun hinter mir steht.

"Wenn du nur hier bist, um mir Vorwürfe zu machen, was ich doch für eine Schande bin, wegen einem einfachen Knecht zu weinen, dann kannst du wieder gehen", fahre ich meinen Vater an, während ich Ethan ein paar Strähnen aus dem Gesicht wegstreiche. "Ich habe euer Gespräch mitbekommen", meint er daraufhin nur. Diese Worte würden gewöhnlich mein Blut in den Adern gefrieren lassen, doch dieses Mal nicht. "Du hast uns belauscht. Warum überrascht es mich nicht?" "Ich bin hierher gekommen, um ebenfalls nach ihm zu sehen, Daniel. Außerdem habe ich mit dem Arzt gesprochen."

Nun werde ich doch hellhörig. "Was sagt er?" "Der Aufprall scheint schwerfällig zu sein. Die Wunde an seinem Kopf ist sehr tief. Er hat, wie hat er es ausgedrückt...ein Loch im Kopf." Mir wird übel. "Was hat das alles zu bedeuten, Vater?" "Der Doktor kann nicht ausschließen, dass er an den Folgen sterben könnte."

Es ist, als würde man mir den Boden von den Füßen wegziehen.

Der Doktor kann nicht ausschließen, dass er an den Folgen sterben könnte...

Nein, das darf nicht geschehen! Ethan, du darfst mich nicht verlassen! Ich wollte dir noch so vieles zeigen...

Als ich in sein friedliches Gesicht schaue, kann ich es dieses Mal nicht verhindern, und schluchze laut auf. Presse seine Hand an meine von den vielen Tränen nasse Wange. "Das kann nicht sein", flüstere ich, "Du hast mir gesagt, dass du bei mir bleiben würdest...DU HAST ES VERSPROCHEN!"

In diesem Moment blende ich meinen Vater aus, der meinen Gefühlsausbruch miterlebt. Ich fühle mich taub. So schwach. Als würde Ethan mir all meine Lebensenergie entziehen.

Wenn er dafür endlich die Augen aufschlagen würde, würde ich sie ihm freiwillig geben.

Warum muss er hier liegen? Es ist falsch! Er hat in seinem Leben bereits so vieles durchmachen müssen und nun soll er gegen den Tod ankämpfen?

"Was willst du noch?", spreche ich wieder zu meinen Erzeuger, "Du darfst dich freuen. Ich bin nur noch ein Häufchen Elend. Darauf hast du doch gewartet, nicht wahr? Damit ich schließlich auf Knien zu dir komme und dich anflehe, mir zu verzeihen." "Wie konntest du es nur zulassen, dass dich dieser dumme Junge verführt? Warst du so verzweifelt? Oder hat er dich gar erst vergewa-" "Halte deinen Mund, verdammt!", ich fahre hoch und erfasse ihn mit einen hasserfüllten Blick, "Du hast keine Ahnung davon, was das zwischen uns beiden ist. Ich habe mich freiwillig von ihm berühren lassen, mich von ihm küssen lassen. Mir hat es gefallen, ihn zu ficken, ihn um meinen Schwanz zu spüren-" "Hör auf!" Ein Grinsen legt sich auf meine Lippen. "Das willst du wohl nicht hören? Wie geil es war, immer wieder in ihn einzudringen, während wir uns geküsst und berührt haben. Ich war ihm so nahe, wie du es mit Mutter bist."

Seine Hand legt sich um meinen Hals, er drückt mich gegen die kalte Wand. "Du bist so ekelhaft!", schreit er mich an und sieht aus, als würde er mich am liebsten auf der Stelle töten. "Weißt du, was ekelhaft ist? Mit dir verwandt zu sein! Wenn ich könnte, würde ich all dein Blut, was in meinen Adern fließt, herauswaschen. Ich wäre lieber ein armer Bettler als dein Sohn", zische ich zuletzt.

In seinen Augen spiegelt sich etwas wider. Er lässt von mir ab, massiert seine Hand, die mir gerade noch die Luft zum Atmen genommen hat.

"Du solltest dich von ihm verabschieden. Denn sobald er aufwachen wird, wird er wegen Hochverrats sterben." Ich fasse nach seinem Kragen und ziehe ihn an mich. "Wagst du es dir nur einmal, dich ihm zu nähern, mache ich dich kalt. Du würdest verlieren, Vater. Und wie würde es wohl aussehen, wenn der ach so hochangesehene König seinen Sohn, sein eigenes Fleisch und Blut, vor dem gesamten Volk köpfen lassen würde, weil dieser sich mit seinem Diener vergnügt hatte?"

Ich dränge ihn aus der Tür hinaus und schließe sie dann ab. Mein gesamter Körper zittert vor Wut. Ich habe meinem eigenen Vater mit seinem Tod gedroht. Meine Aufmerksamkeit liegt wieder auf dem jungen Mann, der mein Herz gestohlen hat.

"Für dich würde ich alles riskieren", meine ich, während ich mich an sein Bett zurück begebe, "Also gib nicht auf, Ethan. Kämpfe mit deinen inneren Dämonen für uns, wie ich es tue." Ich lege mich vorsichtig neben ihn auf sein schmales Bett. "Keiner wird uns voneinander trennen."

©Aria1Spencer

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerOnde as histórias ganham vida. Descobre agora