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• D A N I E L •

Wie eigentlich zu erwarten, konnte ich bei meinem Vater nichts erreichen. Er wollte sich meinen Vorschlag nicht einmal wirklich anhören.

"Du hast ein Herz für all die Menschen im Dorf-", meinte er, "und das ist falsch! Es macht dich schwach und angreifbar."

Was kann falsch daran sein, wenn einem die Bewohner des Königreiches nicht kalt lassen? Das einzige, was ich möchte, ist, dass Frieden untereinander herrscht. Niemand soll Angst vor mir haben.

Zumindest möchte ich das jetzt nicht mehr.

"Liebling, du bist noch immer so blass. Hast du denn nicht genug gefrühstückt? Soll man dir etwas in der Küche zubereiten?" Mein Blick fällt auf Ethan. Sein Gesicht ist wie versteinert.

Es tut mir so wahnsinnig leid, dass ich seinen Bekannten nicht retten konnte. Auf dem Balkon musste ich mich zurückhalten, doch immer noch habe ich das Verlangen, ihn in den Arm zu nehmen und an meinen Körper zu pressen.

Er sollte heute nicht arbeiten. Ich kann mir nicht im Entferntesten vorstellen, wie er sich im Moment fühlt. Aber trotzdem kann ich ihm wenigstens nach diesem schrecklichen Ereignis ein wenig Ruhe verschaffen.

"Es ist alles gut, Mutter. Ich fühle mich nur ein bisschen kränklich. Vielleicht bekomme ich eine Grippe...Ich werde mich ausruhen-", wieder legen sich meine Augen auf den jungen Mann, der niedergeschlagen ins Leere schaut, "Ethan, komm."

Bei der Erwähnung seines Namens zuckt er zusammen, sein Blick trifft verwirrt meinen. Ich deute zur Tür, dass er mir folgen soll.

Nachdem meine Mutter verspricht, später nach mir zu sehen, verlassen wir den Saal. Wo Vater steckt, weiß ich nicht. Es ist mir nach dem heutigen Tag aber auch gleich.

Einerseits besteht er darauf, dass ich mich endlich verantwortungsbewusst verhalte, aber wenn ich mal eine Entscheidung getroffen habe, widerspricht er mir.

Sein Verhalten kränkt mich genauso, wie ich eine Schande für ihn bin, wie er immer wiederholt.

Schweigend laufen wir über die Flure zu meinem Abteil. Ethan scheint in seiner eigenen Welt zu sein, dass er beinahe gegen die Tür gelaufen wäre, hätte ich sie nicht aufgehalten.

Sobald ich die Tür aus edlem Holz ins Schloss fallen lasse, brechen bei ihm die Dämme. Er steht mitten im Zimmer und schluchzt laut auf, die Tränen fließen ihm übers ganze Gesicht.

Mit schnellen Schritten bin ich bei ihm und lege meine Arme um seinen zitternden Körper. Da Worte nicht helfen würden, streiche ich ihm lediglich über den Rücken.

Solch ein Verhalten würde sich für einen Prinzen gewöhnlich nicht gehören, doch in diesem Moment bin ich nur jemand, der einen Menschen zu trösten versucht.

Er tut mir so wahnsinnig leid. Dass ich mich nicht gegen meinen Vater durchsetzen und somit nichts unternehmen konnte.

Es ist meine Schuld, dass Ian Miller sterben musste.

"Ethan, es tut mir so leid. Dass hätte nicht geschehen dürfe-" "Er hat mich geliebt. Trotz allem hat er mich noch geliebt!", weint er an meiner Halsbeuge.

Meine Hand legt sich wie von selbst in seinen Nacken, die andere krallt sich sanft in seine weichen Haare.

"Ich habe ihn in den Tod gestürzt. Mich hätte es ebenfalls treffen sollen. Warum musste er so leiden, während ich noch lebe?! Das ist nicht gerecht!"

Die Worte treffen mich wie ein Schlag - zum einen die Tatsache, dass er der Geliebte ist, doch vor allem ertrage ich es nicht, dass er sich die Schuld gibt.

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWhere stories live. Discover now