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• D A N I E L •

Mir sind seine Blicke durchaus nicht entgangen. Aber ich kann sie nicht ganz deuten - ist er neidisch, dass ich so gut aussehe?

Klar, es klingt ziemlich eitel, aber ich bin nun mal nicht hässlich.

Anders kann ich mir eigentlich sein Gestarre nicht erklären.

Außer er hat mich in seinen Gedanken verflucht, weil ich ihn so behandle. Aber was erwartet er auch? Ich muss das tun. Das wird von mir erwartet.

Seufzend schlage ich das Buch zu und stelle es zurück ins Bücherregal. Ich gehe auf mein Bett zu und lasse mich darauf sinken.

Mir ist verdammt langweilig. Vielleicht sollte ich Ethan rufen, er soll mich irgendwie beschäftigen.

Okay, das klingt vielleicht ziemlich falsch...

Ich zucke zusammen, als es an der Tür klopft. "Herein!", rufe ich mit fester Stimme, nachdem ich mich gefasst habe.

Ethans Kopf erscheint und als ich ihn fragend ansehe, räuspert er sich kurz und tritt schließlich ein. "Es tut mir leid, dass ich Sie störe, Eure Hoheit. Ich wollte mich nur erkundigen, ob Sie noch etwas benötigen."

Mein Blick fällt auf seine Klamotten. Er hat bereits einiges abgelegt und läuft nun nur noch in einem weißen Shirt und einer dunklen Hose herum. Seine Haare sehen vollkommen durcheinander aus, als hätte er bereits geschlafen.

"Hast du etwa schon geschlafen?" Selbst in der Entfernung erkenne ich, dass er rot anläuft. "Möglicherweise bin ich kurz eingenickt. Aber das war nicht sehr lange, vielleicht fünf Sekunden." "Ethan, es ist schon in Ordnung. Du bist doch auch nur ein Mensch." Er schaut mich überrascht an, nickt dann aber erleichtert.

Als würde ich ihn irgendwie bestrafen, nur weil er kurz eingeschlafen ist. So ein Unmensch bin ich nun auch wieder nicht.

Ich klopfe neben mich auf meine Decke. "Komm her." Er schließt die Tür hinter sich und kommt langsam auf mein Bett zu. Währenddessen sieht er sich um und entdeckt einen Stuhl, den er nimmt und neben das Bett stellt.

Während er sich hinsetzt, mustere ich ihn.

Okay, ich muss zugeben, dass er auch nicht so unglaublich hässlich ist. Und er scheint auch ganz...nett zu sein.

"Geht es Ihnen gut? Kann ich Ihnen irgendwas bringen?" "Du kannst mir Gesellschaft leisten. Mir ist extrem langweilig und ich finde kein geeignetes Buch, welches die Lust zum Lesen wecken könnte."

Zufrieden lasse ich mich nach hinten sinken und schlage die Decke über mich. Als Ethan mir dabei helfen will, halte ich ihn zurück. "Es geht schon, danke."

Sein Blick wandert wie heute im Badezimmer über meinen Körper. "Ähm...und was wollen wir tun? Ich könnte Ihnen etwas vorlesen oder wir spielen eine Partie Schach. Vielleicht könnten wir auch-" "Ich möchte dich besser kennenlernen. Erzähl mir was von dir."

Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, habe ich ihn damit jetzt etwas überfordert.

"W-was wollen Sie denn von mir wissen, Eure königliche Hoheit? Mein Leben ist nun wirklich nicht sehr interessant." "Also wenn es so langweilig ist, dann schlafe ich wenigstens schnell ein.", scherze ich. "So öde ist es dann doch wieder nicht. Ich verstehe nur nicht ganz, weshalb es Sie so interessiert." Ich zucke mit den Achseln. "Wir werden voraussichtlich eine lange Zeit miteinander zu tun haben, da ist es doch nicht verwerflich, wenn ich alles von dir wissen möchte. Außerdem finde ich es nur gerecht, schließlich weißt du bestimmt sehr viel über mich." Er lacht auf. "Das ist auch nicht sehr sonderbar. Sie gehören zur königlichen Familie. Ein wöchentlicher Bericht Ihres Tuns war vorprogrammiert."

Grinsend streiche ich mir eine nicht existierende Haarsträhne von der Stirn. "Es war doch bestimmt spannend, zu erfahren, wann ich meine ersten Schritte getan habe." "Oh ja, mindestens genauso spannend wie Ihre ganzen Auszeichnungen, die Sie bekommen haben, weil Sie eine neue Sprache erlernt haben." "Höre ich da etwa Spott in deiner Stimme?" Ethan zuckt mit den Achseln. "Könnte sein. Das bleibt aber mein Geheimnis."

Was er wohl noch alles für Geheimnisse hegt?

Ich weiß nicht, warum, aber ich will mehr über ihn erfahren. Vielleicht, weil wir einfach viel Zeit miteinander verbringen werden...

"Erzähl mir von deiner Familie.", bitte ich ihn. Er atmet tief durch und lehnt sich auf seinen Stuhl zurück. "Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir sind arm. Ich habe fünf weitere Geschwister, und mein älterer Bruder und ich versuchen, uns finanziell übers Wasser zu halten. Wir leben in den ärmsten Verhältnissen. Versuchen Sie mal, mit sechs weiteren Personen in einem Haus für eine eigentlich 4-köpfige Familie zu leben. Meine jüngste Schwester ist krank, sehr krank. Mutter versucht mit allen Kräutern, die sie finden kann, ihr zu helfen. Vergeblich."

Ich mustere ihn, sehe ihm an, wie schwer es ihm fällt, von seiner Familie zu erzählen. "Es tut mir leid." "Was erwarten Sie denn? Waren Sie schon mal da draußen in der Wirklichkeit? Haben Sie das Leid mit eigenen Augen sehen können? Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber mir ist es scheißegal, was Sie oder Ihr Vater sagen. Es hat für mich keine Bedeutung, solange sich nichts ändert."

Mein Blick fällt auf meine Finger. Augenblicklich fühle ich mich extrem unwohl in meinem Körper.

Wie können wir in diesen Mauern nur im Luxus leben, wenn es da draußen so schlimm hervorgeht?

"Ähm...W-was ist denn mit eurem Vater?", flüstere ich, habe ehrlich Angst vor der Antwort. Traue mich nicht, Ethan in die Augen zu schauen. "Er ist im Krieg für Ihren Vater gefallen, als ich noch ganz klein war. Und mein Stiefvater ist letztes Jahr der Pest erlegen. Wir sind ganz alleine und kämpfen ums Überleben."

©Aria1Spencer

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWhere stories live. Discover now