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• D A N I E L •

"Du bist so schweigsam", bemerkt Merle, ich kann ihren Blick auf mir spüren. Wir sitzen nebeneinander auf einer Decke, die Ethan mit verstaut hat.

Er hat sich bei diesem Picknick wirklich sehr große Mühe gegeben, weshalb mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber nur noch weiter anwächst.

"Ich genieße die Natur", erwidere ich und genehmige mir eine Weintraube. Überrascht zucke ich zurück, als sich die Prinzessin mir nähert. "Wa-" "Es wird langsam etwas kühler, findest du nicht auch? Ich finde es eine gute Idee, wenn wir uns gegenseitig wärmen würden." "Ich bin mir sicher, dass Ethan noch eine Decke eingepackt hat", ich mustere sie etwas genauer, "und vielleicht hättest du dir auch einfach etwas Anderes anziehen sollen." Sie schaut entrüstet auf sich herab.

Ihr blutrotes Kleid sieht zwar wunderschön an ihr aus, aber es ist nicht gerade vorteilhaft bei solchen Temperaturen.

"Gefällt es dir etwa nicht?" Meine Antwort reduziert sich lediglich auf ein Schulterzucken. Als sie sich an mich schmiegt, weiche ich ihr nochmals aus. "Merle, was soll das? Wir sind hier alleine. Du solltest dich also nicht so aufführen." "Wie denn? Vielleicht", ihre Finger streichen über meine Brust, "ist es mein Wille, dir näher zu kommen."

Hat ihr etwa der Wein nicht so gutgetan?

Meine Anspannung fällt ab, als sie sich urplötzlich von mir abwendet. Merle streicht sich eine Strähne hinter ihr Ohr, ihre blauen Augen liegen wachsam auf mir. "Was würde dein Vater eigentlich dazu sagen, wenn er von deinen Spielchen mit diesem Burschen erfahren würde?" Mir weicht das Blut aus dem Gesicht. "Soll ich es dir verraten? Er würde augenblicklich vor deinen Augen geköpft werden...Unschöne Bilder, nicht wahr?"

Es ist, als würden ihre Worte sich um meinen Hals legen und mir die Freiheit zu atmen rauben. Könnte sie es wagen, ein Leben zu opfern? Wäre sie dazu in der Lage?

"Was willst du?", knurre ich und baue mich gefährlich vor ihr auf. Sie scheint das aber nicht sehr zu beeindrucken. Ihr ist bewusst, dass Ethan meine Schwachstelle ist. "Mir gefällt es gar nicht, dass mein Zukünftiger sich mit irgendeinen dahergelaufenen Mann vergnügt. Wäre es wenigstens ein junges Mädchen, das dich beglücken kann. Sag mir", sie greift nach einer Erdbeere, "was ist an diesem Knaben so besonders, dass du ihn dem hier", sie streckt mir ihre üppige Oberweite entgegen, "vorziehst?" "Er hat etwas, was du mir niemals geben könntest." Sie lacht auf. "Entschuldige, ich kann nichts gegen die Natur machen. Es ist ihre Schuld, dass ich ein Weib geworden bin-" "Nein, das meine ich nicht. Ethan ist ein herzensguter Mensch. Und er liebt mich."

Und ich liebe ihn. Niemals würde ich ihn vermissen wollen. Nur er gehört an meine Seite!

"Bist du dir da sicher? Womöglich liebt er nicht dich, sondern deine Vorzüge." "Was möchtest du damit sagen?", frage ich wütend. "Nun ja, du bist ja nicht irgendwer. Vor mir sitzt der zukünftige König eines Reiches, welches ein großes Ansehen pflegt, mit ein paar Ausnahmen. Wenn es darum geht, gevögelt zu werden, könnte er sich auch jemanden von der Straße nehmen. Also", sie beugt sich herausfordernd mir entgegen, "warum solltest du derjenige sein, dem sein Herz gehört? Du wärst ein nichts ohne deinen Titel. Wärst du dann genauso interessant für ihn?"

Sie soll aufhören, so über ihn zu reden. Diese Anschuldigungen sind lächerlich. Bevor unsere Liebe sich entwickelte, hat er in mir nur Abschaum gesehen, einen weiteren Adligen, der sich nur für sich interessiert. Aber Ethan hat hinter diese stolze Maske geschaut, mein Inneres entdeckt und sich in meine Person verliebt. Nicht in die Krone, die ich eines Tages auf meinen Kopf tragen werde.

"Du solltest deinen Mund halten, wenn du nur schlechtes zu sagen hast, Merle. Lass mich dir einen Rat geben", mein Gesicht befindet sich nur einige Zentimeter von ihrem, "stecke deine Nase nicht in Angelegenheiten anderer hinein, die dich nicht betreffen. Du kennst weder mich noch Ethan, vor allem verstehst du nicht, wie stark unsere Verbindung ist. Sollte mir also nur ein Gerücht zu Ohren kommen, welches uns beide betrifft, dann solltest du dir wünschen, dass dich Satan holt. Ich bin nicht zu unterschätzen, Prinzessin."

©Aria1Spencer

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWhere stories live. Discover now