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• D A N I E L •

Als es an meiner Tür klopft, beginnt mein Herz schneller zu schlagen.

Ob es Ethan ist? Ihm ging es in den letzten Tagen nicht so gut, da habe ich ihm gesagt, er solle sich ausruhen.

Aber offenbar geht es ihm besser. Ich habe ihn so vermisst.

Lächelnd öffne ich die Tür, komme dann aber ins Stocken, als ich nur meine Mutter erblicke. "Hast du jemand anderes erwartet, Liebling?" Benommen schüttle ich den Kopf und wende mich enttäuscht von ihr ab. "Wolltest du etwas bestimmtes, Mutter?" "Wir erwarten noch heute einen hohen Besuch, Daniel. Dein Vater wollte, dass dein Knecht-" "Ethan." Sie schaut mich etwas verwirrt an, nickt dann aber. "Er sollte dir dein bestes Hemd herauslegen, aber da dachte ich mir, dass niemand anderes das besser könnte, als deine eigene Mutter."

Ich liebe meine Mutter, aber Ethan wäre mir dann doch lieber gewesen. Dass wir endlich mal wieder gemeinsam einfach nur im Garten sitzen und er mir etwas aus seinen Lieblingsbüchern vorliest, mich dabei in die Arme nimmt. Mich küsst.

"Daniel, hörst du mir überhaupt zu?" Meine Mutter wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht und legt mir diese dann auf die Schulter. "Du wirkst seit Tagen wie ein anderer Mensch. Ich mache mir so langsam Sorgen. In einem Moment würdest du am liebsten die ganze Welt umarmen und dann läufst du plötzlich wie ein Trauerkloß durch das Schloss. Möchtest du über irgendwas mit mir reden, Schätzchen?" Seufzend schüttle ich den Kopf und gehe zum Schrank. "Wofür brauche ich das Hemd?" "Die königliche Familie von Norwegen wird unser Haus besuchen."

Norwegen? M...moment.

"Vater zieht doch nicht wirklich in Erwägung, mich mit einem fremden Mädchen zu verheiraten oder?" Ihr Blick ist Antwort genug. Ich kann es einfach nicht fassen. "Das darfst du nicht zulassen!" "Liebes, dein Vater weiß, was er zu tun hat-" "Möchtest du mich etwa wirklich in mein Unglück laufen lassen?", unterbreche ich sie und hoffe, dass ich sie irgendwie auf meine Seite bekomme. "Daniel, unsere Eltern haben auch eine Heirat arrangiert und siehe doch mal, wie glücklich wir sind." Ich lache auf. "Er kommandiert dich bei jeder Gelegenheit herum, verhält sich uns gegenüber ständig kühl...Es tut mir leid, Mutter, aber das nenne ich nicht Liebe."

Es ist nun mal nicht wie mit Ethan und mir. Zwischen uns ist diese gewisse Spannung, die ich noch nie mit jemand anderen gespürt habe.

"Jetzt reicht es mir aber! Du wirst dich angemessen ankleiden, in fünf Minuten erwartet man dich im großen Saal", zischt meine Mutter und lässt mich dann alleine zurück. Ich habe immer ein gutes Verhältnis zu ihr gepflegt, aber immer, wenn ich dieses Thema anspreche, verschließt sie sich.

Seufzend greife ich wahllos in meinen Kleiderschrank und ziehe, ohne groß darüber nachzudenken, ein dunkelgrünes Hemd an.

Doch gerade, als ich durch die Tür gehen möchte, kommt mir eine Idee. Ethan und ich werden uns noch heute treffen!

Mit schnellen Schritten gehe ich durch den Raum zum Schreibtisch und krame ein Blatt Pergament heraus. Ich greife nach der Feder und beginne, zu schreiben.

Triff mich bitte heute Nacht. Ich warte auf dich an unserem Platz. Liebe dich. -D.

Mein Herz klopft wie verrückt, als ich die Nachricht zusammenfalte und in meiner Hosentasche verstecke.

Länger kann ich meine Eltern nicht warten lassen, und so mache ich mich auf den Weg zum Saal, wo die beiden mich erwarten.

Ich muss Vater davon überzeugen, eine andere Lösung des Problems mit Norwegen zu finden. Für mein Land würde ich vielleicht so einiges tun, aber eine junge Frau heiraten, die ich nicht einmal kenne...das überschreitet meine Grenzen.

Zu meinem Glück läuft mir ein Dienstmädchen über den Weg, welchem ich die Nachricht an Ethan übergebe. "Du wirst sie ihm nur geben, stellst aber keine Fragen, hast du mich verstanden? Und das hier bleibt zwischen uns, sonst kannst du das Geld auf der Straße suchen gehen", warne ich sie und erreiche die erhoffte Reaktion, dass sie mit ängstlicher Miene an mir vorbeigeht. Auf den Weg in den Gang der Angestellten, wo sich auch das Zimmer von Ethan befindet.

Heute Abend kann ich ihn wieder in die Arme schließen.

Mit einem letzten Blick in die Richtung, in die das Mädchen gerade verschwunden ist, mache ich mich nun auf den Weg zum Saal. Irgendwas stimmt nicht. Nicht einmal die Bediensteten, die die Tür immer aufmachen, stehen hier.

Verwundert betrete ich das große Zimmer, wo meine Eltern bereits auf mich warten. "Da bist du ja! Wir haben lange gewartet, mein Junge", höre ich meinen Vater mit strenger Stimme sagen und bedauere es sofort, hergekommen zu sein.

Ohne etwas darauf zu erwidern, setze ich mich meiner Mutter gegenüber, die schweigend vor sich hin starrte.

Sie wird wahrscheinlich das ganze Gespräch über nichts sagen.

"Also Daniel, he-" "Damit das mal klargestellt wird, ich werde niemandem heiraten! Es ist mir auch sonderlich egal, was du dann von mir hältst, Vater. Aber das ist mein Leben, also bestimme ich", stelle ich augenblicklich klar und sehe meinen Erzeuger herausfordernd an.

An seinem Gesichtsausdruck kann ich seine Missgunst darüber deuten. "Was dich auch immer dazu verleitet hat, mit mir in so einem Tonfall zu sprechen, wird dir trotz allem nicht helfen. Es ist deine Pflicht als zukünftiger König, für dein Land Opfer zu bringen, um es zu schützen. Und es ist ja wohl kein schlimmes Übel, ein schön anzusehende Mädchen zu seiner Frau zu nehmen."

Wenn du nur wüsstest...

"Du wirst dich schon selbst davon überzeugen können, dass Prinzessin Merle eine sehr gute Partie ist", schaltet sich nun auch Mutter ein. Hat er legt zur Unterstützung ihrer Aussage seine Hand auf ihrer Schulter, beide schauen mich erwartungsvoll an.

Ich halte ihren Blick stand, während ich tief Luft hole. "Was wollt ihr denn tun, wenn ich mich weigere? Mich bestrafen, indem ich für einige Wochen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen werde?"

Das würde nicht zum ersten Mal geschehen. Ich habe mich meinem Vater zwar noch nicht oft widersetzt, aber es ist durchaus schon vorgekommen.

Vater presst seine Lippen kurz aufeinander, bevor er antwortet: "Du würdest aus dem Königreich verbannt werden und dürftest nie mehr zurückkehren. Als Sohn wärst du für uns gestorben. Überlege also gut, Daniel, ob du das Opfer, alles zu verlieren, riskieren wollen würdest."

©Aria1Spencer

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWhere stories live. Discover now