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• D A N I E L •

Als ich aufwache, ist es noch dunkel. Merle liegt ruhig schlafend neben mir, ihre Atmung geht gleichmäßig.

Seufzend streiche ich mir durch die Haare, versuche meine Gedanken zu sammeln.

Wie lange kann ich diese Rolle des perfekten Prinzen spielen? Es fühlt sich falsch an, sie neben mir liegen zu haben. Es sollte Ethan sein.

Mein Blick fällt auf Merle. Sie hat es heute Abend genossen, im Mittelpunkt zu sein. Für sie musste es eine Genugtuung gewesen sein, dass ich mich ihr hingegeben und jeden Wunsch von ihren Lippen gelesen habe.

Doch das habe ich nur aus einem Grund getan. Sie kam am Morgen des Balls zu mir und hat mir gedroht, meinem Vater von mir und Ethan zu erzählen. Ich weiß nicht, wie sie dahinter gekommen ist.

Eines ist mir aber durchaus bewusst. Wenn Vater von uns erfährt, wird Ethan zugrunde gehen. Seine Familie müsste mitansehen, wie er vor dem gesamten Volke hingerichtet wird. Ich ertrage diese Vorstellung nicht, ihn sterben zu sehen.

Mein Herz zieht sich zusammen. Langsam, um die Prinzessin nicht zu wecken, richte ich mich auf. Meine Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich schnell den Weg zur Tür finde. Vorsichtig, in der Hoffnung, dass sie keinen Ton von sich gibt, drücke ich die Türklinke herunter, und schlüpfe aus meinem Zimmer.

Sobald ich die fröstelnde Kühle auf dem Flur spüre, verschwindet die Anspannung, die auf mir ruhte.

Ich muss zu Ethan. Ihn einfach in meinen Armen liegen wissen.

Der Mondschein leuchtet heute Nacht besonders stark, er dringt selbst durch die Mauern hindurch, durch kleinere Schönheitsfehler, wie meine Mutter gerne zu sagen pflegt. Die Löcher im Stein verraten das Alter unseres Schlosses.

Barfuß laufe ich den Flur entlang, die wenigen Treppen herunter, und bleibe schließlich vor seiner Tür stehen. Plötzlich überkommen mich Zweifel.

Als er mich und Merle gestern Abend alleine ließ, schien er niedergeschlagen. Womöglich möchte er mich gar nicht sehen.

Doch ich kann ihm auf keinen Fall erzählen, was Merle mir gesagt hatte. Er würde Angst bekommen, mich vielleicht sogar verlassen.

Ich darf ihn aber nicht verlieren.

Und somit beschütze ich ihn ja auch.

Schließlich überwinde ich mich doch, die Tür zu öffnen und in seine Kammer zu treten. Mein Blick fällt auf das Bett. Ich erkenne seine Umrisse. Der Raum wird von seinem leisen Schnarchen erfüllt.

Auf Zehenspitzen schleiche ich zu ihm, hebe die Decke an und lege mich vorsichtig neben ihn, darauf bedacht, ihn nicht aus seinem Schlaf zu entreißen.

Leise seufzend lege ich einen Arm um ihn und schmiege mich an seinen warmen Körper. Mir fällt auf, dass er kein Hemd trägt. Meine Wangen werden heiß.

"Prinz Daniel?" Seine Stimme ist nur leicht zu hören. "Was wollt Ihr hier?" "Ich habe dich vermisst. Schlaf weiter." Ich drücke ihm einen Kuss auf sein rechtes Schulterblatt. Er dreht sich zu mir um, sein Atem streift meine Wange. "Ihr solltet bei Eurer Prinzessin sein, Eure königliche Hoheit." "Bitte, sprich nicht darüber. Und unterlasse diese Höflichkeitsform, du weißt, dass du das mir gegenüber nicht tun musst", flüstere ich und lege meine Hand auf seine Wange, streiche über seine sanfte Haut.

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt