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• D A N I E L •

"Die Lage spitzt sich immer weiter zu, Eure Majestät."

Ehrlich gesagt höre ich nur mit einem Ohr zu. Als zukünftiger König ist es meine Pflicht, bei solchen Sitzungen anwesend zu sein. Aber es interessiert mich eigentlich nicht so sehr...

"Aber was ist mit Dänemark und Schweden? Wir haben doch einen Pakt mit ihnen geschlossen.", überlegt mein Vater. Er scheint nervös zu sein, läuft auf und ab. So habe ich ihn noch nie erlebt. Offenbar scheint die Situation wirklich ernst zu sein.

"Das stimmt, aber Schweden arbeitet eng mit Norwegen zusammen und die weigern sich bisher, mit uns zu kooperieren." Das hört sich ja wirklich sehr vielversprechend an. Jetzt wundert es mich auch nicht mehr, dass Vater so angespannt ist.

"Wir könnten natürlich den norwegischen König in den Palast einladen, nur bezweifle ich, ob er unserer Einladung auch entgegenkommt." Alle Blicke liegen auf dem König, der zu überlegen scheint. Niemand wagt, etwas zu sagen. Beinahe überrascht es mich, dass einige der Anwesenden sich überhaupt trauen, zu atmen.

"Ich glaube, ich weiß, wie wir die Gunst von Norwegen für uns gewinnen.", meint Carson auf einmal. Natürlich, er darf das Wort erheben. Vater vertraut ihm auch blind. "Was hast du zu sagen, mein Freund?" Jeder scheint interessiert zu sein, was die Idee zu sein scheint. Mit einer Ausnahme. Mir.

"Euch scheint doch bewusst zu sein, dass der König von Norwegen eine Tochter hat, nicht wahr, Eure Majestät?" Wow, ein Applaus für diese Erkenntnis. Gut, ich wusste es nicht, aber mir ist es auch egal. Ich habe mit der Politik unseres Landes noch nichts zu tun.

"Worauf willst du hinaus, Carson?" "Sie ist ungefähr in demselben Alter wie Euer Sohn." Moment mal, jetzt interessiert es mich aber auch, worauf er hinauswill! Wenn es jetzt das ist, was ich denke, hoffe ich für den Kerl, dass er schnell rennen kann. Denn ich werde ihn über alle Berge jagen!

Vater bleibt am Fenster stehen und schaut hinaus. Er scheint ehrlich darüber nachzudenken, mich mit diesem Mädchen zu verkuppeln. Ich glaube es ja nicht. Jeder wartet auf seine Antwort, gespannt, wie er sich wohl entscheiden wird.

Die Sekunden vergehen wie Stunden.

"Schickt eine Einladung heraus. Und nennt auch gleich unser Vorhaben, dass wir seine Tochter mit Daniel verheiraten wollen." "Wie bitte?!", rufe ich empört aus und stehe so rasch auf, dass mein Stuhl umfällt. "Das kann unmöglich dein Ernst sein!"

Er kann es doch nicht allen Ernstes in Erwägung ziehen, mich zu verheiraten. Und dann auch noch nur, um jemanden an eine Art Vertrag zu binden. Sie sollen sich gefälligst etwas anderes einfallen lassen! Ich lasse mich für sowas doch nicht benutzen.

Das kann er doch nicht zulassen.

"Lasst mich für einen Moment mit meinem Sohn alleine." Vaters Stimme ist leise, seine Augen treffen mich kalt. Wäre ich nicht so aufgelöst, würde ich unter seinen Blick untergehen. "Raus!"

Die Männer um uns herum verlassen eilig den Saal. Wir stehen uns gegenüber, sind beide nicht bereit, nachzugeben. "Wie kannst du es wagen, deine Stimme vor deinen eigenen Vater zu erheben? Und das dann auch noch vor unseren Rat. Hast du denn gar keinen Respekt mehr?!", zischt er dann und kommt mit langsamen Schritten auf mich zu.

Ich sollte Angst haben, denn ich bin damit, dass ich mich gegen ihn gestellt habe, zu weit gegangen. Aber ich bin so unglaublich wütend.

"Du kannst doch nicht wirklich dazu einwilligen, dass ich ein Mädchen heirate, welches ich noch nie in meinem Leben gesehen habe!" "Es geht darum, Norwegen als Verbündeten zu gewinnen und dafür muss man nun mal Opfer bringen." Mhm klar, er ist ja auch nicht derjenige, der das tun muss.

Ich schüttle entschlossen den Kopf. "Nein, das werde ich nicht tun. Vater, ich stehe immer an deiner Seite, aber das kannst du nicht von mir verlangen." Er stellt sich vor mich und schaut mir mit durchdringenden Blick in die Augen. "Ich verlange es nicht, sondern befehle es dir! Wir brauchen die Unterstützung von allen Seiten und Norwegen wäre ein starker Partner. Denkst du, darauf würde ich verzichten, nur weil du dich so anstellst? Man heiratet nicht aus Liebe, es geht lediglich um Macht, Geld und Politik."

Seufzend gehe ich an ihm vorbei und verlasse den Raum. Normalerweise lässt man meinen Vater nicht stehen, aber ich koche vor Wut. Nur über meine Leiche werde ich mich dazu bringen lassen, ein wildfremdes Weib zu heiraten.

Ohne auf meine Umgebung zu achten laufe ich durch die langen Flure. Die Angestellten, die mir über den Weg laufen, weichen angsterfüllt aus. Ich brauche dringend frische Luft. Und am besten kommt mir jetzt niemand entgegen, ich kann nämlich für nichts garantieren.

Immer, wenn ich eine Auszeit brauche, schleiche ich mich über die Küche aus dem Schloss. Die Hintertür dient eigentlich nur für Lieferungen von Lebensmitteln, aber Martha, die Köchin, hat ein warmes Herz und kümmert sich gerne um mich, wenn es mir schlecht geht. Und sie macht wirklich das weltbeste Trostdessert.

"Ist alles in Ordnung, Daniel?", fragt sie, während sie Möhren in Scheiben schneidet. Ich nehme mir ein paar Erdbeeren und stecke mir eine in den Mund. "Ich setze mich ein bisschen raus." "Lass dir einen Mantel bringen, der Wind weht heute ziemlich stark." Ich zucke gleichgültig mit den Achseln und laufe zur Hintertür. "Es wird schon nicht so kalt sein."

Als ich aber hinaustrete, bereue ich es sofort, das gesagt zu haben. Es ist verdammt kalt! Aber ich bin viel zu stolz, um Martha recht zu geben. Ich gehe ein paar Schritte und atme die frische Luft ein, um ein klaren Kopf zu bekommen.

Ich verstehe es natürlich, dass wir, wenn es wirklich zu einem Krieg kommen sollte, jede Unterstützung brauchen, die wir kriegen können. Aber Vater tauscht mich sozusagen gegen das Vertrauen und die Brüderschaft ein. Und dabei übersieht er vollkommen, dass ich sein Sohn bin und nicht irgendein Objekt, was man einfach so weitergeben kann.

"Daniel?"

Überrascht drehe ich mich um und sehe Ethan auf einem Stein sitzen. Er hält ein Buch in der Hand. Warum sitzt er bei so einer Kälte hier draußen? Wir haben doch eine Bibliothek, da könnte er es sich auch irgendwo bequem machen. Komischer Junge...

"Was sitzt du hier?" "Ich sitze gerne hier. Da kann man über einige Dinge nachdenken." Ach, da bin ich wohl nicht der einzige, der Sorgen hat. "Sag mal...dieser Ian. Wer ist das eigentlich?" Er sieht mich verwirrt an. "Ihr habt gestern irgendwie so vertraut gewir-" "Ach nein, wir sind Bekannte! Unsere Familien sind seit ein paar Jahren gut befreundet.", unterbricht er mich augenblicklich und scheint angespannt zu sein.

Was ist denn mit ihm los? Vielleicht haben sie sich gestritten.

"Wie war die Besprechung mit Eurem Vater und dem Rat?" Seufzend lasse ich mich neben ihm sinken und schlinge meine Arme um meinen Körper. Das spendet aber nur wenig Wärme. "Das hat dich nicht zu interessieren.", meine ich barsch und lese den Titel des Buches, welches auf seinem Schoss liegt. "Stolz und Vorurteil?" Er zuckt nur mit den Achseln. "Ich mag Jane Austen."

Da ich nichts zu erwidern habe, nicke ich nur und schaue gerade aus. Gott, die Kälte bringt mich noch um. Trotz dass meiner Mühe, mir nichts anmerken zu lassen, legt Ethan auf einmal seinen Mantel auf meine Schultern. Überrascht drehe ich meinen Kopf zu ihm. Er lächelt mich nur an und wendet sich dann seinem Buch wieder zu.

Ich kann mir ebenfalls nicht verkneifen zu lächeln und nuschle ein 'Dankeschön', während ich seinen Mantel enger um mich lege. Mir wird augenblicklich wärmer. "Kannst du mir daraus vorlesen?", frage ich leise und schließe die Augen, während er beginnt zu sprechen. Für diesen einen Augenblick vergesse ich alles um mich herum und genieße es, seiner sanften Stimme zuzuhören. Und seinen irgendwie berauschenden Duft einzuatmen...

©Aria1Spencer

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerOù les histoires vivent. Découvrez maintenant