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• D A N I E L •

"Du bist so schön", hauche ich, bevor meine Lippen über seine weiche Haut fahren. Vorsichtig streiche ich über seine Seiten, und merke unter meinen Fingern, wie er sich anspannt. Hätte ich doch aber nur geahnt, dass ich damit wohl alles kaputtmache, hätte ich erst gar nicht damit angefangen.

Meine zitternden Finger wandern unter seinem Hemd und berühren seine unglaublich weiche Haut, während ich zärtlich an seinem Hals knabbere. Doch als Ethan mich von sich schiebt, löse ich mich verwirrt von ihm. "Was ist denn los?" "Ich kann das nicht." Seine Stimme ist nur ein Flüstern und doch brechen mir seine Worte auf eine gewisse Weise das Herz. Als er aufsteht, tue ich es ihm gleich, und fasse nach seiner Hand. "Was kannst du nicht?", frage ich, obwohl mir die Antwort bereits mehr als bewusst ist.

Es war zu schnell. Wie komme ich auch nur darauf, ihn plötzlich so zu überrumpeln? Was ist nur los mit mir?!

"Gute Nacht, Prinz Daniel." Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen, dreht er sich um und verschwindet in der Dunkelheit. Ist das gerade wirklich passiert?

Hat er mich etwa gerade verlassen? Ist es jetzt vorbei?

Das kann ich nicht zulassen!

Mit schnellen Schritten folge ich ihm. Durch seinen kleinen Vorsprung fällt es mir schwer, den Weg zu finden. Das Licht des Mondes kämpft sich nur gering durch die Baumkronen, wodurch meine Augen mit der Dunkelheit leben müssen. An einer Lichtung können sie schließlich Umrisse ausmachen.

Leise schleiche ich mich an, um ihn nicht zu verschrecken. Er ist noch immer nicht derselbe, den ich vor ein paar Wochen kennengelernt habe. Sein vorlautes Mundwerk scheint er verloren zu haben, die Traurigkeit hat die Kontrolle übernommen.

Vor allem macht es mich wahnsinnig, dass ich ihm nicht helfen kann. Noch immer fühle ich mich unglaublich schuldig wegen Ian. Es lässt mich ebenfalls nicht los wie ihn.

Aber ich sehe es als eine Art Zeichen von Ian, dass er mir Ethan geschickt hat. Ich soll ihn wieder zum Leben bringen, wie schwer es auch werden würde. Und das werde ich auch tun. Für Ian.

Ich verstecke mich hinter einem Baumstamm und lausche Ethans Stimme. "Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll." Er hört sich so fremd an. "Mein Leben fühlt sich so leer an, seit du tot bist. Es ist nicht mehr dasselbe - ich bin nicht mehr dieselbe Person. Ich vermisse dich so sehr, dass es weh tut. Was würde ich nur dafür geben, dich nur nochmal einmal in meine Arme schließen zu dürfen."

Seine Worte treffen mich wie ein Stich ins Herz. Dass Ian noch immer eine große Rolle in seinem Leben spielt, war mir bewusst. Aber dass er so fühlt...Ich wollte nie nur ein Trost für ihn sein, aber schon eine Unterstützung durch seine schwere Zeit. Aber wie es aussieht, bin ich für ihn nichts.

"Ich frage mich immer wieder, ob du von dort oben auf mich herunterschaust und über mich wachst. Denn wenn es so ist, dann lasse deine schützende Hand von mir ab. Ich habe sie nicht verdient. Es ist ungerecht, dass ich leben darf, deines dir auf grausame Weise genommen wurde. Manchmal kommt mir dieselbe Idee auf, weißt du. Mich dem Teufel persönlich, unserem ach so geschätzten Herrscher zu stellen, um endlich wieder an deiner Seite sein zu können."

Mir wird erst bewusst, dass ich weine, als ich die Salzigkeit meiner Tränen auf meinen Lippen schmecke.

Warum spricht er denn nicht mit mir über seine Gedanken und Gefühle? Vertraut er mir etwa nicht? Geht er etwa wirklich lieber mitten in der Nacht in den Wald, um zu einem Stück Holz zu sprechen?

Ethan schluchzt auf. "Doch auch wenn ich dich über alles liebe und zurück in meinem Leben haben möchte, kann ich es doch aber nicht machen. Verzeih mir, mein Liebster. Mein Herz wird immer für dich schlagen, an meinem Sterbebett werde ich an dich denken, doch auch Daniel hat sich in mein Herz geschlichen", er lacht leise auf, "Du wirst dich an ihn erinnern. Ich habe dir von ihm erzählt. Zuerst habe ich ihn regelrecht verabscheut, ihn und seine Familie. Immer dachte ich, er wäre ebenfalls ein so schlimmer Mensch wie sein Vater, aber da habe ich mich getäuscht. Daniel ist eine wunderbare Person und hat ein so gutes Herz."

Beinahe schon erleichtert atme ich auf. Auf meinen Lippen schleicht sich ein Lächeln. "Ich liebe dich auch", sage ich so leise, dass er es trotz dieser angsteinflößenden Stille nicht hören kann.

"Ihr hättet euch sicherlich gut verstanden. Doch könntet ihr nicht unterschiedlicher sein. Er ist aufbrausend und impulsiv - wahrscheinlich geraten wir deshalb immer aneinander, weil wir uns so ähnlich sind und beide einen Dickkopf haben...Ich weiß nicht, wie es geschehen konnte, dass ich mich plötzlich in ihn verliebte. Dabei wollte ich mein Leben einzig und allein mit dir verbringen, Ian." Er seufzt auf und meine Augen haben sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich erkennen kann, wie er den Kopf sinken lässt.

"Beantworte mir nur eine Frage. Ich kann mich nicht ganz an ihn binden, wenn ich nicht deinen Segen habe. Und mit dieser Schuld könnte ich niemals leben. Gib mir ein Zeichen, wenn es für dich in Ordnung wäre, wenn ich Daniel meine Seele öffne und ihm mein Herz schenke."

Alles in mir beginnt zu kribbeln und eine so gewaltige Gänsehaut überkommt mich, dass ich augenblicklich zu frieren beginne. Ich schnüre meinen Mantel enger um meinen Körper, während ich abwarte, was Ethan als nächstes tun wird. Doch er bleibt regungslos, als ob er ebenfalls auf etwas warten würde.

Auf Ians Zeichen.

Ich weiß nicht, ob ich zu ihm gehen sollte. Was ist, wenn er unglaublich wütend wird, wenn er merkt, dass ich ihn in seiner Intimsphäre mit Ian belauscht habe? Dann würde er mir womöglich wieder mehrere Tage aus dem Weg gehen und das ertrage ich nicht.

Doch als ich mich gerade leise davonschleichen möchte, kommt auf einmal ein stürmischer Wind auf. "Oh nein!", ruft Ethan erschrocken aus und versucht, die Ruhestätte vor dem Sturm zu retten. Als ein paar Blumen weggeweht werden, springe ich über meinen Schatten und komme aus meinem Versteck heraus, um ihm zu helfen.

"W-wer ist d...Daniel? Was tust du hier?", fragt er überrascht, als er mich erkennt. Ich halte ihm die geretteten Blumen hin, die er zögerlich entgegennimmt. "Bist du mir etwa gefolgt?" "Es tut mir leid, Ethan. Hätte ich gewusst, wohin du gehst, hätte ich es nicht getan. Ich wollte mit dir über den Vorfall vorhin sprechen und dir sagen, wie leid es mir tut, dich so überrumpelt zu haben. Dabei weiß ich doch", mein Blick fällt auf die kleine Gedenkstätte, "wie schwer sein Tod dich noch immer mitnimmt. Es war einfach rücksichtlos von mir."

Ethan mustert mich immer noch überrascht, so als würde er nicht glauben, dass ich hier vor ihm stehe. Dann wandert sein Blick erst zur Ruhestätte, richtet dann seinen Blick in den Himmel hinauf. "Du kleiner Halunke", höre ich ihn leise sagen und ich dächte, Belustigung in seiner Stimme hören zu können. Bevor ich aber fragen kann, was er meint, wendet er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich und zieht mich mit seinen, trotz Dunkelheit, leuchtenden Augen in den Bann. "Ians Zeichen", meint er dann, als wäre es die Erklärung auf alles. Doch ich bleibe verwirrt.

Erst als seine Lippen sanft meine berühren, verstehe ich es auch. Der plötzlich aufkommende Wind war Ian, der Ethan und mich zusammenführen wollte. Es war sein Segen, dass wir zusammen sein dürfen.

©Aria1Spencer

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin