2. Kapitel

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Ich war wirklich am Ende.
Seit einer Stunde joggte ich schon mit meinem Bruder.

Letzten Sommer hatte ich sehr viel abgenommen. Dank Timothy.
Ich lag einmal weinend auf meinem Bett, weil mich jemand in der Schule als dick bezeichnet hatte. Das war ich zu diesem Zeitpunkt auch meiner Meinung nach noch.

Aber Timothy hatte mich aufgemuntert und nahm mich seitdem jedesmal beim Joggen mit. Er tat das schon jahrelang und erst da fiel mir auf, dass er nicht einfach vom faul rumliegen so einen Körper hatte.

Das hatte ich definitiv unterschätzt.
Letztes Jahr konnte ich nicht länger wie eine viertel Stunde laufen, ohne halb einen Schlaganfall zu bekommen.

Doch mittlerweile wurde es zu einer Stunde.
Aber heute reichte mir das.

Die letzten fünf Minuten spazierten wir nur noch nach Hause. Als wir an unserem Partyhaus vorbei liefen, grinsten wir uns gegenseitig an.
Wir joggten auf das Haus zu, doch die Haustür war versperrt.

"Komm mit", meinte ich.
Wir gingen in den Garten und da sie einen Wintergarten hatte, konnte man vom Birnbaum aus perfekt darauf klettern. War überhaupt nicht schwer, da der Baum halb über dem Dach vom Wintergarten wuchs.
Ich packte also den dicken Ast an der Seite und zog mich hoch.

"Alter, Lexy. Wusste gar nicht, dass du das kannst", murmelte mein Bruder geschockt.
"Übung", lachte ich.

Ja, ich hatte wirklich ihre Birnen immer geklaut. Aber die waren so gut und als ich abnehmen wollte, waren die perfekt geeignet.

Ich kletterte auf das Dach und Timothy fragte mich schmunzelnd:"Was wird das, wenn's fertig ist?"
"Warte ab."
Ich kroch auf dem Dach zum Fenster und wie ich es vermutet hatte, war es noch gekippt.
Meine kleine Hand schlang sich durch den Spalt und drehte den Fenstergriff nach rechts um.

Ich drückte es auf und schon war es offen. Ich verschwand für Timothy im Raum und rannte zur Haustür.
Dort wartete mein Bruder schon grinsend auf mich.

"Treten Sie doch ein!"
"Liebend gerne. Wie aufmerksam von Ihnen."

Wir lachten und sahen uns das Haus genauer an.
"Im Wohnzimmer hätte man eine perfekte Tanzfläche und die Küche kann man mit der Theke zur Bar machen", murmelte mein Bruder konzentriert.

Ich sah schon den ganzen Rauch von seinem Kopf aufsteigen.

"Überanstrenge dich nicht."
Er sah mich genervt an und sah sich dann weiter um.

"Woher wusstest du eigentlich, dass dieses Fenster gekippt ist?"
"Das war nicht das erste Mal, dass ich so rein gekommen bin", lachte ich.
"Du bist in ihr Haus eingebrochen?"

"Nicht eingebrochen. Sie war ja jedesmal Zuhause. Aber ich bin mir sicher, sie ist überzeugt davon, dass hier Dämonen ihr Unwesen treiben", prustete ich.

Plötzlich hörten wir Stimmen am Eingang.
Mein Bruder und ich sahen uns geschockt an. Sofort stürmten wir nach Oben.
Ich schmiss Timothy quasi aus dem Fenster raus und folgte ihm. Leise zog ich das Fenster zu und rutschte das Dach runter.

Ich wagte es einfach runter zu springen. Zu meinem Glück landete ich auf meinen Beinen und hatte mir nicht weh getan.
Doch Timmy schien nicht so der Kletterexperte zu sein. Also doch mehr Ausdauer als klettern.

Unsicher hing er an dem Baum.
Ich packte ihn am Pulli und zischte:"Na mach schon!"
Er plumpste auf den Rücken und stöhnte auf.

Doch er stand wieder auf und wir rannten zu unserem Garten rüber. Wir mussten zwar über einen Zaun hüpfen, aber das war kein Problem.
Wenigstens nicht mal für Timothy.
Ich drehte mich um und entdeckte einen Jungen vor dem Fenster stehen, welcher mich musterte.

Alec ~ My new Neighbour!? #Pessi-Award2019Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin