Lexy war ein sehr selbstbewusstes und freches Mädchen. Doch manchmal wusste sie auch nicht weiter.
Besonders bei ihm nicht.
Gerade als sie dachte, die alte Schachtel von nebenan war ausgezogen, kamen schon die Nächsten.
Sie hatte sich definitiv meh...
Der Typ stellte sich als Carter raus. Alec hatte ihn mal erwähnt, als wir von dem Urlaub erfuhren. Er war anscheinend sein bester Freund hier in Miami.
Gerade hockten wir alle im Wohnzimmer und redeten über ganz verschiedene Sachen. Mit alle meinte ich alle Jugendlichen. Meinen Bruder, die Zwillinge, Carter, Annabelle und ich. Ja, Annabelle war auch wieder gekommen.
Oh Freude.
Eigentlich war sie ein sehr nettes Mädchen, aber was ich bei ihr fühlte, gefiel mir nicht. Sie kannte Alec viel besser, warum sollte er nichts von ihr wollen?
Irgendwann teilten sich die Gespräche und da Carter neben mir saß, redete ich nur mit ihm. Allerdings musste ich immer wieder zu Annabelle und Alec gucken. Was quatschte sie denn so viel mit ihm?
Ich hatte keine Lust mehr mir das länger mitanzusehen und fragte deshalb Carter:"Ich geh' ein bisschen am Strand spazieren, möchtest du mitkommen?" Er nickte lächelnd und er schien gar nicht mehr so arrogant, wenn man ihn etwas besser kannte.
Gemeinsam gingen wir von den anderen weg und ich sah nur noch Alec, wie er uns hinterher starrte.
"Lebst du hier schon dein ganzes Leben lang in Miami?" "Ja, kaum zu glauben, oder? Ich wollte schon immer mal nach New York. Wo es keinen Strand gibt, aber jetzt wo Alec weg ist und es hier so vermisst, bin ich mir erst bewusst geworden, was ich hier alles habe." Ich musste über seine Antwort lächeln.
"Ich finde es hier wunderschön. Ich war noch nie am Strand und würde am liebsten hier her ziehen." "Vielleicht ziehst du ja mal gemeinsam mit Alec nach Miami", grinste er frech und wackelte mit seinen Augenbrauen.
Ich schuppste ihn von der Seite und er lachte nur. "Schon gut. Vielleicht überlegst du es dir ja mal." "Ich weiss nicht", murmelte ich.
"Was hast du? Ich meine du und Alec steht ja offensichtlich aufeinander." "Keine Ahnung. Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich Annabelle am liebsten auf den Mond schießen würde...ohne Rückflug?"
"Du bist eifersüchtig auf Annabelle?", lachte er.
Arschloch.
Ich funkelte ihn böse an und er hob sofort entschuldigend seine Hände in die Höhe. "Du brauchst dir keine Sorgen wegen Annabelle machen", meinte er lächelnd. "Aber sie kennt ihn so gut."
"Du wirst ihn auch jeden Tag besser kennenlernen. Mach ihn doch einfach eifersüchtig", lachte er los.
Gar keine so schlecht Idee, Carter.
"Du hast recht", rief ich begeistert und er guckte mich verdutzt an. "Das sollte ein Witz sein." "Aber die Idee ist gut. Dann weiss er mal wie's mir geht."
Allerdings wäre ich dann echt scheiße. Würde er mich mit Absicht eifersüchtig machen wollen, wäre ich bestimmt ganz schön sauer.
Nein, nicht schon wieder streiten. Ich wollte ihm doch helfen, wegen den Tabletten.
"Vergiss es", murmelte ich. Carter musterte mich besorgt von der Seite, bis sein Blick nach vorne fiel und er nuschelte:"Na ganz toll."
Ein gutaussehender Typ kam uns entgegen und grinste Carter gefährlich an. Er blieb vor uns stehen.
"Kennt ihr euch?", fragte ich obwohl es offensichtlich war, dass sie sich kannten. Ich wollte nur ein Gespräch anfangen.
Sie nickten beide und die Augen des Fremden fielen auf mich. "Und du bist?", lächelte er zuckersüß.
"Lexy!"
"Schöner Name, ich bin Nate. Woher kennst du denn Carter?" "Vergiss es, Nate. Sie gehört Alec", knurrte Carter verteidigend. Er war ein guter Freund für Alec.
"Alec? Also bist du von Portland nehme ich an?" Ich grinste und nickte dabei.
"Bock heute auf die Strandparty zu gehen?" "Eine Strandparty?", rief ich geschockt und begeistert. "Nix da. Du bleibst bei Alec."
Ich sah ihn genervt an und meinte:"Vergiss es! Ich wollte schon immer mal auf eine Strandparty gehen. Hab das immer nur in Filmen gesehen. Nate, ich komme liebend gern", quiekte ich.
Nate lachte etwas und meinte:"Komm mit, ich zeig dir Miami ein bisschen. Vielleicht möchtest du ja meine kleine Schwester kennenlernen, sie ist im gleichen Alter wie wir."
"Gerne. Also dann, Carter. Kommst du auch zur Strandparty?" "Sieht wohl so aus, mit den Zwillingen." Es hörte sich an wie eine Drohung gegenüber Nate. Ich sagte allerdings nur:"Schön. Man sieht sich auf der Party und sag Alec und meinem Bruder sie brauchen sich keine Sorgen machen. Oh, Timothy muss auch auf die Party kommen!"
Ich redete wie ein Wasserfall, wenn ich aufgeregt war. Merkt man das?
Nate musste schmunzeln und anscheinend merkte er es. Mit roten Wangen lief ich auf ihn zu und folgte ihm dann.
"Lexy, komm wieder mit zum Strandhaus", rief mir Carter verzweifelt nach. "Nein danke. Mach dir keinen, Kopf." "Verdammt!", hörte ich ihn noch zischen.
War doch nicht schlimm. Ich würde nichts mit Nate anfangen und Alec müsste mich gut genug kennen, um das zu wissen.
Nachdem wir eine Weile an verschiedenen Häusern vorbei gelaufen waren, blieb er stehen. "Wir sind da. Meine Schwester freut sich bestimmt dich kennen zu lernen." Ich folgte dem Jungen ins Haus und er schloss die Tür hinter mir.
Gemeinsam gingen wir eine Etage höher und er klopfte an eine Tür. "Natalia ich hab wen mitgebracht." Natalia und Nate?
Wie einfallsreich.
Das Mädchen sprang vom Bett auf und musterte mich. Sie kam mir irgendwie leicht eingebildet rüber. "Sie ist die Neue von Alec."
"Alec? Er wohnt doch jetzt in Portland." "Ja, stimmt. Ich auch, wir sind hier nur für ein paar Tage zu Besuch", erklärte ich ihr. "Oh und du hast was mit Alec? Du Arme. Hat er dir auch schon weh getan?"
Verwirrt folgte ich ihr ins Zimmer und wir setzten uns zu dritt auf ihr Bett. "Wie meinst du das? Alec würde mir nie etwas tun."
"Das dachte ich auch mal. Ich hatte mal etwas mit Mace am Laufen, aber wir passten einfach nicht zusammen. Mace hatte mich wirklich sehr geliebt aber ich wusste er war der falsche Zwilling. Alec hatte mich geküsst und als ich aber meinte, dass wir das nicht tun können, hat er mich zusammen geschlagen. Glaub mir, ich hätte niemals gedacht, dass er in der Lage wäre ein Mädchen zu schlagen."
Ich wollte es ihr nicht glauben, aber getrocknetes Blut klebte an ihrem Oberarm. Ihre rechte Wange war auch noch leicht grün. Es war wohl noch nicht so lange her. "War er das?", fragte ich mit zitternder Stimme. "Ich wünschte, er wäre es nicht gewesen. Vielleicht hat er sich ja auch geändert, für dich", versuchte sie mich aufzumuntern.
"Oh bitte, niemand ändert sich für jemanden. Vorallem Alec mit seinen Aggressionen nicht", meinte Nate angepisst.
Er musste ihn wohl wirklich hassen. Schließlich hatte er seine kleine Schwester verprügelt.
Es musste wahr sein, denn Mace hatte oft so einen Hass auf ihn. Kein Wunder. Jetzt verstand ich das endlich mal.
Gott und ich war diejenige, die für Alec da war und nicht für Mace.
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Jetzt wisst ihr es endlich, was zwischen den Zwillingen vorgefallen war.
