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Noah



Als ich nach der Schule zu Camerons Auto ging, damit er mich mit nachhause nahm, stöhnte ich innerlich genervt auf, weil all seine Freuen mit ihm am Auto standen.

Ich kannte sie nicht wirklich und ich hatte auch nicht vor, sie kennenzulernen. Sie redeten über mich, sowie alle andere auch.

Ich wollte nichts mit Leuten zu haben, die mir ihre Meinung nicht ins Gesicht sagen konnten, daher hielt ich mich im Hintergrund, als ich bei ihnen ankam.

Ich wollte abwarten, bis sie mit ihren Gesprächen fertig waren und vielleicht auch etwas lauschen, doch der größte von allen bemerkte mich leider sofort. Er hieß Alec, so viel wusste ich. Außerdem war er Mädchenschwarm und Lehrerliebling. Vor allem vom allseits verhassten Mahelehrer. Er war also ein ganz lieber Junge... Wer's glaubt.

„Hei, Noah!" Er lächelte mich an.

Danke, Alec, dass sich jetzt alle zu mir umdrehten.

Ich nickte ihm zu. „Hi"

Wie dumm, sich am Ende des Schultages zu begrüßen.

Der Kreis von Camerons Freunden öffnete sich weiter, sodass ich plötzlich mit darin stand. Alle mustern mich total neugierig, als sei ich eine neue Spezies.

„Können wir gehen?", fragte ich Cameron.

Ich hasste es, wenn man mich ansah. Es war als warteten sie auf einen Fehler, um sich über mich lustig zu machen oder auf etwas, das mich verriet, um mich zu entlarven.

„Oha, er kann ja echt sprechen" Der Blonde, der seinen Arm um ein rothaariges Mädchen gelegt hatte, grinste mich nach diesem Satz an und bekam dafür den Ellbogen seiner Freundin in den Magen.

„Bitch", knurrte er.

„Wichser", gab sie nur zurück und lächelte mich an. „Hör einfach nicht auf ihn. Er ist dumm"

Cameron und seine Freunde lachten, während der Benannte die Augen verdrehte. „Was ist wohl schlimmer, dumm zu sein oder darauf zu stehen?" Er zog herausfordernd die Augenbrauen hoch und seine Freundin kichere zu ihm hoch. „Definitiv ersteres"

Dann küssten sie sich und ich war der einzige, dem das irgendwie unangenehm war.

Gott, wann hatte ich eigentlich das letzte Mädchen geküsst? Auch schon eine Weile her...

„Also auf geht's, bevor sich die beiden einen ruhigen Busch suchen müssen" Cameron klatschte in die Hände und öffnete die Autotür, um einzusteigen.

Ich platzierte mich auf dem Beifahrersitz und ging davon aus, dass wir losfahren würden, aber stattdessen stiegen erst noch Alec und der Blonde (Max, glaube ich) in das Auto.

Ich sah verwirrt zu meinem Bruder.

„Männerabend", erklärte er.

Sie winkten den Mädchen zu und Cam fuhr los.

„Mach mal bessere Musik!", beschwerte sich Max ziemlich schnell, streckte sich nach vorne, um auf Camerons Playlist herumzudrücken.

Sofort ging es mit mir durch, als hätte man einen Schalter umgelegt.

„Sag mal, spinnst du?! Setz dich hin!" Ich schrie ihn an und drückte ihn zurück nach hinten. „Willst du dich umbringen oder was? Schnall dich an, verdammte Scheiße!"

Er und Alec sahen mich gleichermaßen empört an.

Max schluckte hart, schnallte sich dann an und sah mich leicht eingeschüchtert an.

Ich hörte Cameron seufzen, während er sein Handy nach hinten gab.

„Hier sucht euch was aus.", meinte er ruhig.

Ich atmete tief durch, drehte mich wieder um und setzte mich richtig hin.

Mein Herz schlug viel zu schnell. Meine Hände zitterten. Meine Atmung wollte einfach nicht ruhiger werden.

Ich war so dankbar, als wir zuhause ankamen, ich aus dem Auto steigen konnte und mich von außen dagegen lehnen.

„Hei Mann, alles klar?" Max legte sein Hand auf meine Schulter und sah mich ernsthaft besorgt an.

Ich nickte nur. „Lass mich einfach allein", murmelte ich, schob die zitternden Hände in meine Jackentaschen.

Er musterte mich noch einen Moment, ehe er Alec mit ins Haus zog.

Irgendetwas sagte mir, dass Cameron noch hier war und diese Vermutung bestätigte sich, als sich ein Finger runter mein Kinn legte und mein Gesicht hochdrückte, solange, bis ich in Camerons blaue Augen sah.

„Es ist alles gut, hörst du? Es ist nichts passiert" Er sah mich eindringlich an.

Natürlich wusste er, dass meine Mutter bei einem Autounfall gestorben war.

Seine Freunde hatten davon vermutlich keine Ahnung. Ich wusste nicht mal, was mit mir durchgegangen war, ich hatte einfach reagiert und nicht nachgedacht. Und jetzt konnte ich mich einfach nicht mehr beruhigen...


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt