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Noah:

Anton war schon vor einer Weile verschwunden. Ich wusste, dass er rauchen ging, doch was mich wunderte war, dass Cam ihm gefolgt war. Die zwei kamen nach so einer halben Stunde wieder zurück, doch Cam wurde auf dem Weg von der Kellnerin aufgehalten, mit der er dann kurz redete.

„Was will die von ihm?", fragte ich Anton sofort.

Er zuckte mit den Schultern und sah wieder in sein Handy. Oh Mann, die Jugend von heute.

Ich war doch nur knapp drei Jahre älter als er, wieso war er so ein Suchti?

Kurze Zeit später kam auch Cameron wieder zurück und ich sah ihn sofort auffordernd an.

Er verdrehte die Augen. „Ich glaube, ich lasse mir, ich bin schwul auf die Stirn tätowieren. Die Mädels glauben mir das nie und fangen an mich vollzuheulen, von wegen nur weil du mich nicht hübsch genug findest, musst du mir nicht ins Gesicht lügen" Er schnaubte überanstrengt, verschränkte die Arme, sodass sein Bizeps deutlich wurde.

Ich fand es süß, wie er sich aufregte und musste schmunzeln, da ich wusste, bei diesem Thema hatte ich nichts zu befürchten. „Sei doch einfach froh, dass du so begehrt bist"

„Darauf kann ich verzichten" Er warf der Kellnerin einen bösen Blick zu.

Als er zu mir sah, wurde dieser Ausdruck weicher und er fasste über den Tisch zu meiner Hand. „Ich will nur von einer Person begehrt werden"

Oh Gott, sowas konnte er doch nicht sagen, wenn unser Dad mit am Tisch saß!

Ich schluckte und warf seinen Eltern einen nervösen Blick zu. Die waren in ihr Gespräch vertieft und so konnte ich mich etwas beruhen und wagte es, Cams Hand in meine zu nehmen und mit dem Daumen über seinen Handrücken zu streichen, während ich ihn anlächelte.

Selbst mit der blauen Nase war er noch wunderschön, doch es tat mir nach wie vor unfassbar leid. Das war mit Sicherheit gebrochen.

„Tut deine Nase noch weh?", fragte ich, nachdem er mich nur stumm angegrinst hatte.

Er seufzte. „ziemlich"

Ich nickte verstehend, sah ihn entschuldigend an.

Er lachte leicht. „Hei, mach dir keine Vorwürfe, das kann mal passieren. Ich bin ja selbst schuld, wenn ich vor der Tür da herumstehe."

Ich nickte nur.

Ich wusste, dass das Geschehnis schon in der Vergangenheit lag und ich nun nichts mehr daran ändern konnte, aber ich wollte einfach nicht, dass er Schmerzen hatte...

„Was macht ihr da?", fragte Lisa mich neugierig aus großen Augen. Sie zeigte auf meine und Cams Hände.

Ich zog meine zurück. „Gar nichts."

Er sah enttäuscht aus, doch verstehend. Zum Glück. Wir mussten vorsichtiger sein, egal was da zwischen uns war, wenn es jemand erfuhr, waren wir geliefert.

Lisa hakte nicht weiter nach, sondern malte weiter.

Auf den Nachtisch verzichtete ich und auch Cam hatte nicht wirklich Lust darauf, nachdem er meine Nudeln auch noch gegessen hatte.

Ich war ihm dankbar, dass er mir half, obwohl es ihm auch nicht gefiel, was ich abzog.

Am Ende des Tages verabschiedeten wir uns von der Familie meiner Tante, wobei Cam auch von jedem einzelnen, sogar Anton umarmt wurde.

Er passte super dazu. Irgendwie freute mich das, doch andererseits machte es mich auch traurig, weil niemand von ihnen jemals erfahren würde, was ich wirklich für ihn empfand.

Wir hatten bereits vor der Beerdigung unser Auto mit unseren Sachen beladen und zogen uns nun auf der Toilette des Restaurants um, während meinen Tante ging.

Ich persönlich machte das in der Kabine. Mein Dad sollte nicht unbedingt sehen, wie dünn ich geworden war, doch Dad und Cam machten es draußen.

Als mein Dad meinte, dass er mal mit Cam trainieren wollte, musste ich lachen.

Das hörten sie.

„Nicht so frech da drin!", warnte mich mein Dad, doch ich hörte das Schmunzeln aus seiner Stimme.

Ich war fertig also ging ich raus zu den beiden.

Cam zog sich noch seinen Hoodie über und war dann auch fertig.

„Sorry, Dad, aber du bist einfach zu alt, um jemals so auszusehen wie Cam es tut"

Cam grinste mich stolz an und Dad verdrehte die Augen. „Du solltest nicht so viel Zeit mit deinem Bruder verbringen, sonst verdirbt er dich noch", Dabei rieb er über meinen Kopf.

Er hatte es nicht ernst gemeint, doch irgendwie traf es Cam und mich gleichermaßen.

„Wer sagt, dass nicht ich ihn verderbe?", schlug ich vor.

Mein Dad lachte. „Du bist doch der Engel auf Erden"

Ja klar und er war Gott oder was?

Ich schüttelte nur den Kopf.

Ich war alles andere als ein Engel und Cam war auch nicht so böse, wie Dad es manchmal darstellte.

Klar, er hatte seine fiese Phase gehabt, doch das nur in der Beziehung mit Matt. Seitdem er da raus war, war er ein neuer Mensch. Ein viel besserer und mehr er selbst.

Cam kam zu mir und legte kumpelhaft den Arm um meine Schultern. „Also ich denke, dass wir uns perfekt ergänzen", meinte er mit einem Lächeln.

Dad sah und mit Stolz in den Augen an. Er freute sich, dass wir uns so gut verstanden, doch wenn er die er Wahrheit erfuhr, würde das bestimmt sehr schnell umschlagen. Dad ging nach ein paar weiteren Sätzen raus und Cam und ich waren für einen Moment alleine.

Ich drehte mich sofort zu ihm und legte meine Hände auf seine Wangen, um mir seine Nase anzusehen. „Tu sie noch sehr weh?"

Er lächelte. „Wie oft willst du das denn noch fragen, Noah? Ja, es tut weh und nein, es wird nichts ändern, wenn du dich entschuldigst oder mich fragst, ob es besser wird"

Das wusste ich doch, aber ich musste mein Gewissen irgendwie beruhigen, auch wenn ich es einfach nicht hinbekam.

„Jetzt schau doch nicht so. Zuhause gehe ich zum Arzt, dann bekomme ich ein paar geile Schmerzmittel und die Welt ist perfekt" Er lächelte mich beruhigend an, doch mir versetzt das einen Stich.

So hatte es mit Dave auch angefangen...

„Komm schon, Noahbaby. Schenk mir ein Lächeln. Nur ein ganz kleines" Er zog eine Hundeschnute und drückte seine Finger in meine Wangen, sodass Fake-Grübchen entstanden.

Er sah so lächerlich aus, das ich echt schmunzeln musste.

„Perfekt", meinte Cam dann zufrieden und küsste meine Stirn.

Falsche Stelle, Bro, falsche Stelle...


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt