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Alec:

Ich konnte es nicht fassen.

Nein, ich stand nicht gerade in diesem zwielichtigen Club, umgeben von vollgepumpten, voll tätowierten, vollgeschwitzten Kiffern und brutal aussehenden Bikern und schaute auf die Bühne, auf der Dave mit einer Band stand und diesen Typen mächtig einheizte.

Das war alles so unwirklich.

Schon als Dave vorhin in diesem seltsamen Aufzug vor uns stand, hatte ich geglaubt, zu träumen.

Ich meine, er trug Makeup, er hatte schwarzen Lidschatten und Eyeliner drauf, seine Haare waren so gestylet wie noch nie und so voller Haar Gel, dass man meinen könnte, er sei ein Playmobil-Mensch. Er hatte ein schwarzes durchsichtiges Oberteil an, trug Schmuck und sah bei alle dem auch noch verdammt gut aus.

Wenn er auf der Bühne stand, dann wirkte er so, als gehörte die gesamte Welt ihm. Hier drin schien das auch so zu sein.

Während alle um mich herum- sogar Cameron und Noah- abfeierten und total im Rocker-Emo-Feeling waren, stand ich einfach da, starrte Dave an und musste feststellen, dass er wohl noch unendlich viele andere Seiten hatte, die darauf warteten, von mir entdeckt zu werden.

Irgendwie genoss ich die Gänsehaut, die seine Stimme auf meinem gesamten Körper auslöste, ich war gefangen in der Energie, die von ihm und seinem Erscheinungsbild ausging und obwohl ich von der Lautstärkte der Musik (oder auch von dem ganzen Gras in der Luft) schon nach ca. 10 Minuten unglaubliche Kopfschmerzen bekam, wollte ich hier nie mehr weg.

Ich fand, Dave wirkte immer ein bisschen verloren in der Welt, so als würde er noch seinen Platz suchen, aber in dem Moment, als ich ihn auf dieser Bühne sah, spürte, wie er die Leute mitriss, kam es mir so vor, als habe er diesen Platz gefunden.

Diese Art, sich zu präsentieren schien ihn irgendwie zu erfüllen und seltsamerweise erfüllte mich das mit Stolz, selbst, wenn ich nicht wusste, wieso.

Nach einer halben Stunde, verabschiedete sich Dave und verschwand von der Bühne.

„Wo geht er hin?", fragte ich Noah über die nun einsetzende Playback-Musik hinweg.

„Sich umziehen wahrscheinlich. Lass uns an die Bar gehen, da treffen wir ihn dann auf jeden Fall"

Das ließ ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen, sondern folgte Noah und Cameron zu der Theke. Wir bekamen keine Sitzplätze mehr, sondern quetschten uns in eine Ecke.

Alle paar Minuten mussten wir ablehnen, wenn uns jemand entweder fragte, ob wir Drogen kaufen oder verkaufen wollten und so langsam fragte ich mich schon, warum sich Dave hier außer der Musik wegen herumtreiben sollte.

Eine neue Band betrat die Bühne und ziemlich zeitgleich hüpfte Dave elegant über den Tresen und grinste und dann von der anderen Seite an. „Was darf's denn sein, meine Hübschen?"

Ich wendete den Blick ab, musste aber lächeln, doch wollte nicht, dass er es sah. Sein Ego war doch eh schon groß genug.

Außerdem hatte er das ja nicht gesagt, weil er mich hübsch fand, sondern weil er einfach ein sehr freudiger Geselle war. Ich traute Dave zu, dass er einen bedeutungslosen Flirt nach dem anderen hatte und ich wollte nicht zu einem solchen werden.

Er hatte doch eh kein Interesse an Jungs. Und ich ja auch nicht.

Naja, um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, ob ich das wirklich einschränken konnte.

Ich interessierte mich halt für den Menschen, das Geschlecht war mir dabei gleich. Vielleicht, weil ich bisher noch nie jemanden kennengelernt und beabsichtigt hatte, ihn ins Bett zu bekommen.

Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt