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Noah:

„Du kannst mich nicht einsperren! Das ist Freiheitsberaubung! Du kranker Mistkerl!"

Mein Dad hatte mich doch ernsthaft in mein Zimmer gesperrt.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte er mir mein Handy weggenommen und somit jede Möglichkeit genommen, Kontakt zur Außenwelt zu haben.

Das Fenster war eine Option, aber obwohl ich das behauptet hatte, war ich nicht lebensmüde. Ich wollte weiterleben. Ich wolle mit Cam leben. Aber so wies aussah würde ich noch für die nächsten 5 Wochen meines Lebens als Gefangener leben müssen.

Ich hoffte für Dad, dass er seine Drohung nicht wahrmachte, mich für unmündig erklären zu lassen, sonst hatte ich ihn mein Leben lang als Vormund am Hals und wurde womöglich noch eingewiesen. Aber das würde er nicht bringen, niemals.

Am späten Abend sperrte Dad die Tür wieder auf und meinte, ich sollte mit ihm runter kommen. Ich weigerte mich.

Er wusste, dass er mich nicht damit bedrohen konnte, nichts zu essen zu bekommen, da ich was das anging ohnehin gestört war, also ließ er es nach einem lauten Streit wieder sein.

Es verging etwa eine Stunde, in der ich in meinem Zimmer auf und ablief und nach einer Lösung suchte, bis die Tür wieder aufging.

„Verpiss dich!", brüllte ich sofort wutgeladen.

„Ganz ruhig, Noah, ich will dir helfen" Kate hob die Hände, so als wolle sie mir zeigen, dass sie in Frieden gekommen war.

Ich schnaubte. „Na klar. Wieso solltest du mir helfen wollen? Fangt ihr jetzt an guter Cop böser Cop mit mir zu spielen?"

Kate seufzte, schloss die Tür hinter sich und schaute mich leidend an. „Es tut mir leid, dass dein Vater so reagiert. Ich finde das auch nicht okay von ihm. Deshalb will ich euch helfen, okay? Natürlich ist es befremdlich, was zwischen Cameron und dir passiert. Aber für mich ergibt das Verbot für Geschwisterliebe nur solange Sinn, wie es Bruder und Schwester einschließt. Es gibt dieses Gesetz ja nur, um genetischen Krankheiten aus dem Weg zu gehen, die nun mal mit einherkommen, wenn nahe Verwandte Kinder bekommen. Bei euch kann das aber nicht passieren. Ich finde auch nicht, dass Cameron dich ausnutzt oder du nur auf ihn fixiert bist. Ich sehe doch schon immer, dass da irgendwas zwischen euch ist. Was genau das ist, bleibt eure Sache. Für mich ist nur wichtig, dass ihr glücklich seid."

Sie holte etwas aus ihrer Hosentasche und hielt es mir hin. Es war ihr Handy. „Hier, du kannst es über Nacht haben. Morgen früh brauche ich es aber wieder. Ruf Cameron an. Er erklärt dir, was passiert ist. Mir glaubst du wahrscheinlich eh nicht"

Bevor ich irgendetwas sagen konnte, ging sie wieder, doch im Gegensatz zu Dad sperrte sie die Tür nicht ab.

Perplex schaute ich auf das helle Holz, spürte dabei das kalte Material ihres Handys in meiner Hand und hörte auf, nachzudenken.

Ich setzte mich auf mein Bett, wählte nervös Camerons Nummer und hielt mir das Handy ans Ohr.

Bitte nimm ab.

„Wie geht's ihm? Was hat er gesagt? Hat er was gegessen? Mum, bitte, ich weiß, er will nicht, aber er muss was essen. Hast du ihm gesagt, dass ich ihn liebe? Was hat er gesagt? Mum? Jetzt antworte doch mal!"

Camerons Stimme zu hören, diese Sorge um mich, mir dieser Liebe bewusst zu sein, trieb mir erneute Tränen in die Augen.

Ich schniefte.

„Mum?", fragte Cam unsicher.

„Ich bin's", schniefte ich.

„Noah?" Cam klang ungläubig, aber auch sehr erfreut. „Hör auf zu weinen, Baby", setzte er sofort hinterher.

„Ich kann nicht. Ich vermisse dich."

„Ich dich auch" Er klang so, als sei er ebenfalls kurz davor, die Fassung zu verlieren, aber ich wusste genau, dass er sich zusammenreißen wollte.

„Sei nicht traurig, Noahbaby. Alecs Dad hilft uns. Wir bekommen das schon hin. Wir müssen nur durchhalten, okay? Aber hör auf zu weinen, sonst muss ich auch weinen"

„Ich weine nicht, weil ich traurig bin", schniefte ich. „Okay, das auch, aber eigentlich heule ich eher, weil ich glücklich bin, deine Stimme zu hören" Ich konnte sogar Lächeln, als ich mir die Tränen wegstrich.

„Oh Baby", hauchte Cam. „Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, daran musst du immer denken, okay? Wenn du das machst, dann wird es dir wie ein Wimpernschlag vorkommen, bis wir uns wiedersehen. Stell dir einfach vor, ich liege neben dir..."

Als er so redete, rutschte ich runter in die liegende Position, schaute in meinem Bett auf den leeren Platz und stellte mir vor, er würde neben mir liegen.

Mit einem aufmunternden Lächeln schaute er mich an, seine warme Hand streichelte meine Wange, sein vertrauter Duft umhüllte mich.

Ich lauschte seiner Stimme, die mir all die Dinge aufzählte, die er mit mir unternehmen wollte, wenn all das vorbei war, schloss die Augen und driftete sofort in Träume meiner gemeinsamen Zukunft mit Cameron ab.


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt