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Cameron:

Meine Nase war echt gebrochen. Der Arzt meinte, es sei Glück, dass sie nicht operiert werden musste und er hatte mit eine Schiene hingemacht, mit der ich einfach nur schrecklich aussah, damit sich der Knochen nicht doch noch verschob.

Er hatte das ganze Blut aus meiner Nase gespült, was zwar verdammt wehgetan hatte, aber so konnte ich jetzt wenigstens wieder richtig atmen und musste nicht mehr so schnarchen.

Als Zusatz hatte ich noch Schmerztabletten bekommen, die es echt in sich hatten. Die waren besser als die meisten Joints.

Noah hatte mir -warum auch immer- das Versprechen abgenommen, die Tabletten immer nur zu nehmen, wenn er da war und er achtete akribisch darauf, dass ich es nicht übertrieb.

Er war echt süß, wie er sich um mich kümmern wollte, obwohl es mir ja gut ging.

Nachdem wir nachhause angekommen waren, hatten wir noch einen Tag die Schulbefreiung gehabt und mussten dann wieder hingehen.

Dad fuhr uns zur Schule, weil mir, wenn ich die Schmerztabletten nahm immer so schwindelig wurde und setzte uns auf dem Hof ab. „Das mit dem Heimkommen, regelt ihr bitte selbst", meinte er dabei.

Wir stimmten zu. Alec konnte uns bestimmt fahren und zur Not tat es auch der Bus.

Noah und ich schlenderten über den Pausenhof zu unseren Freunden. Sie sahen betrübt aus, als sie uns alle nacheiner umarmten und Noah ihr Beileid aussprachen.

Sie waren echt süß, doch wirklich nötig war das nicht. Noah kam gut mit dem Tod seines Stiefvaters klar.

Er war wahrscheinlich schon lange davon ausgegangen, dass es nicht so lange dauern würde, immerhin hatten ihm die Ärzte ja gesagt, dass er nicht mehr aufwachen würde.

Ken war der erste, der was zu meiner Nase sagte. „Und was hast du angestellt?" Er musterte mich besorgt, während er seine Hand auf meine Hüfte legte.

Ich warf Noah einen prüfenden Blick zu, da ich durchdrehen würde, wenn einer das bei ihm machen würde.

Er war traurig, aber nicht so, als würde er etwas dagegen haben, was wiederum mich traurig machte.

Ich seufzte. „War ein bisschen blöd. Noah hat mir unabsichtlich 'ne Tür ins Gesicht geknallt und naja Nasenbeinbruch" Ich zuckte mit den Schulten.

„Fuck!", meinte Ken frustriert.

Ich sah ihn fragend an. „Naja, ich wollte mit dir in einen Wasserpark. Zweites Date und so..."

„Fuck", meinte diesmal ich.

Ich liebte Wasserparks...

„In drei Wochen", versprach ich Ken.

Er nickte lächelnd.

Nachdem der Gong ertönt war, gingen wir alle in unsere Kurse.

Ich hatte die ersten zwei Stunden Kunst mit Sandy und Alec. Wir setzten uns auf unsere Plätze. Ich war froh, dass sie nicht nach den letzten Tagen fragten.

Es war zwar nichts besonders Schlimmes passiert, doch irgendwie wollte ich nicht darüber reden, denn es war ja doch etwas passiert. Zwischen Noah und mir.

Es war zwar nicht total seltsam zwischen uns und ich fühlte mich auch nicht unbehaglich in seiner Näh, aber ich wartete nur so auf den passenden Moment, um den verpatzten Kuss nachzuholen, doch andererseits hatte ich Angst, was danach passieren würde.

Es würde alles so real machen.

Bisher waren wir noch sicher.

Etwas, das man nicht hatte, konnte man nicht verlieren.

Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt