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Cameron


Obwohl Noahs Hände in seinen Jackentaschen steckten, sah ich deutlich, dass er zitterte. Außerdem knirschten seine Zähne und in seinen Augen spiegelte sich Leid.

Er sah mich einfach nur stumm an, eine ganze Weile, bis er den Kopf zur Seite drehte und ich von seinem Kinn abließ.

Ich hatte ja nichtmal bemerkt, dass mein Finder noch dort gelegen hatte...

Er ging einfach wortlos an mir vorbei ins Haus.

Schwermütig sah ich ihm hinterher, seufzte, nahm seinen Rucksack, den er vergessen hatte, und nahm ihn mit ins Haus.

Ich trat gerade ein, als oben eine Tür zuschlug und wusste, dass es Noahs war.

Als hätten sie sich versteckt und waren jetzt in Sicherheit, kamen Alec und Max vorsichtig zu mir in den Flur, während ich meine Schuhe auszog und sie zu den anderen stellte.

„Ist er immer so...?", fragte Max zögerlich.

Ich schüttelte den Kopf. „Er ist eigentlich gar nicht impulsiv... Seine Mutter ist bei einem Autounfall gestorben. Vielleicht hatte er Angst, weil du abgeschnallt warst oder so"

Max zog die Augenbrauen zusammen. Man sah ihm an, wie Leid ihm das alles tat, doch er konnte ja nichts dafür.

„Vielleicht sollte einer von uns mal nach ihm sehen" Als Alec das sagte, sah er mich auffordernd an, genau wie Max.

Ich schüttelte den Kopf. „Er will alleine sein. Er will immer allein sein", meinte ich, während ich in die Küche ging.

Meine Freunde folgten mir.

Ich hielt jedem von ihnen ein Bier hin. Wenigstens war jetzt endlich Freitag und wir konnten ein bisschen was trinken.

Wir verzogen uns aufs Sofa, aber die Stimmung war betrübt. Wir sprachen nicht wirklich. Ich wusste, alle dachten über Noah nach und ich tat es auch. Ich wusste ja nicht mal wieso. Eigentlich interessierte ich mich nicht sehr für andere Menschen, ich hatte mit mir selbst genug zu tun, aber Noah war... Er war anders. Sogar meine Freunde machen sich sorgen um ihn und das, obwohl ich ja sein Bruder war.

Unsere Stille wurde von meiner Türklingel unterbrochen, die hektisch ertönte.

Ich ging schnell an die Tür. Sobald ich sie nur ein Stückchen geöffnet hatte, drückte Sandy sie weiter auf und lief ins Haus.

Ich sah sie verwirrt an, schloss die Tür wieder und ging ihr dann hinterher.

Sie ließ sich gerade auf dem Sofa nieder und drückte Max einen schnellen Kuss auf die Lippen.

„Ihr wisst gar nicht, was Gab gerade gebracht hat", meinte sie empört.

So kannte ich sie. Kaum war sie da, brachte sie Stimmung in die Bude.

Ohne auf unsere Antwort zu warten, sprach sie weiter. „Sie hat einen Anruf bekommen und ganz plötzlich musste sie weg. Tja und das war's jetzt mit dem Mädels-Abend. Wisst ihr, zurzeit regt sie mich echt auf. Ich wollte endlich mal wieder Mädchensachen mit ihr machen und sie lässt mich jetzt schon zum sechsen Mal in Folge hängen" Ihre Augen wurden glasig, aber nicht vor Wut, obwohl sie so klang. „Ich vermisse meine beste Freundin, aber obwohl sie ja da ist, ist sie es auch irgendwie nicht", meinte sie.

Max legte den Arm um seine Freundin und küsste ihre Schläfe. „Ach deine Gesellschaft ist sowieso zu gut für sie", meinte Max.

Er war der einzige, der nicht verbarg, dass er sauer auf Gab war, dafür, dass sie mir Matt ausgespannt hatte.

„Trotzdem", meinte Sandy niedergeschlagen. „Und jetzt zerstöre ich auch noch euren Männerabend. Aber ich wollte nicht allein sein und ich bin so enttäuscht und wollte mit euch reden"

„Hei" Ich nahm ihre Hand, lächelte sie an. „Du musst dich nicht rechtfertigen. Wenn ich ehrlich bin, lief es eh nicht so gut", meinte ich.

Alec lachte auf. „Das ist eine Untertreibung. Ich war kurz davor, mit Smalltalk anzufangen. Aber wisst ihr was?" Er richtete sich auf und klatschte in die Hände. „Wenn die liebe Gab keinen Mädelsabend machen will, dann machen wir das halt, mh?" Er lächelte Sandy an, ihre glasigen Augen verschwanden sofort und sie strahlte förmlich.

„Wirklich?", fragte sie begeistert.

Max schüttelte wild, fast schon panisch den Kopf, während Alec mit „Klar. Wofür sind Freunde denn da?", antwortete.

Sandy fiel ihm glücklich kreischend um den Hals und er hielt sie lachend fest.

„Okay, machen wir den scheiß Mädelsabend", knurrte Max.

Daraufhin ließ Sandy Alec los und warf sich auf ihren Freund, um ihn wild zu küssen.

Ich warf Alec einen bösen Blick zu und er zwinkerte nur grinsend. Ich konnte ihm auch gar nicht lange böse sein. Er wollte immer, dass es allen gut ging, selbst wenn wir uns dafür blamieren mussten.

Ich war nur froh, dass das keiner mitbekam, denn ja, es wurde ein Mädelsabend und war für einer.


Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt