87

5.5K 361 87
                                    

!!!Alec!!!

Vielleicht war ich ein wenig zu sehr von mir überzeugt, wenn ich behauptete, dass ich ein ziemlich aufmerksamer Mensch war und mich somit auch für empathisch hielt.

So bemerkte ich zum Beispiel, dass Noah so wirkte, als fühlte er sich so, als würde ihm bald die Luft zum Atmen fehlen.

Es kam mir so vor, als sei das Benehmen seines Bruders der Grund dafür und irgendwie war das ja auch naheliegend, also entschied ich mich dazu, zu helfen.

„Hei, Dave", meinte ich, legte dabei meine Hand auf seine Schulter, damit er bemerkte, dass er angesprochen wurde.

Er drehte das Gesicht zu mir und schaute mich neugierig an.

„Soll ich dir zeigen, wo du Sterne sehen kannst?"

Für einen Moment sah er mich einfach nur an, ehe er quasi zu strahlen begann und wild nickte. „Ja los los los!" Er sprang auf und zerrte an mir herum.

„Magst du mitgehen? Wir gehen Sterne gucken", verkündete Dave stolz zu Noah.

Er schüttelte erschöpft den Kopf. „Nein, geht ihr nur, ich... Will einen Moment für mich sein"

Mein Blick reichte, um Noah klarzumachen, dass er auf mich zählen konnte.

„Also wo gehen wir hin?", fragte Dave begeistert, als ich ihn voran schob in Richtung Gartentür.

„Du weißt doch, wo die Sterne sind", meinte ich einfühlsam.

Er nickte wild. „Klar. Oben!"

Ich nickte, wir traten raus und ich sah, dass die Sonne bereits am Untergehen war. Die ersten Sterne würden also nicht lange auf sich warten lassen.

„Ja, aber nur wenn du im Freien bist.", erklärte ich Dave. „Wenn die Sonne untergeht, dann sind dort oben die Sterne" Ich zeigte zum Himmel.

Er nickte und schaute ebenfalls nach oben. „Stimmt" Er wirkte ein bisschen verwirrt, als er das so feststellte und lachte dann. „Oh man, bin ich verpeilt"

Kopfschüttelnd über sich selbst, setzte er sich auf den Boden und schaute erwartungsvoll nach oben.

Ich hatte nun die Wahl, ihn alleine hier sitzen zu lassen, reinzugehen und mich um Noah zu kümmern, obwohl er wahrscheinlich ohnehin nicht reden wollte oder hier zu bleiben bei einem Verrückten, der gerade ziemlich high war.

Fragt mich nicht wieso, aber ich setzte mich zu ihm.

„Manchmal wäre ich auch gern ein Stern", meinte Dave nach einer Weile verträumt.

„Wieso das denn?" ich sah ihn verwirrt an, aber er wandte den Blick nicht vom Himmel ab, wirkte in seiner eigenen Welt.

„Naja, ich könnte strahlen und die Menschen würden mich bewundern..."

Er machte eine kurze Pause, in der er sich auf den Rücken sinken ließ, einen Arm unter den Kopf legte und dann weiter philosophierte. Er streckte eine Hand aus, so als versuchte er so, die Sterne zu erreichen.

„...Von dort oben ist hier unten alles so klein, die Probleme und Sorgen sind bedeutungslos. Wir sind die, die uns nach ihrem Licht verzehren, hochsehen und zu träumen beginnen. Ich will nicht mehr der sein, der träumt und sich vorstellt, wie alles besser sein könnte."

Ich schluckte und legte mich ebenfalls hin, sah nach oben.

Der Himmel nahm langsam eine bläuliche Färbung an, einzelne Sternchen waren schon zu sehen.

„Weißt du denn nicht, wie weit die Sterne von uns weg sind?" Nachdem ich das gesagt hatte, wandte Dave den Blick zu mir.

Ich bemerkte das und sah ihn ebenfalls an. „Von hier unten sehen wir die Sterne als gemeinsame Punkte im Himmel, aber in echt sind sie unendlich weit von uns und voneinander entfernt. Sie sind einsam. Was bringt es ihnen zu leuchten und zu strahlen, wenn sie das mit keinem teilen können?"

Das Herz meines Bruders (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt