8 OCHO

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Gelangweilt blättere ich in dem Magazin um. Nachdem ich irgendwann spät aufgewacht bin, habe ich mir einige Tratsch-Magazine gekauft.

Diejenigen, auf der Titelseite Agustín Reyes ist.

Auffällig an seinem Verhalten ist, dass er nicht reist. Die meisten Geschäftsmänner reisen alle zwei Tage zum Ende der Welt oder zumindest in die Nachbarstadt, während sich Agustín Reyes nur in New York bewegt. Wenn es Arbeit weiter weggibt, dann schickt er seine Geschwister.

Vielleicht habe ich Ainara deshalb vor einigen Wochen nicht hier gesehen. Vielleicht musste sie aus Arbeitsgründen wegreisen. Nein, sonst hätte sie das ja gesagt.

Stattdessen muss es sich hier um eine private Sache handeln, die ich herausfinden muss. 

Heute steht auf dem Plan, dass ich Agustín einen Besuch in der Bar abstatte. Ich habe keine Lust, da ich schon gemütlich in meinem Bett liege, sodass ich es sogar zu schade finde, die Tür zu öffnen, als es klingelt.

Es hat geklingelt, du Dumme.

Hey! Seufzend stehe ich auf und bediene die Sprechanlage. Keine Antwort. Stattdessen schaue ich durch den Spion. Tatsächlich erkenne ich Elizabeth, welcher ich natürlich die Tür öffne.

„Elizabeth Cunningham, es ist mir eine Ehre, dass Sie mich besuchen kommen", spreche ich erhoben. Sie ist ein riesen Fan von solchen Sachen.

Früher als ich noch genug Zeit hatte, um jeden Abend mit ihr zu verbringen, haben wir unzählige solcher Filme aus der Regency-Zeit geschaut und zuletzt sogar die Serie Bridgerton.

Sie war ganz schön aus dem Häuschen. Wem willst du etwas einreden? Du hast schlimmer mitgefiebert als sie. Vor allem wegen den heißen Schauspielern.

„Ach Liebes", seufzt sie. Verwirrt schaue ich sie an, als sie es sich auf dem Sofa Ende bequem macht. Sie hört sich weder amüsiert noch glücklich an.

Ihre Hände zittern unkontrolliert, als sie versucht diese zu verstecken. Ihr Gesicht ist heute besonders blass. Beunruhigt schaue ich in ihre Augen, die trüb wirken.

„Elizabeth, was kann ich für dich tun?", frage ich. „Heute ist der Todestag von meinem kleinen Connor", stammelt sie, während sie versucht die Tränen zurückhalten. Ein trauriger Schleier macht sich auf meinem Gesicht breit. Connor ist- ... war ihr Sohn.

Beweg dich zu der Lady und tröste sie!

Seufzend setze ich mich neben ihr und nehme ihre Hände in meine. Sie zittern weiterhin.

„Ich lebe noch immer mit meinen 94 Jahren, während mein armer Junge sich bereits mit 17 von uns verabschieden musste", sagt sie traurig.

Es wäre nicht gelogen zu sagen, dass es mir nicht nahe geht. Es geht mir sehr nahe. Auch wenn ich ihren Sohn nicht kenngelernt habe, weiß ich aus ihren Erzählungen, dass dieser Junge ein Engel war. 

„Ich habe niemanden mehr. Ich habe alle verloren", ihre Stimme bricht zum Schluss hin. Eine einsame Träne verlässt ihre Wange. Oh nein. Bitte nicht. Ein schmerzerfüllter Ausdruck macht sich auf ihrem Gesicht breit.

Diese Frau hat so viel gelitten. Sie ist so stark. Ich beneide sie wirklich. Ich hätte bereits den Lebenssinn verloren, wenn ich meine geliebte zweite Hälfte verlieren würde und meinen einzigen Sohn.

Tatsächlich kann ich sie viel besser verstehen, als sie denkt.

„Du hast doch mich", summe ich lächelnd. Ihre braunen Augen funkeln traurig auf. Die Falten auf ihrem Gesicht werden weicher, als sie nun auch nach meinen Händen greift.

Agustín ~ Believe me Where stories live. Discover now