17 DIECISIETE

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XXX Mehr Zeit XXX

Geh weg. Verschwinde.

Ich kuschele mich enger an die weiche Decke, während ich mich dafür im Bett hin und her wälze. Heute wird eine weitere schlaflose Nacht wie es scheint. Mein Kopf hat schon seitdem ich das Gebäude verlassen habe, geschmerzt. Das liegt vielleicht daran, dass ich mit aller Kraft die Gedanken, die sich in meinen Kopf einschleichen wollen, verdränge.

Ich habe versucht sie zu verdrängen.

Denn als sich meine Augenlider immer schwerer anfühlen und langsam zu schließen beginnen, weiß ich ganz genau, dass mich diese Gedanken einholen werden. Diese Gedanken versuchen mich durch den Schlaf zu erreichen. Müde öffne ich wieder meine Augen und lasse den Blick durch mein Zimmer wandern.

Ich habe das grelle Licht angeschaltet, damit ich nicht so schnell eingeschlafe. In meinen Ohren sind die weißen Kopfhörer, durch welche Ocean von Khalid durchströmt. Statt mich wach zu halten, werde ich nur noch müder. Ich hätte mir wirklich ein aufmunterndes Lied aussuchen müssen.

Ich hasse Agustín dafür, dass er diese Wörter benutzen musste.

Ich hasse ihn dafür, dass er mich angeschrien hat.

Ich hasse ihn dafür, dass er so ist wie er ist.

In meinem Körper macht sich nun auch Wut breit. Hätte er nicht diese Wörter ausgesprochen, dann könnte ich jetzt friedlich schlafen und nicht wach im Bett liegen. Du kannst schlafen. Niemand hält dich auf, außer du selbst. Ich will aber nicht schlafen, weil ich weiß, dass ich von Albträumen verfolgt werde. Ich will nicht wieder alles mit ansehen müssen.

Laut singe ich das Lied mit und versuche mich auf die Lyrics zu konzentrieren, aber irgendwann halte ich in meinen Bewegungen inne. Ich schließe meine Augen und lasse die Musik weiterhin leise abspielen. Langsam aber sicher holt mich dann auch der Schlaf ein.

Ich schlafe ein.

Ich bin vor genau einer Woche acht Jahre alt geworden. Mom und Dad haben eine große Überraschungsparty geschmissen, wo alle meine Freunde da waren. Ich habe mich so gefreut, dass ich täglich daran denke. Mom und Dad waren an dem Tag so glücklich wie lange nicht mehr. Seitdem Tante Amelia vor einigen Monaten hier war, sind sie traurig.

Ich will wissen, warum sie traurig sind. Doch jedes Mal, wenn ich Mom oder Dad frage, was Tante Amelia gemacht hat, dann schauen sie mich lächelnd an. Sie antworten dann immer: „Mach dir keine Sorgen darüber. Tante Amelia will einfach nur mehr Zeit mir dir verbringen. Sie denkt, dass wir mehr Zeit für uns brauchen und sie dich solange haben kann".

Ich hatte es geglaubt. Ich habe gedacht, dass Tante Amelia mehr Zeit mit mir verbringen möchte, weil sie mich sehr mag. Das habe ich gedacht, obwohl sie mich immer streng angeschaut hat. Ich hatte sogar eine Zeit lang Angst vor ihr. Doch seitdem Mom und Dad mir das erzählt haben, habe ich angefangen sie zu mögen. Das war ein Fehler.

Mit jedem Tag, der verging, habe ich ihnen gesagt, dass ich gerne zu Tante Amelia gehen würde. Ich wollte auch mit ihr mehr Zeit verbringen, weil sie mich doch so sehr mag. Was habe ich mir dabei nur gedacht.

Mom färbte ihre Haare nicht mehr pink oder lila, was mich verwirrte. Ich liebte ihre bunten Haare. Ich durfte immer mit ihren Haaren spielen. Ich liebte es, wenn sie ihre Haare Pink färbte. Stattdessen aber waren sie wieder braun wie meine eigenen Haare.

Dad zog keine coolen Klamotten mehr an. Er trug immer bunte Klamotten mit den witzigsten Motiven und Sprüchen, die es gibt. Nachdem eine Dame uns eines Tages besucht hatte, haben beide ihr Aussehen verändert. Er trug dann entweder schwarze oder weiße Shirts und immer eine normale Jeans Hose.

Agustín ~ Believe me Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ