30 TREINTA

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XXX Verabredung XXX

Erschöpft packe ich die Unterlagen in meine Tasche, während Agustín auch seine Sachen zusammenpackt. Wir hatten gerade das letzte Meeting für den heutigen Abend. Der letzte potentielle Kunde für heute hat gerade erst den Raum verlassen. Etwas Gutes hat dieses Hotel wirklich an sich, und zwar die Konferenzräume.

Diese sind dazu perfekt geeignet, um Meetings, kleine Versammlungen oder sonstige Veranstaltungen zu halten. Agustín hat die Räume zu vielen Uhrzeiten gebucht, aber nicht zu allen. Zum Beispiel waren die ersten Meetings heute Morgen in Restaurants.

„Ich will ja nichts sagen, aber", beginne ich, als ich mich zurücklehne, nachdem ich alle Sachen eingepackt habe. Agustín sitzt neben mir, da der Kunde gegenüber von uns saß. Er dreht seinen Kopf zu mir um.

„Ich würde ihm gerne dafür danken, dass er nicht an dem Projekt interessiert ist", summe ich vielsagend. Dieser potenzielle Kunde hat mir alle Nerven geraubt mit seinen frauenfeindlichen Äußerungen. Es hätte mich nichts aufhalten können hier und jetzt gewalttätig zu werden, aber der mahnende Blick von Agustín hat mich doch aufgehalten.

Es passiert nicht oft, dass mir Agustín diese mahnenden Blicke zuwirft.

Wenn willst du hier verarschen? Er wirft dir alle zwei Minuten einen warnenden Blick zu, weil du andauernd Mist machst. Jetzt rede weiter.

Ab dem Moment, in welchem ich dem Kunden nicht mehr zuhören wollte, habe ich den Kunden ignoriert. Statt abwesend zu nicken, habe ich mehrmals meinen Kopf geschüttelt, damit er mein Missfallen bemerkt. Du bist anders. Danach habe ich aus Versehen einige Male meinen Fuß gegen sein Schienbein gestoßen. Gespielt entschuldigend habe ich einfach mit meinen Schultern gezuckt, als der Kunde mich unerhört angeschaut hat.

Das wiederum hat wie jetzt dafür gesorgt, dass Agustín sein Knie gegen mein Knie stößt. Seufzend stoße ich mein Knie wieder gegen seins. So sind während dem Meeting immer wieder kleine Wettkämpfe entstanden, da ich ja eh nichts zu tun hatte.

„Hat es dir nicht gereicht, als du ihn dafür gelobt hast, dass er endlich den Raum verlässt", er hört sich sowohl ernst als auch belustigt an. Das Szenario war aber wirklich zum Lachen.

0-0-0-0-Rückblick ca. 5 Minuten davor-0-0-0-0-0

Seit zwei Minuten herrscht im Raum Stille. Ich habe sowieso nicht geredet, da ich mich ungerne mit inkompetenten Menschen wie dieser Kunde unterhalte. Agustín schweigt auch, da der Kunde gerade sein Urteil gesagt hat. Er ist nicht an dem Projekt interessiert. Alles gut, ende gut. „Ich glaube, dass ich langsam lossollte", gesteht der Kunde.

Euphorisch springe ich fast von dem Stuhl, während ich in meine Hände klatsche. „Das ist eine hervorragende Idee", gebe ich glücklich von mir. Total schockiert von meinem Verhalten schaut mich der Kunde an. Was guckst du so? Noch nie einen Menschen gesehen?

Agustín stößt sein Knie heftig gegen meins, sodass ich meinen Kopf automatisch zu ihm drehe. Ich weiß nicht, ob ihm zum Lachen oder zum Weinen zumute ist, da er emotionslos zu dem Kunden starrt. Nur sein hervorstechender Kiefermuskel zeigt mir, dass er doch nicht erfreut ist.

Schulterzuckend hatte ich dem Kunden noch schadenfroh die Tür gezeigt, aber natürlich nur per Augenkontakt.

An dieser Stelle bauche ich nicht zu erwähnen, dass er wortlos einfach geflohen ist.

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„Sei mal froh, dass ich nicht auf ihn losgegangen bin", murre ich. Ich kann solche Menschen einfach nicht dulden. Was bringt ihn dazu zu denken, dass Männer besser sind als Frauen? Ich hätte seine Wörter wirklich komplett ignorieren sollen, da mir jetzt einige seiner Äußerungen noch immer in dem Kopf herumspuken.

Agustín ~ Believe me Where stories live. Discover now