37 TREINTA Y SIETE

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XXX Silvesterkuss XXX

„Sollte ich mir Sorgen machen?", frage ich Agustín.

Verwirrt blickt er zu mir, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße wendet. Wir sind gerade in NYC angekommen und fahren zum Reyes Gebäude. Viel ist auf dem Flug nicht passiert, da ich einfach nur müde war. Ich lag die ganze Nacht wach, aber konnte meinen Schlaf im Flugzeug immerhin nachholen.

Hätte mich Agustín nicht den ganzen Weg über hinter sich gezogen, dann wäre ich wahrscheinlich noch immer im Flieger oder wäre in irgendeinem Flughafen in Europa am Schlafen. Noch nie im Leben habe ich mir Telepathie so sehr gewünscht. Man könnte sich von einer Sekunde auf die anderen irgendwo hin teleportieren und müsste nicht Flieger buchen, quälend lange Stunden auf einem Sitz verbringen und so vieles mehr würde erspart bleiben.

„Worüber?", fragt er nach.

„Dass du an Silvester wildfremde Menschen küsst"

Hallo Gehirn, ich bin es wieder. Ich wollte nochmal nachfragen, wann du wieder für Elaina arbeitest? Sie ist total außer Kontrolle geraten? Oh, du arbeitest nicht mehr für dumme Menschen? Das ist natürlich schade, aber ich kann es vollkommen nachvollziehen. Wäre ich nicht von Ela gefangen gehalten, wäre ich auch schon über alle Berge. Gekünstelt lacht meine innere Stimme auf, bevor sie sich von meinem Gehirn verabschiedet.

Ich weiß nicht, mit welcher Reaktion ich gerechnet habe. Das ist eine Lüge. Ich habe von ihm erwartet, dass er in seiner Bewegung innehalten würde und mich überrascht anschauen würde. Dann vielleicht sogar leugnen würde, dass er es an Silvester war.

Definitiv habe ich nicht damit gerechnet, dass er loslachen würde. Kein sarkastisches Lachen, sondern ein wirklich frohes, erleichtertes Lachen dringt aus seiner Kehle. Ich bin diejenige, die ihn überrascht anschaut.

„Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass du nie darauf kommen würdest", gibt er zu. „In welchem Märchenfilm sind wir gelandet? Erst nach einem echten Kuss bemerkst du, dass ich es an Silvester war", kopfschüttelnd biegt er nach rechts ab.

„Du weißt es schon länger?", ein süffisantes Lächeln schmückt sein Gesicht. Empört schlage ich auf seinen Oberarm. Dann nochmal. Dann noch einmal, aber fester. Schockiert packt er beide meine Handgelenke mit einer Hand und lässt sie auf seinen Oberschenkel nieder.

„Willst du uns umbringen? Siehst du nicht, dass ich fahre?", als wäre ich ein kleines Kind zeigt er auf das Lenkrad vor seiner Nase. Ich zucke nur mit meinen Schultern. „Selber Schuld", „Es gibt nichts Gefährlicheres auf diesem Planeten als mit dir als Beifahrerin Auto zu fahren, Elaina".

„Dann hast du mich noch nie fahren gesehen. Lass und Plätze tauschen", spielerisch mache ich Anstalten mich loszuschnallen, aber Agustíns Reflexe sind schneller. Er drückt mich wieder schnell auf meinen Sitz. „Wie um Himmels Willen hast du deinen Führerschein gemacht?", fragt er nach, als ich mich wieder brav hinsetze.

„Ich habe halt die Prüfungen bestanden", angeberisch werfe ich ihm einen Blick zu. „Hast du den Fahrlehrer erpresst?", fragt er nach. Ich schnaube. „Vielleicht hatte der Fahrlehrer selber keinen Führerschein und du hast einen illegalen Führerschein?". Ich schnaube wieder, während ich die Arme vor meiner Brust verschränke.

„Du solltest mal meine Fahrkünste sehen. Ich fahre sicher", murmele ich. Unglaubwürdig nickt er. „Ich glaube eher, dass du die Straßen unsicher machen würdest", wieder schnaube ich. An einer Ampel halten wir und warten bis das Grünlicht erscheint.

Solange dreht er sich zu mir um und schaut mich an. „Niedlich", brummt er, als er mir in die Wange kneift. „Niedlich", äffe ich ihn verärgert nach. Ich bekomme nur ein kurzes Lachen als Antwort zurück. Wäre ich an seiner Stelle, würde ich totumfallen. Unser Flug ging um 6 Uhr in Florenz los, sodass er ziemlich früh auf den Beinen war. Dann kommen noch die 17 Stunden Flugzeit und die unendlichen Zwischenstopps ins Spiel, in denen er auch die ganze Zeit wach war. Jetzt fährt er den Wagen, während ich nur geschlafen habe.

Agustín ~ Believe me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt