31 TREINTA Y UNO

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XXX Date-Night XXX

Die kalte Luft streift meine nackten Arme. Ich hätte mir vielleicht doch besser einen Mantel überziehen sollen. Ich blicke auf unsere verschränkten Finger hinunter. Auch wenn seine Hand eindeutig größer ist als meine, so harmonieren sie perfekt. Dann blicke ich wieder auf die Straße.

Es sind viel mehr Menschen unterwegs als es letzte Nacht waren. Die Straßen sind mit Menschen überfüllt, sodass Agustín und ich automatisch näher aneinander stehen. Nicht nah genug. Mein Oberarm streift immer wieder seinen, während wir spazieren.

Was ich mir von diesem Date erhoffe? Ich habe keine Ahnung. Um ehrlich zu sein, habe ich das gar nicht erwartet. Ich hätte eher gedacht, dass ich ihn zu einem Date mitschleppen muss und nicht, dass er mich sogar freiwillig fragt.

„Woran denkst du?", fragt er mich. Dafür muss er sich ein wenig zu mir herunterlehnen, damit ich ihn richtig verstehe. In diesem Moment wird mir mal wieder klar, wie gut ich eigentlich auch ohne Menschen leben könnte. Es würde dann nicht einmal ansatzweise so viel Lärm und Gedrängel herrschen.

„Wo wir gleich essen werden", antworte ich. Knapp nickt er. „Sonst verhungere ich und das willst du bestimmt nicht", ergänze ich, als wir in eine Gasse abbiegen, wo schon viel weniger Menschen sind. Entweder das ist der Weg zu dem Restaurant oder er hat bemerkt, dass ich mich immer näher an ihn gedrückt habe, da meine Platzangst für mich gesprochen hat.

„Natürlich nicht", gibt er ironisch von sich. Mit einer hochgezogenen Augenbraue schaue ich zu ihm hoch. „Was würde ich nur ohne dich tun? Ich hätte dann endlich meine Ruhe. Schrecklich", fügt er hinzu. Ich glaube, dass ich gerade nicht richtig höre.

Doch, du hörst richtig.

„Nicht nur schrecklich. Ein Leben ohne mich wäre unvorstellbar", kommentiere ich verdattert. „Das Leben hätte dann endlich wieder einen Sinn", brummt er, aber unterbricht sich selber. „Ich meine, dass es keinen Sinn mehr hätte", nickt er übertrieben. „Du bist schrecklich im Lügen", gestehe ich.

„Im Gegensatz dazu bist du ziemlich gut im Lügen".

Wenn er nur wüsste. Man lernt ziemlich viele Sachen, wenn man bei der FBI tätig ist. Richtig Lügen können, ist nur eins der wenigen Sachen. Nichtdestotrotz zucke ich einfach mit meinen Schultern. „Zumindest besser als du. Wie in allen anderen Sachen", stillschweigend blicke ich wieder zu ihm hoch.

Je weiter wir gehen, desto weniger Menschen sind zu sehen. Wo bringt er uns nur hin? Stell mal vor, er hat herausgefunden, wer du wirklich bist. Du hast dich einfach Kopf über Fuß auf dieses Date eingelassen. Jetzt führt er dich in irgendeine Gasse, wo keine Menschenseele ist. Dann wird er dich einfach in einer Ecke umbringen. Danach wird er mit mir sein Leben weiterleben, wir bekommen zwei Kinder und leben in einer teuren Villa.

Hol mal Luft. Ich weiß nicht, was in deinem kleinen Verstand losgeht, aber ich bin mir allzu sicher, dass ich nach dieser Mission zu einem Neurologen gehen muss.

Außerdem ist dieses Szenario unmöglich. Zum einen kann er nicht wissen, wer ich bin und zum anderen, kann er mich nicht umbringen, da ich mich in sein Herz reingeschlichen habe und nicht du.

„Ich kann mich daran erinnern, dass du unbedingt Frösche essen wolltest", sagt er plötzlich. Meine Augen weiten sich sofort, während ich den Kopf heftig schüttele. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. „Ich werde keine Frösche essen. Nur über meine Leiche, Gusti", lehne ich ab und bleibe mitten auf der Straße stehen.

„Wie wäre es mit Muscheln? Seegras? Tintenfisch-", an dieser Stelle unterbreche ich ihn, indem ich meine Hand gegen seinen Mund drücke. „Kein anderes Wort, Agustín", sage ich. Angriffslustig funkeln mich seine Augen an. „Sonst werde ich dich hier und jetzt umbringen. Davor aber noch foltern und quälen. Ich werde dich dazu zwingen, Müll zu essen", drohe ich spielerisch.

Agustín ~ Believe me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt