15 QUINCE

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XXX Verzaubert XXX

Aufgeregt streiche ich mir einige Male über den engen hellblauen Anzug. In meiner rechten Hand halte ich einen großen roten Kasten, welcher mit irgendwelchen Gegenständen befüllt ist, die Elektriker anscheinend benutzen. Meine Haare sind zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden, der durch die Kappe schmerzhaft gegen meinen Kopf drückt.

Einige Male atme ich noch tief ein und aus, bevor ich dann die Türklinge unter den Namen Smirnow betätige. Einige Sekunden hört man nichts, dann ertönen aber schwere Schritte, die sich der Tür nähern. Der reiche 33-jährige russische Mann öffnet mir die Tür.

Ich schaue hoch und blicke in die eisblauen Augen. Ein unwohler Schauer durchfährt meinen Körper, bevor ich mich dann wieder sammele. Er trägt eine Shorts und ein schlichtes Shirt, was ihn wieder normal wirken lässt. Er hat eine Glatze. Auf seiner rechten Gesichtshälfte durchstreckt sich eine große, tiefe Narbe. Als er seinen Mund öffnet, um zu reden, sieht man einen goldenen Zahn. Jedoch komme ich ihm zuvor.

„Hallo, ich bin Elektrikerin der Firma >Elexitry<. Ich wurde von der Gebäudeverwaltung beauftragt, kurz naschzuschauen, ob alles in Ordnung mit dem Strom ist, da einige Störungen aufgetaucht sind", erkläre ich dem Mann vor mir. Dieses aber lässt seinen Blick über meinen ganzen Körper einige Male wandern, bevor er mir wieder in die Augen schaut.

„Elektrikerin, also", sagt er. Den russischen Akzent hört man deutlich heraus. Ich will an dieser Stelle erwähnen, dass dieser Mann ein Kriminelle ist, der erst vor drei Jahren aus dem Knast rausgekommen ist. Er wurde damals vor zehn Jahren wegen Drogengeschäfte verhaftet. Ich nicke auf seine Frage nur.

Schlag ihm dieses dreckige Grinsen aus dem Gesicht!

Gespielt lächelnd sage ich dann: „Kann ich hereinkommen?". Iwan geht sofort einen Schritt zur Seite und grinst. „Natürlich kommen Sie", sagt er erfreut. Idiot, so schnell kommt man also in ein Apartment. „Sie müssten mir dann zeigen, wo der Stromkasten ist", sage ich. Er aber streckt mir seine Hand entgegen.

„Ich bin Iwan Smirnow", sagt er. Ich weiß. Grinsend schüttele ich seine Hand. „Mia McDonell", stelle ich mich mit meiner gefälschten Identität vor und zeige auf meine ID Karte. Er schaut kurz dahin und nickt. „Folg mir", hebt er seine Hand hoch und geht schon los. Schweigend folge ich ihm.

In einer Ecke der Wohnung ist dann auch tatsächlich der Stromkasten. Sofort gehe ich auf diesen zu und öffne ihn auch. Total orientierungslos blicke ich auf die farbigen Kabel und Knöpfe. In wirklich aber reibe ich mir über die Stirn und greife zielgerichtet nach einem Kabel.

„Bist nur du hier?", fragt er. Kurz halte ich inne, während ich dann wieder auf das schwarze Kabel in meiner Hand blicke. „Ein Kollege kümmert sich um die Wohnung unter uns", erkläre ich ihm. Er nickt nur. In den Akten stand nur, dass ich das rote Kabel nicht trennen darf. Das wird kaum so schwer sein.

„Hatten Sie irgendwelche Probleme mit dem Strom in den letzten Tagen?", frage ich professionell nach. Natürlich hatte er keine. Er lebt in einer der teuersten Apartments New Yorks. Sobald hier das kleinste Problemchen auftaucht, wird es sofort gelöst. In einer gewissen Art lohnt sich also das ungeheure Geld, welches er für dieses Apartment bezahlt.

„Nein, keine Probleme", er schüttelt den Kopf bekräftigend. Ich nicke dann nur. „Einer ihrer Nachbarn hat sich nämlich beschwert. Wir wollen nicht, dass irgendwelche Probleme auch bei den Anderen auftreten", sage ich dann in meiner Rolle. „Welcher Nachbar?", fragt er dann neugierig.

„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen", betone ich dann. Erlegen seufzt er dann nur. „Wissen Sie zufälligerweise mehr über den Nachbar oberhalb von Ihnen. Ich sollte erst einmal dorthin, aber keiner hat mir die Tür geöffnet", sage ich. Ich schließe wieder den Stromkasten und lehne mich dann gegen diesen.

Agustín ~ Believe me Where stories live. Discover now