13 - Der untote Drache

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Die Erde bebte als der große Troll über die Straße zu dem Team marschierte. Sie alle schauten sich um, auch das Wesen, was da vor ihnen stand. Niemand wusste, von wo er herkam, nicht einmal Kyu und Steven.
Seitdem sie den Troll - Drahk sein Name - im Park von dem Tentakelmonster befreit hatten, war er ein friedliches Wesen, welches allen helfen wollte. Zumindest sagte er es zu ihnen kurz nachdem er sie aus der heiklen Situation mit den Polizisten gerettet hatte. Daher beschloss er sogar, den drei Jungs zu Helfen, um wenigstens seine Taten wiedergutzumachen.

Mit schweren Schritten stampfte sich das Wesen einen Weg durch den dichten Nebel, kam immer näher - bis er hinter der Kreatur anhielt und ihm wütend in den Nacken schnaubte. Langsam drehte sie sich um und sah zu Drahk herauf.
Kniehohe Stiefel zierten die Füße und Beine des Wesens, kombiniert mit einer beigefarbenen Hose, in die ein Tuch hineingesteckt war, das hinten heraushing. Sein Oberkörper war frei, seine Rippen klar erkennbar und doch war er durchaus muskulös gebaut. Um seinen Hals war ein weiteres rotes Tuch gebunden, welches als Umhang diente. Und dann kam sein Skelettschädel, in dessen Augenhöhlen blaue Flammen loderten. Er wurde von einem Metallhelm geschützt, von dem eine rote Feder herunterhing.
"Irgendwie weiß ich nicht, ob wir das packen...", fragte Kyu mit einem leichten Grinsen seinen Bruder und schaute zu ihm.
"Wir haben schon gegen schlimmeres gekämpft", Steven zuckte mit den Schultern und hielt sein Schwert bereit. "Auf los geht's los. Los!"

"Warte, wie sollen wir überhaupt vorge-", bevor Kyu seinen Satz beenden konnte, war Steven bereits unterwegs, das rotschimmernde Schwert aus Flammen dabei in seiner Hand. Der Junge machte einen Schritt nach dem anderen durch den dichten Nebel, und als er nah genug war, wagte er einen horizontalen Schlag durch den Torso des Geistergladiators. Doch die Klinge glitt durch seinen Körper hindurch wie ein einfacher Luftschlag. Wie konnte er ihm damit denn nicht schaden?! Normalerweise müsste das Viech jetzt in zweigeteilt sein... 
Schluckend und mit weit aufgerissenen Augen lief Steven ein wenig zurück, während ihm die blauen Flammen in seinen Augen direkt in die Seele starrten. 
Also ist es echt ein Geist...

Kyu kam ein wenig näher dazu und konnte beobachten, wie Drahk versuchen wollte, den Geistergladiatoren mit seiner gigantischen Hand in Grund und Boden zu prügeln. Allerdings war dies genauso Erfolglos wie bereits Stevens Angriff. Da brauchte Kyu es ja erst gar nicht zu versuchen!
Natürlich, sie hatten alle verdammt wenig Erfahrung, vielleicht sogar ZU wenig. Und ihnen war auch bewusst, dass sie da noch einen weiten Weg vor sich hatten...
Mit einem markerschütternden Ruf flüchtete das Wesen hinter die drei und blieb einige Meter entfernt wieder vor ihnen stehen. Das lodernde, eisblaue Licht vertrieb den Nebel in der Umgebung leicht und wurde von den Scheiben der Läden reflektiert.
"Ich konnte nichts tun", grunzte Drahk beklemmt und seufzte.
"Schon gut", behutsam legte Kyu seine Hand auf seinen schuppigen Arm und versuchte ihm deutlich zu machen, dass alles in Ordnung war. Es war irgendwie ein seltsames Gefühl als Mensch einen überstarken Troll zu trösten...

Ein Funken Feuer aus seinen Augenhöhlen sprang auf seine schmächtige Hand über, wo es sich von Sekunde zu Sekunde vergrößerte.
Alle machten ein wenig Platz, denn niemand wusste, was es mit dem Feuer auf sich hatte, dessen Flammen plötzlich wild umhertanzten.
Plötzlich schoss etwas aus dem Feuer heraus. Ein merkwürdiges, tiefes Brüllen, gefolgt vom Skelettkopf eines Drachen.
Auf dem Kopf hatte das Wesen zwei gewellte Hörner, von dem das rechte zur Hälfte abgebrochen war, und der Kiefer hing nur dürftig am Rest des Schädels.
Auch der Rest des Drachenkörpers kam aus der Flamme heraus, mit dem Schweif blieb es jedoch verbunden.
Während der Körper des Menschen nur noch leblos da stand und das Feuer in seinen Augen erloschen war, strahlte es geradezu durch die Augen des Geisterdrachen. Sein restlicher Körper war durchsichtig mit einem schimmernden bläulichen Ton. Doch man erkannte die Schuppen, die er hatte sowie die scharfgewetzten Krallen eines Adlers an den kurzen Beinen. Und die vier Flügel, die sich an seinem Körper befanden, zwei vorne und zwei hinten.

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