37 - Oh Mack

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Nur wenige Minuten später, als Kyu und Bomby durch das von Gideon erzeugte Wurmloch hindurch traten und wieder in ihrem – in Kyus Zimmer – angekommen waren, Griff der Teenager sofort nach einem Rucksack, in welchem er Bomby mühelos verstecken und auch auf seiner Schultern tragen konnte. Normalerweise waren die beiden bereits miteinander verschmolzen, wenn sie das Haus verließen. Allerdings waren die Eltern dann entweder im Bett oder nicht zuhause.
Jedoch war es nun Sonntag, und die beiden frühstückten miteinander. Genauso wie mit dem Rest der Familie.
Vermutlich würden sie versuchen ihn dort zu behalten und auch nach Steven fragen. Allerdings hatten sie gerade ganz andere Probleme als ihre Familie. Ohne Jessica war das gemeinsame Frühstück doch nichts anderes als eine klare Nacht ohne die Sterne am Himmelszelt. Noch immer wunderschön. Doch es würde einfach etwas fehlen, was sonst immer da war.

"Ich bin mir sicher, dass das alles nur ein Irrtum ist, Kyu..!", versuchte Bomby seinen Freund etwas zu beruhigen, jedoch war das fast unmöglich. Der Junge war von seinen Gefühlen übermannt worden.
Halbherzig schmiss er der Cartoonbombe den Rucksack zu und griff dann zu seinen Schuhen. "Krabbel da rein."
"Also ein bisschen mehr Respekt kannst du mir gegenüber gerne zeigen!", beschwerte Bomby sich aufgebracht. Also das musste er sich ja wohl nicht gefallen lassen. Natürlich war Kyu traurig und verzweifelt, und das auch berechtigt. Aber das gab ihm nicht das Recht anderen gegenüber abweisend und kalt zu sein.
"Tut mir leid", erfüllt von Zweifel sank Kyu auf sein Bett herab, ließ sich auf den Rücken fallen und starrte für einen Moment einfach nur auf die Decke. All der Stress fühlte sich gerade an wie ein Zementblock mitten auf seiner Brust, raubte ihm jeglichen Atem. Wieso musste Mack nur so etwas geschehen? Das war das Letzte, was er verdient hätte. Dabei hatte er es doch sowieso schon schwer genug, es zurück in seinen normalen Alltag zu schaffen.
Seitdem sein Vater durch den Krebs verstarb, hatte sich für ihn schlagartig alles verändert - eine neue Adoptivmutter, eine neue Wohnung, der ganze Schulstress dazwischen, seine Therapie, es war einfach alles zu viel für ihn. Und jetzt verlor er in all dem Stress sein Leben...

Schweigend kletterte Bomby das Bett seines besten Freundes hoch und krabbelte über die Matratze, bis er bei seiner Brust angekommen war. Um ihm Beistand zu leisten schmiegte er sich dich an seine Seite heran, sodass er gegen seine Rippen kam.
"Autsch", stieß Kyu leise aus und fuhr unter seiner Haut zusammen. Die Schmerzen waren noch immer schlimm genug, um die Zähne zusammen zu beißen. Aber es war nicht mehr so schlimm wie gestern Abend, wo er nicht einmal selbstständig aufstehen konnte.
Bomby entschuldigte sich und wollte sich etwas von ihm entfernen. Ehe er das tun konnte, schlängelte Kyu bereits seinen Arm um ihn und hielt ihn einfach fest.
"Tut dir das nicht weh?", fragte der Kleine ihn.
"Ja", seufzte Kyu. "Aber die Umarmung brauche ich gerade einfach..."
Das angenehme Gefühl, welches Bomby ihm bei der Umarmung gab, gab ihm sonst niemand bei einer Umarmung. Vielleicht lag es an ihrer Verbindung, doch wenn Bomby in der Nähe war, fühlte Kyu sich vollständig. Als hätte immer ein Teil von ihm gefehlt, welches plötzlich da war.
Mit einer glücklichen Mimik genoss die kleine Bombe den Moment mit ihm. Die Freundschaft zwischen ihnen konnte niemand so leicht beenden, so viel stand fest.

Danke, dass du mich gefunden hast, Kyu.

*Ein paar Tage später...*

"Ich kapiere es irgendwie nicht so ganz", meinte Bomby und beobachtete durch einen schmalen Spalt von Kyus Rucksack die Umgebung, die an ihnen vorbeizog: Ein kleines heruntergekommenes Viertel, in welchem man sich Nachts lieber nicht mehr blicken ließ.
Neben den überfüllten Mülltonnen waren zerbrochene Bierpullen zu finden, Spritzen und vergammelnde Fastfood-Verpackungen. Viele Touristen waren immer der Meinung, dass Metraville eine schöne Stadt sei. Doch das lag nur daran, dass sie sich eher in den Zentren befanden oder in den Distrikten, welche wirklich atemberaubend waren. Nie verlor man aber auch nur ein Wort über die Gegenden, welche wirklich schlimm waren. "Warum werfen Leute ständig ihren Müll auf den Boden, wenn ihr doch extra Mülltonnen dafür habt?"
"Das wüsste ich auch gerne...", um seine Nervosität abzulassen atmete er tief ein und stieß die Luft durch einen Mund wieder aus, während er sich einen Kopfhörer ins Ohr steckte, um mit Bomby sprechen zu können, ohne seltsame Blicke zu kassieren. Das würde er sowieso, wenn sein Rucksack plötzlich sprechen würde. Und die Blicke wären noch seltsamer, würde man eine sprechende Bombe darin finden. "Das findet man leider überall. Menschen schmeißen ihren Müll auf den Boden, weil sie scheinbar zu Faul sind, ihn wegzuräumen. Selbst in den Ozeanen findest du Müll, was dann die Fische und andere Tiere fressen und dann daran sterben."

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