8 - Seltsame Dinge

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Früh am nächsten Morgen wachte Steven auf, da plötzlich sein Handywecker klingelte.
"Alter, halt die Fresse", nuschelte der Junge in das Kopfkissen und griff mit seiner Hand nach dem Smartphone.
Wieso hatte er sich einen Wecker gestellt?! Es war Sonntag! Da wollte er nicht in die Schule gehen, zudem er sich in der Nacht eh schon wieder viel zu lange darin aufgehalten hatte. Wütend schaltete er ihn ab und warf dann einen Blick auf die Anzeige, welche seine verschlafenen Augen blendete. 6:01 Uhr Sonntags, und er war schon wach. Damit war sein Tag definitiv gelaufen...
Stevens Augen waren kochendheiß vor Müdigkeit. Erschöpft legte er sein Handy wieder beiseite und schloss seine Augen, in der Hoffnung wieder einschlafen zu können. 

Die nächsten zwei Stunden wälzte sich der Junge verzweifelnd im Bett herum. Mal versuchte er auf der einen Seite einzuschlafen, mal auf der anderen, doch irgendwie kam er einfach in keine gute Position.
Durch seine Gardinen schienen die ersten Sonnenstrahlen auf seinen Boden und ließen seinen grauen Teppich so wirken als hätte er flecken. Und sein Zimmer war einfach zu hell. So wird das nichts mit schlafen...
Was sollte das denn bitte für ein Wochenende werden? Zuerst wurde er von der Explosion unterbrochen, dann brach er in die Schule ein und jetzt riss ihn auch noch sein Wecker an einem Sonntag aus seinem Schlaf. Das schlimmste Wochenende aller Zeiten! 
"Verdammt, dann halt nicht!", wütend riss Steven die Decke von sich herunter, stand auf und platzte dann in seinem Pyjama bei seinem Bruder ins Zimmer hinein - Was heißt Pyjama? Steven schlief in seiner Alltagskleidung. Er machte sich da nicht wirklich etwas draus. 

"Kyu! Bist du wach?", fragte er seinen Bruder, der noch immer im Bett lag und ließ ihn vor schreck aufzucken. Rein aus Reflex schubste Kyu die kleine Bombe von seinem Bett herunter, wodurch nur ein leises "Aua!" zu hören war.
Erschrocken sah er zu seinem kleinen Bruder, der die Tür hinter sich schloss. 
"Dank dir schon!", schnauzte er und schob die Decke mit seinen Füßen von seinem Oberkörper. "Verdammt, was soll das?!"
"Ich kann nicht mehr schlafen", antwortete Steven stumpf und setzte sich auf die Bettkante, um seinem Bruder Gesellschaft zu leisten. "Irgendwie mach ich mir Sorgen wegen Du-Weißt-Schon..."
"Mhm, ich auch", Kyu fiel wieder das Buch ein, und sofort machte sich ein Stein auf seinem Herzen breit. Er öffnete schnell die Schublade und zog das Buch heraus, wobei er schnell einige Seiten durchblätterte, um sicherzugehen, dass es nicht einfach ein Traum war... "Schau hier... Das Buch war voll mit Zeichnungen und dem ganzen Schnick-Schnack, jetzt ist es komplett leer! Wie kann das sein?!"
"Ist es überhaupt das Richtige?", fragte Bomby, während er einmal um das Bett herum lief und dann versuchte, zu ihnen hochzuklettern. 
"Es muss das richtige sein", entgegnete Steven und nahm das Buch selbst in die Hand, um es sich genauer anzuschauen. Tatsächlich, es war komplett leer gewesen. Das konnte doch nicht sein, er sah Kyu doch ständig, wie er an diesem Buch beschäftigt war. "Okay, ich habe eine Theorie... Glaubt sie oder lasst es sein!"

"Hau raus", aufmerksam half Kyu der kleinen Bombe hoch und lauschte dann seinem Bruder, der anfing mit seinen Händen herumzufuchteln, während er sprach. 
"Also, du hast Bomby doch in diesem Buch einmal gemalt, richtig?", begann Steven. "Was, wenn er aus dem Buch entsprungen ist? Was, wenn alle Zeichnungen aus deinem Buch entsprungen sind und jetzt frei in dieser Welt herumlaufen?"
"Steven, wie soll das bitte möglich sein?", Kyu tippte sich gegen die Stirn. Die Aussage seines Bruders machte einfach keinen Sinn.
"Keine Ahnung. Aber Bomby ist auch real, genauso wie der Werwolf gestern Abend. Hattest du keinen Werwolf gezeichnet? Überleg mal ganz genau!"
"Nein, ich habe keinen Werwolf gemalt, ich könnte mich sonst daran erinnern...", dennoch überlegte Kyu noch einmal ganz genau nach. In das Buch floss so viel Herzblut und Tinte, so viel Graphit der Bleistifte. Als könnte er sich nicht an seine eigenen Werke erinnern. Sie alle trugen einen Teil seiner Erinnerungen und Gefühle mit sich. "Aber... Vielleicht stimmt es. Vielleicht sind noch mehr von diesen Wesen da draußen unterwegs..."

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