21 - Kunst gegen Künstler

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"Wo bleibt Kyu?", fragte Mack und sah sich in der Umgebung des Schulgebäudes um. So ziemlich alle in der Klasse waren anwesend, sogar Amika war wieder da. Nur Kyu blieb verschollen...
"Wahrscheinlich auf Klo oder so?", versuchte Amika ihre Wut zu überspielen und wippte mit ihrem Fuß hin und her. Mittlerweile hatten die ersten Polizeisirenen auch schon die Schule erreicht und Lehrer öffneten die große Einfahrt dafür. Oh, das wird ein Spaß, wenn Kyu von ihrem Vater so richtig eine auf den Deckel kriegen würde. Das konnte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen...
"Ich hoffe, dass es ihm wenigstens gut geht...", flüsterte Mack noch immer besorgt. Irgendwas war seltsam an ihm... Nicht nur heute. Er hatte ihn bis vor kurzem nicht ein einziges Mal so übermüdet gesehen. Er wirkte in den Pausen ebenfalls sehr viel abwesender. Lag es vielleicht an seinem Bruder?
"Ich auch...", egal wie wütend sie war, egal wie sehr ihre Wut an ihm auslassen wollen würde, er konnte sich noch immer verletzen.
"Keine Sorge, er kommt schon zurück...", um ihr zu zeigen, dass er da war, legte Mack seine Hand auf ihre Schulter und schenkte dem Mädchen ein sanftes Lächeln. Und verlor sich dabei in ihren Augen... Sie ist so hübsch...
Ihm wurde heiß, sein Gesicht lief knallrot an. Er konnte sich einfach nicht mehr von ihr entfernen.
Fassungslos sah sie ihn über die Schulter an. Sie wusste nicht ganz, was ihr gerade unangenehmer war: Die Sache mit Kyu oder eher Macks Anhänglichkeit. 
"Mack, jetzt lass es doch mal!", angeekelt riss Amika erneut seine Hand von sich. Das war ja mittlerweile Belästigung!

"Oh...", die Schmetterlinge, welche bis eben in Macks Magen herumflogen, fühlten sich plötzlich so leblos an. Als wären sie alle gleichzeitig gestorben und hätten sich mit vierfachem Gewicht in seiner Magengrube abgelegt. Es war als würde er aus heiterem Himmel fallen... "Tut- tut mir leid..."
Verdammt, wie blind war er all die Zeit? Langsam begann er zu realisieren, dass Amika kein Interesse an ihm hatte... All die Jahre hatte er falsche Hoffnungen. Und jeder hatte sie verstärkt. Vermutlich wollte man ihn nicht verletzen. Aber es war so offensichtlich! 

***

Klirr!
Markerschütterndes zerbrechen von Glas ertönte von einem der Klassenzimmer aus dem Erdgeschoss als Steven hindurchgeschleudert wie eine lebensgroße Puppe.
Und bis auf ein paar Schreie herrschte Stille auf dem Schulhof. Alle die sich privat unterhielten, verstummten und bildeten einen großen Halbkreis. Keiner von ihnen kam auf die Idee ihm zu helfen. Weder die Lehrer, die unter Schock standen, noch die Schüler oder aber die Polizisten, die ebenfalls schockiert waren. Die waren ja 'ne tolle Hilfe.
Mit Schmerzen im gesamten Körper versuchte Steven sich wieder auf die Beine zu Hieven. Er setzte die Arme auf dem Boden ab und drückte sich nach oben - und knickte zur Seite. Scheiße! Ein unbeschreiblicher, stechender Schmerz durchfuhr seinen Arm. Ihn zu bewegen war einfach nicht möglich. Oh nein, bitte nicht jetzt...

Steven? Wer sollte es auch sonst gewesen sein? Wenn Kyu einer von ihnen war, war es ja nur klar, dass Steven der andere der maskierten Rächer war... Moment, Steven macht den Helden und nicht den Schurken?
"Bro, alles in Ordnung?", alarmiert kam Kyu durch das Fenster geklettert und rannte zu seinem Bruder. Was war das für ein Nebel? Und wieso war er in der Lage, Steven mit solch einer Wucht durch ein Fenster zu befördern?
"Durch so 'nen Sturz kann man mich nicht außer Gefecht setzen!", behauptete er röchelnd und drückte sich mit dem heilen Arm auf die Knie. Er versuchte seinen linken Arm in die Richtung zu heben, in welche der Rubin geflogen war, den er natürlich bei der Aktion verloren hatte. Doch da war wieder dieser Schmerz und ließ ihn zusammenzucken. "Ugh, verdammt!"

Es war als würde der schwarze Nebel den beiden durch das Fenster folgen. Direkt vor ihren Augen sammelte sich dieser an einem bestimmten Punkt und verdichtete. In ihm formte sich ein menschlicher Körper, ein etwa zwei Meter großer. Die Hände wurden blasser. Besser gesagt kreidebleich, so wie sein Gesicht. Weiße Pupillen in gefühlsleeren, pechschwarzen Augen starrten direkt zu ihnen.
Lagrimas Gesicht war generell emotionslos als er auf die Teenager herabschaute als seien sie nichts weiter als jämmerliche Würmer (Was sie in seinen Augen auch waren).
Sein Blick fixierte hauptsächlich Steven.
"Ihr seid also die selbsternannten Helden?", begann der Mann und blieb weiterhin eiskalt. "Ein erbärmlicher Haufen Kinder..."
"Und... wer bist du?", fragte Steven schnaubend und stützte sich seinen schmerzenden Arm. Lagrimas Mundwinkel hoben sich so geringfügig, dass man es leicht übersehen konnte.
"Du weißt, wer ich bin", antwortete er und sah in die Richtung der Streifenwagen, wo es leise klickte. Sechs Polizisten hatten ihre Waffen auf den Vampir gerichtet, darunter auch Mr. Bennett. Was macht ausgerechnet er hier?!
Entsetzt rollte Kyus Blicke zu seiner Tochter. Wie eine Rachsüchtige grinste sie ihn an und winkte. Als wolle sie signalisieren, dass er es ihr zu verdanken hatte.
Das hast du nicht ernsthaft getan...

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