2 - Explosion

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Als Stevens Zimmer von einem pulsierenden Licht überflutet wurde, welches durch die Vorhänge drang, sprang er erschrocken aus seinem Bett und sah genervt auf den Wecker. Es war gerade einmal viertel nach zwei, es konnte also kein Tageslicht sein! Warum war es denn dann so hell?
Vollkommen verschlafen schlurfte der Junge zu den Fenstern und zog die Vorhänge zur Seite. Seine Sicht reichte gerade einmal bis zu dem Haus des Nachbars. Alles dahinter wurde durch eine Art Schleier verdeckt. Bis auf eine grelle Explosion und ein gelblicher Himmel, dessen Farbe schnell schwand... Schwarzer Rauch stieg empor, Feuerschwaden entfachten sich in der gesamten Umgebung.
Es war wie ein Fegefeuer, welches durch die Straßen zog.
"Was zur Hölle?", er konnte förmlich dabei zuschauen, wie der schwarze Rauch die ganze Umgebung übernahm und sich vermehrte.
Oben im Himmel, mitten der Rußwolke, leuchtete plötzlich etwas auf. Insgesamt vier Lichter. Blau, rot, gelb und weiß. Und wie bei einer weiteren Explosion zerspalteten sie sich dann. Alle vier Lichter flogen über die gesamte Stadt wie Kometen, die auf die Erde zusteuern.
Zwei verließen die Stadtgrenze, ein weiteres flog zurück zur Quelle der Explosion herunter.
Und das rote und damit letzte Licht nahm Kurs auf Steven...

Als er realisierte, dass es auf ihn zuflog, machte er zwei Schritte zurück. Umso näher es kam, desto greller schien das Licht.
Und dann klirrte es.
Sein Fenster zersprang in tausende Scherben, die sich auf dem Boden verteilten.
"Ah!", schützend hielt Steven sich den Arm vor sein Gesicht. Hätte das doch nur etwas gebracht... Kurz nachdem er hörte, wie sein Fenster zerbarst, schoss etwas hartes gegen seinen Brustkorb und ließ ihn durch die brutale Wucht nach hinten stolpern.

"Steven!", Kyu kam schwankend durch die Tür gestürmt. sein Kopf dröhnte noch immer.
 Sein Blick fiel auf den Boden, wo sein Bruder lag. Nicht bewusstlos, doch er war umzingelt von Glasscherben. Schnell kniete er sich neben ihn. "Kacke Mann, Alles okay?"
"Was war denn das?!", fragte Steven ungläubig und richtete sich langsam vom Laminatboden auf. Eigentlich wollte Kyu ihm ein paar kleinere Scherben von der Schulter entfernen, doch Steven schlug seine Hand sofort weg. 
Erst ein paar Sekunden später realisierten sie das, was durch durch Stevens Fenster geflogen kam. Sie hatten ja mit wirklich allem gerechnet, doch nicht damit: Vor ihnen lag ein rotpulsierender Rubin, geformt wie eine lodernde Flamme.
"Ein... Edelstein?", neugierig nahm Kyu ihn in die Hand, ging zum Fenster und hielt den Stein ins das unnatürliche Licht im Himmel. Seine gläserne rote Oberfläche strahlte eine angenehme Wärme aus. Und das pulsierende rote Licht hauchte dem Rubin ja fast schon ein Eigenleben ein...
Genauso von Neugier gepackt, stand Steven auf und machte größere Schritte über die Scherben hinweg und stellte sich neben seinen großen Bruder.

"Her damit!", befahl er Kyu und riss ihm den Rubin aus der Hand. "Es ist gegen mich geflogen, also gehört es mir!"
Genervt verdrehte er die Augen. Und wenn es nun Steven gehören würde, war ihm doch egal! Auch wenn der Rubin etwas eigenartiges an sich hatte...
Nun konnte Steven ihn mit eigenen Augen betrachten. Anders als Kyu spürte er ein angenehmes Kribbeln in seiner Hand. Es war nicht einfach ein Kribbeln. Eher wie eine Verbindung zwischen ihnen...
Sorgfältig verstaute er ihn auf seinem Nachttisch, während Kyu fasziniert aus dem Fenster starrte. Das gelbliche Licht wurde mittlerweile von einem beleuchteten dunkelblauton abgelöst war. Reihenweise Lichter der Häuser sprangen an. Gut dass sie nicht die einzigen waren, die darauf aufmerksam geworden sind... Der Blaulicht von Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei war auch bereits in dem dichten Schleier erkennbar. Auch Helikopter kreisten ihre Runden am Nachthimmel. Für eine Sekunde fragte er sich, ob die da oben überhaupt etwas sehen konnten. Der aufsteigende Rauch war ziemlich dicht...

"Wo ist das überhaupt?", fragte Steven und trat nun dazu.
"Schwer zu sagen", antwortete Kyu. "Es scheint jedenfalls weit hinten zu sein, irgendwo hinter der Einkaufsmeile... Vielleicht im Wald sogar?"
"Schauen wir nach!", sagte Steven entschlossen und öffnete seinen Kleiderschrank ohne auf Kyus Antwort zu warten. Daraus nahm er eine dünne schwarze Fleecejacke und zog sie über. Anschließend rannte er runter zur Haustür und zog sich seine Schuhe über.
Hat er nicht echt gesagt...
"Bist du verrückt?!", fassungslos rannte Kyu ihm hinterher und hätte beinahe auf der Treppe sein Gleichgewicht verloren. Alles dreht sich... "Wir wissen nicht was los ist, das könnte saugefährlich sein!"
"Deshalb finden wir's raus!"
"Warte-", ehe Kyu noch etwas sagen konnte, hatte Steven schon die Haustür aufgerissen und war herausgesprintet. Genervt stöhnte er auf. "Dass der Typ so stur sein muss..!"

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