18 - Evakuierung

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Die Pause neigte sich ihrem Ende zu, die ersten Schüler versammelten sich bereits wieder vor dem Schulgebäude und bildeten eine dichte Menschenmenge. Jeder, der sich darin befand, wurde von der Strömung des Menschenmeers mitgerissen, wenn alle das Gebäude wieder betreten wollten.
Da Kyu, Amika, Mack und Steven keine Lust darauf hatten in der Menge zu verschwinden, hielten sie sich lieber zurück. Bevor Steven auf die Schule kam - sprich vor den Sommerferien - spielte das Trio da andauernd aus Spaß mit, bis Kyu dabei etwas aus der Hosentasche gemopst wurde. Bis heute bekam er es nicht wieder. 
Amikas Laune war ebenfalls noch immer im Keller. Zumindest hatte sie mal ruhe vor ihrem Verehrer Mack. Steven hatte ihn 'verhext' zum Anfang der Pause. Und solange man seinen Namen nicht sagte, dürfte er nichts mehr sagen - Daher plante auch niemand, seinen Namen in den Mund zu nehmen.

"Dieser Ansturm ist ja ätzend...", fragte Steven und nippte an seinem Getränk, während er sich das Spektakel wie ein Affengehege anschaute. 
"Du findest alles ätzend", antwortete Kyu und musste sich ein Grinsen verkneifen. "Es ist eigentlich eine Erfahrung wert, sich mal mitreißen zu lassen..."
"Spinnst du?", verneinte es Steven und richtete seinen Blick nun auf Kyu. Er selbst hatte schon ein paar irre Aktionen erlebt, aber in einer Horde von stinkender Menschen zu ertrinken, das war ein anderes Level! "Da geh ich niemals rein!"

"Was denkst du dazu, Meister M?", ärgerte Kyu seinen Kumpel Mack und klopfte ihm lachend auf die Schulter. Macks beleidigter Blick war einfach zu herrlich! "Stimmt ja, darfst nicht reden. Und was denkst du, Amika?"
"Dass Stevchen Schiss hat", nuschelte sie entnervt und lehnte sich an eine Säule, die das Gebäude aufrecht hielt.
"Stevchen?!", prustete der Junge wütend und wäre ihr am liebsten an die Gurgel gesprungen. Es reichte ihm schon, wenn Janine ihn so nannte. Musste Amika sich das jetzt allen ernstes auch noch abgucken?! "Das wirst du bereuen... Bahn frei, Mack!"
"Endlich!", auf einmal sprang Mack auf und jubelte herum. Es war eine wahre Herausforderung, die gesamte Pause über kein einziges Wort zu sagen. Er hatte immer so vieles zu erzählen! Manchmal fragten seine Freunde sich echt, wo der Junge die ganzen Geschichten her hatte. Wie trieb er sich diese über Nacht auf? "Und ich hatte bereits Angst, nie mehr sprechen zu dürfen..."
Wäre ja zu schön gewesen... Amika konnte ihn aktuell echt nicht gebrauchen. Am liebsten hätte sie sich einfach in ihrem Zimmer eingesperrt und tagelang einfach in ihr Kopfkissen geschrien.

"Hör zu, Mack", das Mädchen der Bande stieß einen Seufzer aus und sah dann zu ihrem Kumpel herüber. "Bitte nimm das nicht persönlich. Aber ich habe gerade echt keine Kraft dafür, dir zuzuhören, so gern ich es auch tue, okay?"
Nimm das nicht persönlich. Er wollte es nicht. Und dennoch stach es irgendwo tief in ihm...
"O-okay, sorry...", murmelte er und nickte traurig. Na super, jetzt war sein Tag bereits gelaufen...
Um ihn etwas zu trösten, legte Kyu ihm eine Hand auf die Schulter. 
"Nimms dir wirklich nicht zu Herzen, sie macht nur viel durch...", versuchte er ihm zu sagen. 
"Ja, du hast vermutlich recht", nickend zwang sich der Teenager wieder ein lächeln auf. 
Das Gute und gleichzeitig Schlechte an Mack war, dass er ziemlich naiv war. Man konnte ihm viel Unsinn erzählen. Aber ihn genauso schnell wieder aufbauen.
"Naja, der Unterricht fängt an", meldete sich jetzt auch wieder Steven zu Wort, nachdem er den letzten Schluck aus der Dose getrunken hatte. Ohne hinzuschauen warf er sie Richtung Mülleimer, traf dabei jedoch einen Fünftklässler am Kopf. 
Kyu schüttelte nur den Kopf, während er sich dem nicht mehr allzu überfüllten Eingang näherte. Oh Steven...

***

"Luxa!", mittlerweile schweißgebadet rannte Shiro mit ihren Freunden durch die Gänge des Kellers. Auf und ab, jeder Raum wurde unter die Lupe genommen. Doch bis auf das Gewinsel eines Hundes hatten sie rein gar nichts, um ihn aufzuspüren. "Luxaaa!!!"
"Scheiße Mann, wir sind tot!", Lina war bereits kurz davor in Panik auszubrechen. Luxa durfte den Keller unter keinen Umständen verlassen! Aber wahrscheinlich war er bereits über alle Berge...
"Und jetzt?", fragte Phil die anderen und sah sich noch einmal um. Gab es nicht vielleicht irgendetwas, das man hätte übersehen können? Irgendwelche Spuren? Das Tier hatte eine offene Wunde, also musste doch bestimmt irgendwo eine Blutspur zu finden sein, über die sie ihn aufspüren könnten... "Schaut mal, ob ihr irgendwelche Blutspuren am Boden findet."

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