10 - Rettungsaktion

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Amika?
Ein eiskalter Schauer überlief Kyu als er seiner besten Freundin direkt ins Gesicht sehen musste. Warum musste sie ausgerechnet an dem Tag hier sein an dem er in so einer komischen Kleidung in den Park kam? Er konnte förmlich die schiefen Blicke der anderen wie Nadelstiche auf seiner Haut spüren. Hoffentlich konnte ihn niemand mit dieser billigen Pappmaske erkennen...

Zähne fletschend baute der Troll sich vor den drei auf. Als wolle er in Kürze zubeißen. Seinem Knurren zufolge war das natürlich nicht auszuschließen.
Jedes Mal, wenn er ausatmete, kam ihnen der warme Geruch von altem Schweiß und Karies entgegen. Selbst Steven musste ein paar Schritte zurückgehen, da er bereits grün um die Nase wurde.
"Okay, machen wir das schnell...", würgte Steven und legte seinen Rubin feste in die Faust, wo sich wie immer sein Feuerschwert bildete. Viele Leute, die sich um den Park herum versammelt hatten, hinterließen ein erstauntes Jubeln. Polizisten hingegen waren jedoch nicht sehr begeistert. Viel eher waren sie damit beschäftigt, die Leute nach hinten zu drängen, die unbedingt in den Park wollten. Wie es schien, hatten die beiden jetzt schon Fans und dazu eine große freie Kampffläche.

"Weißt du was? Du bist der mit der Waffe. Ich hol die Kinder...", plante Kyu und sah zu seinem Bruder. Als er sich umdrehte und loslaufen wollte, bemerkte er jedoch, dass Amika sich bereits dem Klettergerüst genähert hatte. Was hatte sie jetzt schon wieder vor?!
"Ähm... Entschuldigung, aber...", stotterte Kyu ein wenig nervös. Dass ihm nun so eine gigantische Menschenmenge zuschaute, setzte ihn ein wenig unter Druck. Schließlich wurden es immer mehr! "Du solltest das vielleicht uns übernehmen lassen..."
"Und für wen hältst du dich? Superman?", sofort wurde Kyu still. Zumindest wusste er damit, dass sie ihn nicht erkannt hatte. 
"Ist deine Freundin immer so, Kyu?", fragte Bomby kichernd und ließ seinen Freund knallrot unter seiner Maske anlaufen. Es erinnerte Kyu sofort wieder an die Geschichte beim Nachsitzen, als die beiden hinter ihnen anfingen zu kichern.
"S-sie ist nicht meine Freundin, Bom--"
"Bro, hilf mir mal!!", hörte er plötzlich Stevens Stimme hinter sich. Verdammt... Durch die Ablenkung bemerkte er gar nicht, dass der Troll sich bereits Steven griff und zwischen seinen Fingern hielt.

"Steven!", vollkommen Planlos schwang Kyu seine eisenharte Faust in den steinigen Magen des Giganten. Jedoch war es keine gute Idee, denn der Schlag stauchte sich bis in seine Schulter.
Kurz darauf warf das Wesen den jüngeren Bruder quer durch die Luft und verpasste Kyu nun ebenfalls einen Faustschlag, welcher seinen kompletten Torso betraf. Wie ein Papierflieger glitt Kyus Körper durch die Luft, bis er durch eine Holzbank krachte, dessen Holz sofort nachgab.
Steven knallte auf den harten Boden, konnte sich jedoch abrollen. Auch wenn er sich dadurch eine Menge Schmerzen ersparte tat ihm alles weh. Und seinen Rubin verlor er dummerweise auch noch. Vielleicht hatte Kyu doch recht... Heh. Ne!

Kyu setzte sich wieder auf und legte seine Finger an die Stirn. Der hat vielleicht eine Wucht...
Als er unter sich sah, bemerkte er den Haufen Splitter - und eine Gitarrentasche, auf welcher er saß. Eine, die er nur zu gut kannte... Oh oh...
Sofort sprang er auf und sah sich das Chaos an. Die ganze Gitarre war zerstört. Die Saiten hingen in alle Richtungen, der Hals gebrochen, genauso wie die Decke. Amika wird ihn umbringen!
"Alles gut bei dir, Kyu?", fragte Bomby besorgt. Kyu wusste erst nicht, was er sagen sollte.
"Ich denke schon. Ja...", seine Stimme klang ein wenig erschöpft. Natürlich, wenn so ein großer Troll ein Auto anheben konnte, waren Kyu und Bomby nur ein gefundenes Fressen. "Wir sollten Steven etwas Zeit verschaffen, um sich wieder aufzurichten..."
"Au ja! Los geht's!"

Amika kletterte langsam und behutsam an dem Klettergerüst hoch, um den beiden Kindern zu helfen. Doch jedes Mal, wenn sie sich bewegte, bewegte sich auch das Klettergerüst. Umso höher sie kam, desto schlimmer wurde es. Es war fast als säße sie auf einem mechanischen Bullen, nur angenehmer. Und gleichzeitig gefährlicher. Doch sie hielt sich daran fest, kletterte immer höher. Bis sie auf einer Augenhöhe mit den Kindern war. Ihre Verunsicherung war in ihren Augen glasklar zu erkennen.
"Es wird alles gut, ich bringe euch in Sicherheit!", versprach sie, doch sie starrten sie nur an, standen wie angewurzelt vor ihr und wussten nicht, was sie machen sollten. Sie alle hatten zu viel Angst davor, dass das Klettergerüst einstürzen könnte, wenn sie sich zu sehr bewegten. Diese hatte Amika ebenso. "Bitte... Kommt, ich will euch helfen!"

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