(NEU) 30 - Späte Stunde

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Langsam schlich sich der Junge an den Regalen den Kostümladens vorbei. Die Dunkelheit zierte die gesamte Umgebung und ließ die Schaufensterpuppen und Masken gruselig wirken
"Camilla?", wisperte er in die Dunkelheit und wagte es sich, einen Schritt nach dem anderen zu machen, in seiner Hand ein Plastiksäbel, welches einem Prinzen gehören könnte. "Camilla, bist du hier irgendwo?"
Die beiden Artemier Camilla und Charlie hatten die Idee gehabt, sich in dem Kostümladen von Metraville zu verstecken bis er schließen würde. So hätten sie die gesamte Nacht all den Kram nur für sich alleine! Er hielt es für eine schlechte Idee, jedoch war Camilla fest davon überzeugt. Und irgendwie schaffte seine abenteuerlustige Freundin es auch, ihn zu überzeugen dort mitzumachen.
Jedoch konnte er sie jetzt nicht mehr finden und war alleine in diesem Laden...

Vor einem Spiegel in der Nähe der Umkleiden hielt Charlie inne und betrachtete sein Spiegelbild. Der cartoonmäßig schlanke Körper des Artemiers war komplett ergraut. Sowohl seine Haut als auch seine Klamotten und das voluminöse Haar. Das einzige, was bei ihm Farbe hatte, waren das Säbel, dessen vergoldeten Griff er mit seinen vier Fingern hielt und die gold bemalte Krone auf seinem Kopf.
"Hm, diese Krone steht mir ja!", musste er verblüfft feststellen und musste breit lächeln, wobei seine Zähne in einem Halbkreis zu sehen waren.
Wusch!
Als im Hintergrund etwas zu rascheln begann, fuhr der Junge in seiner Haut zusammen. Er konnte es sogar im Spiegelbild sehen! Etwas war hinter ihm, und direkt in der Nähe... Ein Schatten, der noch gerade eben an ihm vorbeigehuscht war.
Zitternd drehte sich Charlie um und hielt sein Säbel vor sich. Und mit langsamen Schritten ging er in die Richtung, in die das Wesen verschwand.
"Zeig dich, du Biest!", rief er und machte weiterhin einen Schritt nach dem anderen. Sobald er Camilla finden würde, würde er ihr eine Standpauke darüber halten, was für eine grauenhafte Idee das doch war!
Ja, sie konnte was erleben...
Charlie näherte sich allmählich einem Spielbereich für Kinder, wo ein großer Abenteuerteppich lag mit Straßen und den Verkehrsschildern. Und daneben ein großes Tor mit einer auf der Wand aufgemalten mittelalterlichen Burg.
Für einen Moment blieb er stehen und betrachtete es. Für eine Zeichnung sah das Tor ziemlich echt aus! Däfür allerdings nicht die Burg. Diese sah aus als hätte ein fünfjähriges Kind sie an die Wand gekritzelt.

Ob sich etwas dahinter befindet?

Neugierig trat der Artemier näher an das Tor heran. Vielleicht versteckte sich ja Camilla dahinter...
Doch plötzlich ergriff ihn etwas an der Schulter. Eine haarige Klaue mit scharfen, langen Krallen. Fast wie die eines Hundes.
"Ah!", alarmiert wirbelte Charlie um 180 Grad herum und sah nun einem menschlichen Wesen mit Wolfsklauen und einem Wildschweinekopf in seine weißleuchtenden Augen.
Was zur Hölle war das nur für ein Monster.
Er wusste genau, dass sein Plastiksäbel nichts anrichten würde. Daher musste er mit pochendem Herzen zuschauen, wie sich die Kreatur über ihn beugte, und anschließend...
Kicherte?

Verwirrt betrachtete Charlie noch einmal den ebenso ausgegrauten Körper und das Tank Top, das den weiblichen, schlanken Körper bedeckte. Camilla!
Lachend nahm das Mädchen die Maske vom Kopf und zeigte so ihr langes, voluminöses Haar. Sie streckte ihm die Zunge raus, während Charlie begann sich aufzuregen.
"Mensch Camilla, ich hab mich so erschrocken!", begann der Junge sich über ihre Aktion aufzuregen. Camilla wusste genau, wie schreckhaft Charlie war und wie sehr er es hasste. Und trotzdem musste sie es immer und immer wieder machen!
"Entspann dich, Großer!", kicherte das Artemier-Mädchen und gab ihrem Freund einen Kuss auf die Wange, welcher daraufhin leicht errötete. "Du musst lernen, das Leben lockerer zu betrachten."
"Würde ich ja gern", seufzte Charlie und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. "Aber irgendwer zieht mich ja ständig durch den Kakao!"
Camilla verdrehte die Augen. Es war immer dasselbe mit ihm. Ständig war er zu verklemmt, egal bei was. Egal ob sie ihn verlegen machte oder ihn versuchte zu erschrecken. Sie wusste nicht so ganz, was genau es war, doch irgendwas daran fand sie ziemlich süß.

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