Kapitel 31 - Kennys Kostümwunder

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"Hier ist es also...", meinte Steven und stieg gemeinsam mit Bomby und Amika von Drahks Rücken herunter. Sein Blick war starr auf den Rubin in seiner Hand gerichtet, starr auf das pulsierende Licht. So wie in der Gespensternacht und bei Lagrima pulsierte das lebendige Licht hinter der Gläsernen Barriere, welche es in sich gefangen hielt. Genau hier standen Kyu und Steven neulich als sie es bemerkten. Direkt vor „Kennys Kostümwunder". Wer auch immer Kenny war. Und wieso auch immer er seinem Laden diesen Namen gegeben hatte... Dabei hatte Steven noch nie gesehen, wie dort jemand hineingegangen war.
Langsam lief er mit Blick auf den Rubin gerichtet Richtung Eingang. Es war wie bei einem heiß-kalt-Spiel. Umso näher sie einem weiteren Edelstein kamen, desto stärker wurde es. Wenn er sich entfernte, wurde es schwächer.

Um seine Theorie zu bestätigen, fing er an auf und ab zu laufen. Immer wieder wurde das Pulsieren stärker, und dann wieder schwächer, wenn er sich vom Laden entfernt. So funktioniert es also!
"Das sieht lustig aus!", Bomby musste bei dem Anblick kichern. Zumal sich Steven plötzlich gegen die mit Milchglasscheiben versehene Tür presste, um die Reaktion seines Steins herauszufinden. 
Auch Amika musste schmunzeln. Okay, ja. Das ist wirklich lächerlich...
"Äh... Und was genau hast du jetzt vor?", fragte Amika lachend und sah sich in den Straßen um. Gott sei Dank war weit und breit niemand gewesen. Sie wollte nicht gesehen werden, wie sie mit einer Bombe und einem Troll dabei zuschaut, wie Steven sich mit ganzem Körper maskiert gegen eine Tür drückte. "Außer deinen inneren Affen zu befreien."
Bevor Steven antwortete, äffte er ihr Lachen mit einer seltsamen Tonlage und Grimasse nach. Dann kam er zu dem Entschluss: "Wie ich es befürchtet hatte, der Stein befindet sich da drin schloss Steven fest und drehte sich zu ihr um. "Schätze wohl, wir müssen dort einbrechen."

Moment, Moment! Wollte Steven etwa allen Ernstes jetzt dort einbrechen? Dafür hatte sie sich nicht bereit gemeldet!
"Du willst doch nicht ernsthaft in ein Geschäft einbrechen?!", Amika würde Steven ja so einige Aktionen zutrauen, die sie niemand anderem zutrauen würde. Aber wo einbrechen?! "Kann das nicht warten bis der Laden offen hat?"
"Ja, schon", gab Steven zu und zuckte mit den Schultern. "Aber so ist es lustiger."
"Und es ist illegal!"
"Mimimi."
Entnervt stöhnte Amika auf. Wie konnte man nur solch ein Idiot sein? "Vergiss es, Mann. Du kannst einbrechen, wo du willst, aber dann gefälligst ohne mich!"
"Erst willst du mit und jetzt meckerst du. Bist ja 'ne tolle Hilfe!", beschwerte Steven sich und atmete tief durch. "Weißt du was? Schon okay, dann geh halt. Wir kommen auch ohne dich klar!"

Leicht genervt von dem Mädchen kniete er sich vor das Schloss des Geschäfts und gab Bomby eine Taschenlampe in die Hand, welche er auf das Schloss richtete. Dann zückte er eine Haarklammer und führte sie in das Schloss ein. Es erforderte ihn etwas mehr Geduld als damals in der Schule, zumal er nur eine Hand dafür frei hatte. Sein anderer Arm war ja noch immer in Gips eingewickelt.
Genervt seufzte Amika und sah ihm mit etwas Abstand dabei zu, wie er das Schloss knackte. Mit Sicherheit hatte sie sich nicht dazu bereit erklärt, in ein Geschäft einzubrechen! Andererseits war es ja ihre Idee gewesen, mitzukommen. Vielleicht könnte man da ja mal ein Auge zudrücken. Es war schließlich zum Wohle der Menschheit.
"Okay, ich helfe dir, Stevchen", gab sie in Endeffekt nach. Steven musste sich mit aller Mühe zurückhalten, nichts dagegen zu sagen. "Wehe wir finden diesen Kristall nicht!"
"Was soll schon schief gehen?", erklärte Steven und ließ ein leises Klicken im Schloss ertönen. Dann schob er die Tür auf, und durch eine Glocke läutete es. Kündigte ihren Besuch an als hätte man sie bereits erwartet. "Im schlimmsten Fall greift uns irgendein wildgewordener Artemier an, welcher sich hier versteckt hält."
"Ist es zu spät, doch noch die Meinung zu ändern?"
"Jupp."

"Drahk, kannst du hier Schmiere stehen?", fragte Bomby Drahk, welcher nickte. 
"Stehe Schmiere", grunzte der Große. Dann setzte er sich auf den kalten Boden, direkt neben eine Laterne.
Nervös zog Amika die Kapuze von Kyus Anzug auf und achtete darauf, dass auch wirklich keine einzige Haarsträhne erkennbar war. Danach verdeckte sie mithilfe ihres Mundtuchs ihren Mund und die Nase, zusätzlich zu der Augenmaske.
Sie war schon überrascht darüber, wie bequem dieser Anzug war! Er hielt sie kuschelig warm, aber auch nicht zu warm. Vielleicht war es eine Technologie, doch jedes einzelne Kleidungsstück passte ihr wie angegossen, obwohl Kyu ein Stück größer war als sie. Und wie leicht die Kleidung doch war...
"Dann gehen wir mal", meinte Steven und strahlte mit der Taschenlampe in den Laden. Das erste, was in den Schein des Lichts kam, waren fünf Schaufensterpuppen, alle in albernen Kostümen. Die mittlere Figur trug ein Piratenkostüm. Links daneben ein Vampir, und auf der äußeren linken Seite ein Cowboy. Rechts befanden sich eine Prinzessin und ein Ritter. 
Stevens Meinung nach war es eine komische Kombination. Aber viele davon waren waren sehr verbreitete Kostüme, also wunderte es ihn nicht. Was ihn dafür beunruhigte waren die Köpfe, welche direkt auf ihn gerichtet waren. Als würden die in den Kopf eingeschmolzenen, leeren Plastikaugen die drei Eindringlinge vorwurfsvoll anstarren. 
Mach dir jetzt nicht wegen ein paar Puppen in die Hose!

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